Vorhang auf: Blick hinter die Kulissen des Schauspielhaus Hannover

Aufgang zur Bühne im Schauspielhaus Hannover

Theater ist immer noch besetzt von einem Hauch Magie, wenn nicht sogar Intimität. Menschen spielen anderen Menschen etwas vor. Ganz ohne Schnitttechnik oder Computeranimationen. Dafür sind Improvisationstalente in alle Richtungen gefragt. Zusammen mit anderen Blogger_Innen durfte ich im Februar 2017 einen Blick hinter die Kulissen des Schauspielhaus Hannover wagen. Dabei haben wir nicht nur am eigenen Leib spüren dürfen wie rasant die Fahrt mit der Bühne sein kann, sondern auch, welcher Supermarkt die besten Utensilien für Theaterblut bereithält.

Die Reise beginnt – der erste Blick hinter die Kulissen des Schauspielhaus Hannover

Ich bin schon immer gerne ins Theater gegangen. In der Schule war ich immer die, die innerlich gejubelt hat, wenn es hieß, wir schauen uns mal wieder ein Stück an. Um so mehr habe ich mich also über die Einladung vom Schauspielhaus Hannover gefreut. Gegen 16 Uhr finden wir uns alle im Foyer des Schauspielhauses in der Prinzenstraße 9 ein. Ich freue mich einige bekannte Gesichter zu sehen. Fast noch mehr freue ich mich allerdings auch neue Blogger_innen kennen zu lernen. Ich finde es immer klasse, sich nicht hinter dem Bildschirm zu treffen, sondern ganz real. Denn auch dafür sind solche Events da.

Blick an die Decke des Schauspielhaus Hannover

Blick in den Theaterhimmel. Ganz schön viel Technik, oder?

Die große Theaterbühne im Schauspielhaus Hannover

Mit dem Hinweis Jacken und Taschen in einen Spint zu hängen, beginnt sich meine Vorfreude zu steigern. Wir werden jede Ecke des Theaters erkunden und da es manchmal eng oder dunkel ist, wären die nur im Weg. Da es auch wieder abends eine Vorstellung geben wird, die wir uns später auch anschauen, geht es als aller erstes direkt auf die Bühne. Interessanterweise sind mir die Sitzreihen der Zuschauenden weniger präsent, als ich das erwartet hätte. Ich dachte immer man fühlt sich quasi wie auf dem Präsentierteller. Dafür ist allerdings viel zu viel Technik und Requisite um einen. Es fühlt sich eigentlich sogar schon fast gemütlich an. Der erste Überraschungsmoment von vielen.

Von sich drehenden Bühnen und Kunstblut

Tatsächlich aber ist die Bühne mit viel Raffinesse ausgestattet. So gibt es verschiedene Module, die sich bewegen lassen. Wir dürfen uns einmal auf den sich drehenden Teil stellen und machen so ganz bequem eine Runde. Auch gibt es Elemente, die sich auf und ab fahren lassen. Na klar, das wir auch hiermit fahren. Hier muss ich mich sogar fast konzentrieren, damit mir nicht schwindelig wird. Wie gut, dass ich mich von meiner Höhenangst mit Fotografieren ablenken kann.

Spielplan des Schauspielhaus Hannover

Nach dem Besuch auf der Bühne geht es weiter über enge Treppenhäuser und verschachtelte Wege. Wir lernen etwas über Schauspieler_innen, die 8 Meter über der Bühne schweben, Lichttechnik und die verschiedenen Requisiten. Besonders faszinierend finde ich, dass in einer Echthaarperücke an die 60 bis 80 Arbeitsstunden stecken. Unglaublich oder? Auch Theaterblut dürfen wir kochen. Das könnte man zwar für viel Geld auch kaufen, aber selber machen geht einfacher und kostet weniger. Eigentlich braucht man nur Soßenbinder (aber den Hellen, der geht besser aus der Kleidung) und Rote Bete Saft (der von REWE hat die schönste Farbe). 

“Hamlet wird nie ein Gastspiel haben”

erklärt uns die Pressesprecherin Ulrike. Dafür sind die zwei riesengroßen Stücke eines Tunnels einfach zu groß. Die meisten Teile des Bühnenbilds werden allerdings nicht in Hannover angefertigt, sondern in Bornum. Hier wird auch jeden Tag genau das hergeholt, was man abends für die Aufführung benötigt. Am nächsten Tag geht das gleiche Spiel wieder von vorne los. Nur eben nicht bei Hamlet, denn das Bühnenbild ist wirklich gigantisch und passt nicht durch die ebenfalls schon recht großen Türen.

Perücken hergestellt von den Maskenbildnern des Schauspielhaus Hannover

Details im Kühlschrank der Requisite im Schauspielhaus Hannover

Anweisung für die Requisite im Schauspielhaus Hannover

Aberglaube und die psychologische Funktion der Maskenbildner_Innen

Was wir außerdem bei unserem Blick hinter die Kulissen des Schauspielhaus Hannover lernen ist, dass im Theater der Aberglaube immer noch weit verbreitet ist. Toi, Toi, Toi darf nicht erwidert werden und Macbeth sowieso nicht gesagt werden (naja, außer das Stück wird gespielt. Aber das ist ja irgendwie klar). Auch hat die Maske eine psychologische Funktion für die Darstellenden. Hier haben sie das letzte Mal vor dem Auftritt die Chance, sich zu sammeln und durchzuatmen. Deshalb ist die Maske auch ein ganz besonderer Ort im Theater.

Gang mit Bühnenoutfit im Schauspielhaus Hannover

Wir sind gut 2 1/2 Stunden unterwegs und die Zeit vergeht wie im Flüge. Wir erfahren einfach so viele spannende Dinge! Mein Liebling ist allerdings die Cumberlandsche Galerie. Dieser Ort ist wirklich magisch und ich freue mich total, mich dort fotografisch austoben zu dürfen. Unsere Tour endet in der Theaterkantine, wo wir noch eine letzte Stärkung zu uns nehmen, bevor wir das Stück Lehman Brothers – Aufstieg und Fall einer Dynastie anschauen. Nachdem wir kennen lernen durften, wie viel hinter den Kulissen abläuft, wollen wir nun das Ganze natürlich nochmal mit ganz anderen Augen sehen.

Garderobe in der Cumberlandschen Galleri im Schauspielhaus Hannover

Treppen in der Cumberlandschen Galerie im Schauspielhaus Hannover

Lehman Brothers

Wer kennt sie nicht, die Lehman Brothers? Spätestens nach der Finanzkrise in den USA klingelt es irgendwo ganz leise. Dabei haben die Lehman Brothers ganz klein, mit einem einfachen Geschäft in Alabama begonnen. Geschickt konnten sie es über 3 Generationen, zu einer der einflussreichsten Investmentbanken überhaupt aufbauen.

Das Stück zieht alle Register der Bühnentechnik. Nur das Kunstblut fehlt, aber wer das sehen will, ist bei Hamlet besser aufgehoben, lassen wir uns sagen. Im ersten Teil von Lehman Brothers wird das Geschehen gefilmt und live auf eine Leinwand projiziert. Dadurch komme ich mir fast ein bisschen wie im Kino vor, wären da nicht immer die Sprecher_innen am Rand, die alles erzählend begleiten und die Live Musik am rechten Bühnenrand. Nach der Pause dann der Cut. Je größer und undurchsichtiger wird, desto undurchsichtiger werden auch die Rollen. Es gibt keine klaren Grenzen mehr. Farben, Stimmen und Kostüme verschwimmen in einander. Auch wird nicht mehr gefilmt, die Bühne wirkt nun fast nackt im Gegensatz zu dem vorherigen Aufbau. Es entsteht ein Sog, dem man nicht wirklich entkommen kann. Ähnlich muss das Geld auf die Investmentbanker an der Wall Street wirken.

Finaler Akt

Der Blick hinter die Kulissen im Schauspielhaus Hannover war für mich tatsächlich eine Reise in eine andere Welt. Das Theater lädt mich immer wieder zum Träumen ein und lässt mich verzaubert zurück. Danke für den wunderschönen Tag und die Einladung vom Schauspielhaus Hannover. Unter #stageblogger könnt ihr auch den anderen Blogger_innen durchs Theater folgen. Lisa von Stelldichein.de hat ebenfalls einen sehr schönen Bericht zu diesem Tag geschrieben. Hier… gelangst du zu ihm. 

Aktuelle Informationen zum Schauspielhaus findest du auf deren Website: 
http://www.staatstheater-hannover.de/schauspiel/

Mich würde interessieren ob du ebenfalls gerne ins Theater gehst? Vielleicht spielst du ja auch selber oder hast schon mal in einem fremden Land dir ein ganz besonderes Theaterstück angeschaut? Deine Meinung interessiert mich. 

Details in der Requisite des Schauspielhaus Hannover

Durch die verschiedenen Namen der Stücke ergeben sich manchmal skurrile Kombinationen.

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2 Kommentare
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Gast
7 Jahre zuvor

Auf meinen zahlreichen Touren habe ich mehrfach in einem Waldgebiet im Süden Nähe Maschsee genächtigt, in einem Hotel mitten im Wald.
War eine ganze Ecke am Maschsee bis in die Stadt.
Das Rathaus ist toll, trozdem ist es etwas übertrieben, Hannover als schönste Stadt Deutschlands zu bezeichnen, da gibt es andere…
Nichtsdestotrotz waren es schöne Kurzstopps für 1-2 Nächte.
Die “Holländer”-Inszenierung in der Staats-Oper (nicht im Schauspielhaus) im Jahre 2006 war eine Katastrophe und eine total misslungene Interpretation.
Ich habe es als Wagner-Purist nicht einfach…
herrrothwandertwieder