Das sommerliche Hokkaido hat mein Herz im Sturm erobert. Warum, verrate ich dir in diesem Reisebericht.
Woran denkst du zuerst, wenn du Hokkaido hörst? Vielleicht an den bei uns sehr beliebten, orangenen Kürbis. Dabei handelt es sich bei Hokkaido auch um die nördlichste Hauptinsel Japans, welche auch im Sommer mit angenehmen Temperaturen aufwartet. Kein Wundern, dass die Region bekannt ist für schmackhafte kulinarische Erzeugnisse und bunte Blumenfelder. Erlebe mit mir Hokkaido im Sommer und tauche ein, in die besondere Natur- und Kulturlandschaft rund um Biei und Furano.
Warum sich eine Sommerreise nach Hokkaido lohnt
Falls du mir auf Instagram ↗ während meiner Japanreise gefolgt bist, wirst du nicht nur einmal gesehen haben, wie heiß es im Juli und August war. Zwar wurde 2025 insbesondere auch Tokio von einer Hitzewelle heimgesucht, jedoch sind Temperaturen über 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von über 75% keine Seltenheit. Umso schöner waren dann die Tage in Hokkaido.
Über die beste Reisezeit nach Hokkaido lässt sich sicherlich streiten. Denn im Herbst ist das bunte Laub eine wahre Augenpracht und im Winter lockt der berühmte „Japow“ (japanischer Pulverschnee von äußerst hoher Qualität). Ich jedoch mochte Hokkaido im Sommer sehr gerne! Zwar ist es auch warm, aber nicht zu heiß und weniger schwül. Daher bietet sich der Sommer für Wanderungen und andere Naturerlebnisse an.
Mich hat die Jahreszeit jedoch sehr an die vielen Studio Ghibli Filme erinnert, die ich so gerne gucke. Der strahlend blaue Himmel, das Zirpen der Zikade und bunt blühende Pflanzen. All das sind Elemente, welche sich oft in den Produktionen des japanischen Zeichentrickfilmstudios finden und die mich begeistern, seitdem ich ein Kind bin.

Die Region rund um Biei und Furano, welche im Herzen Hokkaidos zu finden ist, liegt am Fuße der Tokachidake Bergkette des Daisetsuzan Nationalparks. Bei klarer Sicht kann man den dampfenden Gipfel des Mt. Asahidake sehen. Der aktive Vulkan ist der höchste Berg Hokkaidos und steht in einem starken Kontrast zu den sonst so lieblichen Hügeln, Feldern, Farmen und Blumenteppichen. Die Wanderung zum Mt. Asahidake habe ich hier ↗ ausführlich beschrieben.


Sommerliche Aktivitäten in Biei und Furano – Natur pur, Fotospots und Farmbesuche
Fotogalerie Takushinkan und die Allee der Birken
Umrahmt von Birken liegt die Fotogalerie Takushinkan. Von Biei kommend ist sie ein äußerst lohnenswerter Stopp auf dem Weg zum berühmten Shirogane Blue Pond. In ruhiger Atmosphäre kann man hier die Fotografien des berühmten Landschaftsfotografen Shinzo Maeda, seinem Sohn Akira Maeda und seinem Enkelsohn Keiji Maeda. Alle drei halten die besondere Atmosphäre der wunderschönen Landschaft rund um Biei und Furano, welche mich auch so fasziniert hat, zu den unterschiedlichen Jahreszeiten fest. Insbesondere Bäume, aber auch die schroffen Gipfel der Tokachidake Bergkette, sind immer wiederkehrende Motive.
Der Eintritt in die Galerie ist kostenfrei und es gibt einen sehr schönen Souvenirshop. In der Nähe gibt es außerdem öffentliche Toiletten, ein hervorragendes Restaurant (eine Reservierung wird empfohlen) und ein Kulturzentrum, rund um das Thema Indigo und Färben. Dieses hatte leider bei unserem Besuch zu, sah aber von außen sehr interessant aus.


Viel Zeit haben wir außerdem in der von Shinzo Maeda angelegten Birkenallee verbracht. Die Birken zaubern nicht nur ein wunderbares Licht- und Schattenspiel, sondern sind dadurch auch ein tolles Fotomotiv.
Die Fotografen haben insbesondere die Bäume rund um Biei so berühmt gemacht, dass viele von ihnen einen Namen tragen und gezielt von Reisegruppen und Tourist*innen angesteuert werden. Der Hype ging sogar mal so weit, dass einer der Bäume gefällt wurde, weil der Trubel zu groß wurde. Irgendwie eine frühe Form des Overtourism, welcher nicht durch Social Media, aber durch berühmte Fotografien und Werbespots ausgelöst wurde.



Achtung, die Galerie hat laut Website vom 01. Oktober bis 30. November 2025 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.
Shirogane Blue Pond – Der magische blaue Teich
Der Shirogane Blue Pond ist wohl DAS Highlight, wenn man nach Attraktionen rund um Biei sucht. Dementsprechend groß ist auch der Besucher*innenparkplatz und groß der Ansturm. Wenn das Sonnenlicht auf den See fällt, schillert er in den schönen Blautönen und ist ein tolles Fotomotiv. Dabei ist der See künstlich entstanden und ist Teil einer Maßnahme des Erosionskontrollsystems von 1988. Mehr dazu kannst du hier nachlesen ↗ .
Das Gute am Blue Pond ist, dass die Menschenmassen alle auf den See schauen und man dadurch ein gewisses Gefühl von Weiten und Einsamkeit vermittelt bekommt. Für mich war es definitiv eher ein Fall von „been there, done that“. Man kann sich den Teich definitiv anschauen, wenn man schon mal vor Ort ist, es ist aber für mich kein Muss. Ähnlich verhält es sich für mich mit Shirahige Wasserfall. Es gibt definitiv ruhigere Orte in der Region Biei und Furano.


Insider-Tipp: Shirohane fudo no taki Wasserfall
Hokkaido im Sommer ist äußerst beliebt und es klang sicherlich schon an der einen oder anderen Stelle an, dass Hotspots in Biei und Furano durchaus voller sein können. Nichtsdestotrotz hatten wir auch viele schöne und ruhige (Natur-)Momente für uns. Dazu gehört auch der Shirohane fudo no taki Wasserfall. Er liegt in einem Waldstück entlang der Straße zwischen Shirahige Wasserfall und Blue Pond. Wir sind auch nur drauf aufmerksam geworden, weil dort einige Autos in einer Haltebucht standen und wir dadurch neugierig geworden sind.
Nach einem kurzen Fußmarsch durch einen schönen Wald, der mit seinen vielen Buddha Staturen auch eine religiöse Bedeutung hat, kommt man an dem Shirohane fudo no taki Wasserfall an. Wir haben uns den Anblick mit genau einer anderen Familie geteilt und waren total happy über diesen Zufallsfund.



Kulinarische Highlights und Farmbesuche – Schlemmen in Hokkaido
Hokkaido ist weit über die Grenzen der Inseln bekannt. Auf den Farmen wächst so perfektes Obst, dass es bisweilen für mehrere Hundert Euro verkauft wird und das kalte Wasser des Ozeans sorgt für ideale Bedingungen zum Fischfang und für Meeresfrüchte. Darüber hinaus wird Wein angebaut und seit Jahrzehnten in Sapporo äußerst beliebtes Bier gebraut. Dieses bekommt man oft in unseren asiatischen Lebensmittelmärkten, auch wenn im Urlaub alles immer ein bisschen besser schmeckt.
Auch wir haben uns einen Tag gezielt durch die Spezialitäten Bieis gefuttert. Angefangen von handgemachten Mochis von Watanabe Seika ↗, über die hausgemachten Spezialitäten im wunderschönen Cafe Yomu ↗, bis hin zu den Farmprodukten von Ferme La Terre Biei ↗, den himmlischen Backwaren der Hitosaji Farm Bakery ↗ und den Speisen von Aruu no Pain ↗. Die letzten drei Spots liegen „gefährlich“ nah beieinander, sodass ich empfehle bei Aruu no Pain vor Ort zu essen und sich bei den anderen zwei Empfehlungen mit Leckerein einzudecken und diese zum Beispiel auf eine Wanderung oder zum Hokusei-no-oka Aussichtspunkt mitzunehmen. Dort gibt es überdachte Picknickbänke.




Das Buch zur Reise nach Hokkaido

Hokkaido ist in ganz Japan bekannt und beliebt für qualitativ hochwertige Lebensmittel und eine besondere Essenskultur. Prangt auf einem Produkt als Herkunft Hokkaido weiß man, da steckt Qualität drin. In dem Kochbuch „Japan, Hokkaido das kulinarische Paradies“ nimmt der Autor Tim Anderson und mit zu regionaltypischen Rezepten von der Ainu-Küche bis hin zu Sapporo-Miso-Ramen, Milchbrot und diversen Ideen für die beliebten Melonen.
Hier gehts zum Kochbuch ↗ [Affiliate Link]
Hokusei-no-oka Observatory Park – Die schönste Sicht auf Biei und der Tokachidake Bergkette
Von der pyramidenförmigen Aussichtsplattform Hokusei-no-oka hat man einen wunderschönen Blick über Biei und die Tokachidake Bergkette mit dem dampfenden Mt. Asahidake. Tagsüber kann es hier ebenfalls relativ voll werden, deshalb empfehle ich im goldenen Licht der Abendsonne zu kommen. Dann haben zwar die Souvenirshops und Cafés geschlossen, aber natürlich gibt es Vending Machines, saubere Toiletten und vor allem das schönste Licht zum Fotografieren. Und im Idealfall hast du dir sowieso noch etwas zum Picknicken von meinen vorherigen Tipps mitgenommen!



Praktische Tipps für deine Sommerreise nach Biei & Furano
Beste Reisezeit & Wetter
Um den Sommer mit all seinen Highlights zu erleben, empfehlen sich entweder die Monate Juli bis August, wo der Lavendel blüht oder Juni und September, wo es deutlich weniger voll ist. Biei und Furano sind vor allem für die vielen bunt blühenden Felder aus Lavendel, Mohn, Sonnenblumen und vielen anderen Pflanzen bekannt. Rund 1,2 Millionen Menschen werden jedes Jahr von der Blütenpracht angezogen. Die meisten Tourist*innen haben wir bei unserem Besuch Anfang August 2025 am Blue Pond und am Mt. Asahidake getroffen. Wobei sich die Besucher*innenströme bei letzterem gut verlaufen.
Unser Eindruck war, dass viele chinesische Reisegruppen von einem Hotspot zum nächsten gefahren werden, dort einige Minuten haben, um sich diesen anzuschauen und dann weiter fahren. Deshalb kann es punktuell voll werden, wenn man aber etwas abwartet, wird es auch wieder ruhiger. So hatten wir die Birkenallee an der Fotogalerie Takushinkan auch schnell wieder für uns allein.

Anreise & Transport
Von Tokio ging es für uns zum Flughafen Neu-Chitose in der Nähe von Saporro. Es empfiehlt sich unbedingt für Hokkaido ein Auto zu mieten, um flexibel unterwegs sein zu können. Mit dem Mietwagen sind Fotospots besser zu erreichen und man ist nicht auf die eingeschränkten Fahrzeiten der Busse angewiesen.
Der Flug von Haneda nach Neu-Chitose dauert keine zwei Stunden. Wir hatten sogar das Glück, mit einer Pokémon Maschine fliegen zu dürfen. Das war ein tolles Erlebnis und zum Abschied wurden mir sogar noch zwei Pokémon Karten geschenkt.
Am Flughafen hat die Mietwagenübergabe dann ein wenig gedauert, verlief aber typisch japanisch unkompliziert und reibungslos. Da die Geschwindigkeit selbst auf der Autobahn oft auf 80 km/h beschränkt ist, haben wir nochmal gut 2 1/2 Stunden bis zu unserer Unterkunft gebraucht. Die geringe Geschwindigkeit ist für die Fahrerin natürlich sehr angenehm, andererseits ist man auch für kürzere Strecken oft lange unterwegs und das sollte man unbedingt einplanen.
Auf dem letzten Abschnitt zwischen Asahikawa und Biei bzw. Furano verläuft die Straße längs von Schienen. Wir haben selbst keine Fahrt mit dem Zug unternommen, aber ich habe mir sagen lassen, dass die Zugfahrt mit dem Furano Biei Norokko Train ↗ entlang der Lavendelfelder und malerischen Hügel Bieis wirklich malerisch sein soll. Vielleicht eine schöne Idee, wenn man mehrere Tage zur Verfügung hat und einen nutzen möchte, um Asahikawa zu erkunden.

Übernachtungstipps
Wir haben in der kleinen Pension Natsumi no Sato ↗ [Affiliate Link] übernachtet und ich hätte nirgendwo anders schlafen wollen! Dort habe ich mich ein wenig gefühlt, als wäre man bei Verwandten zu Hause, so liebevoll war alles dekoriert und hergerichtet. Die Besitzerin quiltet und zaubert ganz wunderbare Meisterwerke, die für mich den Geist der Region einfangen. Außerdem ist das Essen ganz hervorragend (nur meine Begegnung mit einer Umeboshi, eine lakto-fermentierte Frucht, muss ich nicht wiederholen), es gibt einen schönen Garten und die Lage ist ein guter Ausgangspunkt für Biei, Furano und darüber hinaus.
Die Pension ist Teil des WWOOF Netzwerks (Worldwide Opportunities on Organic Farms) und man kann entweder selbst als Volunteer dort mit anpacken oder kommt zumindest mit Freiwilligen von überallher in Kontakt. Ein Konzept, welches ich sehr gerne mag.


Per Zufall bin ich noch auf das Café LITTLE NAP ↗ gestoßen, wo man ebenfalls übernachten kann. Ich habe es nicht selbst getestet, finde aber, das es einen super Eindruck macht und bei meinem nächsten Besuch in Hokkaido würde ich mich da wohl auch mal einbuchen.
Fazit Sommer in Hokkaido: Biei & Furano als Traumziel
In das bunte Herz Hokkaidos habe ich mich ein wenig schockverliebt. Zwar hatte ich schon geahnt, dass mir die Wanderung im Daisetsuzan Nationalpark ausgesprochen gut gefallen würde, aber das die Region rund um Biei und Furano so einschlägt, hätte ich nicht gedacht. Die Tage dort waren wie ein einziger Sommertraum und insbesondere die Kombination aus kulinarischen Highlights, Kultur- und Naturlandschaften hat mir gut gefallen. Denn gibt es noch etwas, was mehr entschleunigt, als mit einem Eiskaffee in der Hand, dem sanften Spiel des Windes in den Feldern zuzuschauen, während im Hintergrund die Grillen zirpen und die Sonne den Rücken wärmt? Ich glaube nur wenig!
Während Hokkaido der nördlichste Punkt Japans ist und die kürzeste Entfernung zu Russland nur 43 km beträgt, habe ich auch den südlichsten Punkt des Landes bereist. Die tropische Insel Ishigaki ↗ steht in einem starken Kontrast zur Natur- und Kulturlandschaft rund um Biei und Furano und zeigt nochmal ganz andere Facetten Japans.
