Diese Wanderung war der Grund, weshalb wir nach Japan reisen wollten
Es dampft und brodelt ganz gewaltig aus den Tiefen des Mt. Asahidake im Daisetsuzan Nationalpark. Der aktive Vulkan lässt keinen Zweifel daran aufkommen, weshalb er bei den indigenen Ainu auch als „Spielplatz der Götter“ (Kamuimintara) bekannt ist. Zahlreiche Fumerolen sorgen dafür, dass weiße Wolken zischend in den Himmel aufsteigen und ein leichter Schwefelgeruch in der Luft liegt. In meinen Gedanken stelle ich mir vor, dass so Wolken geboren werden. Die spektakuläre Wanderung auf den Mt. Asahidake ist einer der Gründe, weshalb wir überhaupt nach Japan wollten und ein absolutes Highlight unserer Reise.
Anreise zum Mt. Asahidake
Der Mt. Asahidake ist Teil einer Vulkankette im Daisetsuzan Nationalpark, welcher zentral auf Japans nördlichster Insel Hokkaidō liegt. Er befindet sich nicht unweit, der vor allem durch seine Blumenfelder und den Landschaftsfotografen Shinzo Maeda, bekannten Stadt Biei.
Mit seinen 2.291 Metern ist der Mt. Asahidake der höchste Berg Hokkaidōs. Dank der Daisetsuzan Asahidake Ropeway (Seilbahn) ist der Aufstieg jedoch gut als Halbtagestour planbar und mit einer gewissen Grundfitness und Trittsicherheit auch machbar. Von Biei aus, wo wir auch übernachtet haben, haben wir in rund 40 Minuten Asahidake Onsen erreicht. Dort fährt nicht nur die Seilbahn in Richtung Asahidake los, sondern es gibt auch einige Hotels und ein äußerst sehenswertes Visitor Center.



Für Hokkaidō im allgemeinen und speziell auch die Region rund um Furano, Biei und den Daisetsuzan Nationalpark empfiehlt es sich einen Mietwagen zu haben. Ich habe das Fahren immer als sehr entspannt empfunden und gerade die Anfahrt auf den Nationalpark zu war wunderschön. Es stehen außreichend Parkplätze an der Seilbahn und dem Besucher*innenzentrum zur Verfügung. Man zahlt eine kleine Gebühr und es ist hilfreich, ein paar Yen-Münzen bei sich zu haben.
An dieser Stelle sei aber auch gesagt, dass mein Partner und ich im Sommer dort waren und Hokkaidō für seinen Schneefall bekannt ist. Im Winter geht nichts ohne Schneeketten und auch die Wanderung auf den Mt. Asahidake gestaltet sich dann ganz anders. Die Schneedecke kann dann bis zu 13 Metern hoch sein. Für mich kaum vorzustellen!
Wissenswertes für die Wanderung auf den Mt. Asahidake und den Daisetsuzan Nationalpark
Hokkaidō ist nicht nur für viel Schnee und den berühmten „Japow“ bekannt, sondern auch für die hohe Dichte an Braunbären. Schätzungsweise 12.000 Braunbären sollen im Norden Japans leben. Diese beachtliche Zahl sorgt dafür, dass man sich vor einer Wanderung genaustens informieren und ggf. auch ausstatten sollte. Aber keine Sorge, die Wanderung auf den Mt. Asahidake ist sehr populär und eine Begegnung mit Bären eher unwahrscheinlich. Dennoch empfehle ich dir, dich vor dem Antritt der Wanderung im Visitor Center zu informieren und dir, so wie wir es auch getan haben, eine Bärenglocke und eine -pfeife zu kaufen. Beides sind ebenfalls schöne Souvenirs!

Sowohl in der Tal- als auch in der Bergstation kann man sich mit Getränken und Essen versorgen. Jedoch ist die Region rund um Biei für die vielfältigen landwirtschaftlichen Produkte bekannt und es macht Freude, sich im Vorfeld mit einigen Leckereien zu versorgen. Es gibt zum Beispiel großartige Bäckereien (ein Favorit ist diese der Hitosaji Farm) oder auch einen Laden, wo Mochis traditionell von Hand gefertigt werden.
An Equipment rate ich zu festen Wanderschuhen, einem Pulli, einer winddichten und je nach Bedarf auch wasserfesten Jacke und auch mindestens einem Wanderstock. Das vulkanische Gestein ist zum Teil lose und mit einem Stock hat man einfach mehr Halt. Ich war erschrocken, wie viele Tourist*innen doch ziemlich unvorbereitet auf den Mt. Asahidake gewandert sind. Auch wenn es eine eher leichte und kurze Trekkingtour ist, so sollte man diese doch nicht unterschätzen. Das Wetter kann immer umschwingen und man sollte zumindest einen Grundstock an Nahrung, Trinken und Kleidung bei sich haben.
Nachdem man die Gondel der Seilbahn auf den Mt. Asahidake verlassen hat, gibt es eine kurze Einweisung durch Mitarbeitende des Nationalparks. Es wird unter anderem darauf hingewiesen, dass es sich um alpines Gelände handelt, über die Bärendichte und Besonderheiten des Vulkans gesprochen. Anscheinend ist auch die Sorge groß, dass Wanderer*innen verloren gehen. Nicht nur in dem Briefing wird zur Vorsicht gemahnt, es gibt auch immer wieder Hinweisschilder entlang des Weges.




Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man vorsichtig sein muss, wenn es nebelig ist und auch etwas Trittsicherheit ist angebracht. Jedoch ist der Aufstieg auf den Gipfel des Mt. Asahidake nahezu komplett durch kleine Säule begrenzt und in unserem Fall waren auch so viele andere Menschen unterwegs, dass man sich kaum verlaufen kann.
Wanderung auf den Mt. Asahidake
Nach der schönen Fahrt in Richtung Daisetsuzan Nationalpark sind wir zunächst ins Visitor Center und haben uns die sehenswerte Ausstellung angeschaut. Die Schneeschuhe im Eingangsbereich und einige Fotografien geben einen Eindruck davon, wie es hier im Winter aussehen kann. Zwar ist es jetzt im Sommer deutlich kühler als zum Beispiel auf Ishigaki im äußersten Süden Japans, Sorgen zu frieren habe ich aber trotzdem nicht.
Im Visitor Center haben wir auch einen Moment der Erleuchtung. Im Daisetsuzan Nationalpark leben nämlich Pfeifhasen, die auch Pikas genannt werden. Es sind kleine, mäuseartige (auch wenn sie zu den Hasenartigen gehören) Tiere, die niedliche große und beinahe Kreisrunde Ohren haben. Der Name Pika kam uns so vertraut vor und irgendwann fiel der Groschen, dass sie die Inspiration für das beliebte Pokémon Pikachu standen! Solche Momente sollten wir noch des Öfteren in Japan haben. Richtig cool, den Kindheitsidolen auf die Spur zu kommen.
Im Gebäude der Talstation konnten wir ohne Probleme Tickets für die Seilbahn kaufen. Zwar war der Parkplatz relativ voll, eine Wartezeit hatten wir trotzdem nicht und auch oben war es nicht zu überlaufen. Menschenleer ist es jedoch auch auf dem Mt. Asahidake nicht.
Bereits kurz nachdem wir die Gondel verlassen haben, kamen wir aus dem Staunen nicht heraus. Das Grün der Büsche, gepaart mit den bräunlichen Erdfarben des Vulkans und dann die dampfenden und zischenden Fumerolen und die beeindruckende Spiegelung des Ganzen im Vulkansee. Diese Bilder hatten uns viele Monate vor unserer Reise überzeugt, doch die teuren Flüge in Kauf zu nehmen und nach Japan zu reisen. Und allein dafür hat es sich auch gelohnt.




Zwar ist der Asahidake das letzte Mal vor 200 Jahren ausgebrochen, dennoch ist es ein besonderes Gefühl, diesen besonderen Schichtvulkan mit eigenen Augen zu sehen. Insbesondere wenn zwischen unserem Besuch und dem Erdbeben in Kamtschatka am 30. Juli nur wenige Tage lagen. Da bekommt man doch sehr eindrücklich vor Augen gehalten, welche Macht unsere Erde hat, wenn sie bebt. Und in dieser Region ist einiges los, denn der Daisetsuzan Nationalpark gehört zum Nordende des pazifischen Feuerrings.
Wir haben beim Briefing auch eine DIN A4 Kopie mit einer Karte zum Rundwanderweg um den Sugatami See erhalten, jedoch keine Informationen zum Aufstieg auf den Gipfel des Mt. Asahidake. Auch online konnte ich wenig dazu finden (ein Grund, weshalb ich diesen Reisebericht schreibe). Jedoch ist der Weg gut ausgeschildert und markiert und anhand der Höhenmeterdifferenz vom Startpunkt und des Gipfels konnten wir uns in etwas ausrechnen, was vor uns liegen sollte. Auch wenn wir den Gipfel zu kaum einem Zeitpunkt sehen konnten, da er immer in den Wolken lag.
Wenn du jedoch auch so ein Karten-Fan wie ich bist, empfehle ich dir die äußerst detaillreiche Karte „Asahi-Dake – The heart of the Daisetsuzan National Park“ [Affiliate Link].

Von der Sugatami Station sind es circa 670 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt des Mt. Asahidake. Es handelt sich dabei um eine Hin-und-Zurück-Route und wir schätzen die Länge auf ungefähr 6 Kilometer. Mit Fotostopps und ab und zu durchschnaufen, haben wir ungefähr 2 1/2 Stunden für den Aufstieg benötigt. Hinab ging es in einer guten Stunde.
Angekommen auf dem Gipfel haben wir leider nicht in den Krater blicken können, dazu war es zu bewölkt. Dafür klarte es immer wieder in die andere Richtung auf und ich war ganz fasziniert von der Färbung der Berge. Ich war zwar noch nie in Peru bei den Regenbogenbergen, aber ein kleines bisschen stelle ich es mir so vor. Neben dem obligatorischen Gipfelfoto war ein weiteres Highlight die Vielzahl an Libellen. So viele habe ich noch nie gesehen! Falls du weißt, warum es da so viele gibt, bin ich über eine Erklärung sehr dankbar. Auch wenn es rasch kühl wurde, haben wir uns kurz gestärkt, ehe es dann wieder an den Abstieg in Richtung Seilbahn ging.




Als Belohnung solltest du dir unbedingt einen Pin kaufen und eine Mountain Croquette verspeisen. Diese gibt es nur in der Gipfelstation und nach der beeindruckenden Wanderung schmeckt sie gleich doppelt gut.
Mein Fazit zur Wanderung
Alles in allem war die Wanderung auf den Mt. Asahidake wirklich toll und ein absolutes Highlight! Wir hatten großes Glück mit dem Wetter und noch verhältnismäßig viel Sicht. Ich würde dir raten, wenn möglich, deinen Besuch flexibel zu planen und den Wetterbricht vorab zu checken. Zwar hat man nie eine Garantie, aber gepaart mit der Webcam der Daisetsuzan Asahidake Ropeway doch eine ganz gute Einschätzung.
Ich hatte etwas Respekt vor dem Abstieg auf Grund des losen Gerölls, aber nicht zuletzt Dank des Wanderstocks ging es viel besser als erwartet. Sowohl beim Auf- als auch beim Abstieg kann man so viele tolle Aussichten genießen, dass man automatisch immer wieder Pausen einlegt und die (Handy)Kamera zum Glühen bringt.
Wars du schon mal in Hokkaidō oder kannst dir nach meinem Bericht eine Wanderung auf den Mt. Asahidake vorstellen? Ich bin gespannt auf deine Nachricht.


Hach, das erinnert mich an meinen Besuch in Noboribetzu vor mehr als 30 Jahren. Schöner Bericht!
Oh wie toll! Da wäre ich auch gerne noch hingefahren, aber es ging zeitlich leider nicht auf.
Viele Grüße an dich.
Wahnsinn was du alles erlebst! Jetzt muss ich jedes mal an die Herkunft von Pikachu denken, wenn ich etwas über Pokémon höre :D Japan ist auch noch ein großer Traum, den wir uns irgendwann erfüllen werden.
Der Bericht war sehr spannend zu lesen, danke dafür :)
LG
Liebe Dank dir, Melina!
Ja, ich bekomme das mit Pikachu auch nicht mehr aus dem Kopf :D Es ist aber auch zu niedlich.
Liebe Grüße,
Lynn
[…] einem starken Kontrast zu den sonst so lieblichen Hügeln, Feldern, Farmen und Blumenteppichen. Die Wanderung zum Mt. Asahidake habe ich hier ↗ ausführlich […]
[…] dem höchsten Berg der nördlichsten Insel, dem Mt. Asahidake, kann man das eindrücklich erleben. Hier geht’s zum Gipfelsturm auf über 2000m […]