Die acht Lektionen der Wüste – Mit den Nomaden Nordafrikas nach Timbuktu
„Wir irren, wenn wir die Nomaden für heimatlos halten: Um einen Ort kennen- und lieben zu lernen, muss man doch dort herumlaufen, sich in seiner Erde wälzen, von dort ausschwärmen und wieder zurückkehren.“
Mich hat die Wüste schon immer fasziniert. Woran genau das liegt, kann ich nur schwer beantworten. Vielleicht weil es ein Ort der absoluten Ruhe ist. Aber es ist auch ein Ort, der seinen Bewohnern einiges abverlangt. Vom Leben der Nomaden in der Sahara erzählt der Brite Nicholas Jubber in „Die acht Lektionen der Wüste“. Von Marokko bis nach Mali, in das sagenumwobene Timbuktu, reichen seine Erzählungen. Dabei reist er mit Nomadenfamilie und taucht tief ein, in dieses uns so fremde Leben. Er lernt ein Kamel zu satteln und zu reiten, er lernt die Wüste zu „lesen“ und sich in dem Meer aus Sand zu orientieren. Dabei verlangt ihm dieses raue Leben natürlich einiges ab und nicht alles klappt, wie er sich das vorgestellt hat.
Gefällt weil: „Die acht Lektionen der Wüste“ so viel ineinander vereint. Es ist wie eine gute Geschichtsstunde, über die Zeit als Wüstenstädte wie Timbuktu noch groß und bedeutend waren und das Leben als Nomade keine Ausnahme war. Jubber unterhält sich mit vielen Gelehrten, um über das Leben der Nomaden von früher und heute zu lernen. Und genauso ist es auch eine Lektion über die Geographie, Flora und Faune der Wüste. Der Autor lernt vieles über das (Über-)Leben in der größten Wüste der Welt.
Dazu ist „Die acht Lektionen der Wüste“ auch noch humorvoll geschrieben. Wie jeder, der in einem ihm völlig fremde Kultur kommt, macht Jubber Fehler. Es ist unmöglich alles auf Anhieb verstehen zu können. Sein Vorteil ist allerdings: als Außenstehender ist es nicht sonderlich schlimm, wenn ihm Fehler unterlaufen. So werden einige witzige Situationen beschrieben und gleichermaßen lernen wir alle von diesen Situationen.
Gefällt auch, weil „Die acht Lektionen der Wüste“ genauso schlau, wie witzig geschrieben ist. Das Lesen macht unglaublich viel Spaß und ich konnte das Buch kaum beiseite legen:
„Ich ging hin und sah sie mir genauer an. Seit Timbuktu hatte ich nicht mehr so viele Kamele gesehen, und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. O Gott, mich bringt der Anblick paarhufig rezenter Schwielensohler in Wallung!“
Außerdem ist das Buch sehr gut zu lesen. Wie der Titel es schon verrät, orientiert sich die Gliederung an den Acht Lektionen der Wüste, die der Autor gelehrt bekommen hat. Diese sind:
1. Beharrlichkeit – Wie man ein Kamel zäumt und belädt, das nicht gezäumt und beladen werden will.
2. Überwindung – Wie man auf einem Kamel reitet und dabei vor Freude die größten Schmerzen vergisst … so gut wie.
3. Weitsicht (ohne Sicht) – Wie man in der Nacht den Weg durch die Wüste findet.
4. Kreativität – Wie man aus dem Nichts ein Lager errichtet.
5. Bildung – Wie man in der Wüste Kinder großzieht.
6. Tradition – „Vergangenheit und Zukunft ähneln sich wie ein Wassertropfen dem anderen.“ Ibn Khaldun
7. Reinheit – Warum Wasser dort, wo es keines gibt, am besten ist.
8. Geduld – Wie viel Punkte man erzielen muss, um in einen Berberstamm aufgenommen zu werden … und warum ich es knapp schaffte.
Und nicht nur das, Jubber beobachtet ohne zu Urteilen und das gefällt mir sehr gut. Er überlässt es dem Lesenden sich ein eigenes Bilder über die Nomaden zu machen, zu verstehen und ein Bewusstsein für deren Lebensstil zu entwickeln.
Ich kann dieses Buch nur wärmsten allen empfehlen, die das Reisen lieben und ebenfalls eine Sehnsucht nach der Wüste, oder dem Unterwegs sein verspüren. Ob du gerade selbst unterwegs bist oder es dir für die kältere Jahreszeit bequemt macht, spielt keine Rolle – die Acht Lektionen der Wüste unterhält dich auf jeden Fall bzw. hält dich warm mit Geschichten aus der Sahara.
Die acht lektionen der wüste
Die acht Lektionen der Wüste
Mit den Nomaden Nordafrikas nach Timbuktu
344 Seiten | Klappenbroschur mit zahlreichen Fotografien und Karten
ISBN: 978-3-7701-6680-0
16,99€ (D) über Dumont
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen widerspiegeln.