Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mir werden immer wieder Vorurteilen über das Reisen an den Kopf geworfen. Zum Einen heißt es da: “ Du läufst doch nur vor etwas davon“. Oder andere sagen:“ Lern doch erstmal etwas Vernünftiges, bevor du dich in die Welt begibst“. Dabei lerne ich doch beim Reisen so unglaublich viel… Was ich davon habe, habe ich hier mal für euch aufgelistet.
1. Geduld
Delayed. Ich denke ein jeder kennt dieses schreckliche Wort, das sofort alle Planung über den Haufen wirft. Aber nicht nur im Flugverkehr gibt es Verspätungen. Ganze Nationen halten es mit der Pünktlichkeit nicht so, wie wir es vielleicht aus Deutschland gewohnt sind. Pole, Pole heißt es da zum Beispiel in Ostafrika. Und am schlimmsten ist doch das Warten, auf die nächste Reise. Aber halt! Der erfahrene Reisende weiß diese Ruhepausen zu nutzen. Endlich hat man Zeit seine wirren Tagebuchnotizen zu ordnen, vielleicht gibt es sogar Wlan am Flughafen und man kann sich mal wieder zu Hause melden oder man kommt doch noch dazu, das Buch anzufangen, welches man die ganze Zeit mit sich rumschleppt. Aber die wichtigste Lektion ist: Man kann es nicht ändern! Findet euch also damit ab und genießt die Ruhepause, bevor es ins nächste Abenteuer geht. Und genau diese Einstellung habe ich auch auf meinen Alltag übertragen. Manche Dinge klappen eben nicht sofort und mit der richtigen Portion Geduld, wird es früher oder später immer irgendwas.
2. Sparsamkeit
Auch wenn es viele Möglichkeiten gibt das Reisen günstig zu gestalten, braucht man doch immer etwas Kleingeld. Also heißt es sparen, sparen, sparen. Heute frage ich mich viel eher, ob es dieses oder jenes Teil wirklich sein muss. Die fünfte Übergangsjacke könnte mich unterwegs vielleicht 2 Tage über die Runden bringe.
Aber auch im Sinne des Gepäcks lernt man sich zu beschränken. Früher war ich immer die, die regelmäßig heavy Aufkleber auf ihren Koffer bekommen hat, weil diese einfach zu schwer waren… Heute bin ich mit locker, luftigen 13kg – 15kg unterwegs. Das mag zwar für einige immer noch viel sein, aber ich habe das Gewicht um mehr als die Hälfte verringert. Ein Bikini reicht nämlich doch und mit zwei Paar Schuhen kommt man auch weit.
3. Selbstvertrauen
Dieser Punkt mag eventuell etwas eingebildet klingen, aber seitdem ich alleine in Afrika war, verleiht mir das doch eine gehörige Portion Selbstvertrauen. Manchmal wenn ich an mir selber Zweifel oder vor etwas Angst habe, wird das zu meinem Mantra: „Du warst alleine in Afrika. Du warst alleine in Afrika. Du warst…“ Und plötzlich erscheinen mir manche Dinge gar nicht mehr so unheimlich und unlösbar. Natürlich muss es nicht gleich Afrika sein, aber für manche ist es schon ein sehr großer Schritt, alleine unterwegs zu sein, um irgendwo weiter entfernt Freunde zu besuchen. So oder so, etwas alleine zu schaffen verleiht ungemein an Selbstvertrauen.
4. Ich bin mir selbst mehr als genug
Alleine ins Kino? Oder alleine Essen gehen? Vor meinen Reisen völlig undenkbar. „Gucken die mich jetzt komisch an, weil ich alleine bin?“, „Denken die vielleicht ich habe keine Freunde?“. Früher schossen mir immer solche Gedanken durch den Kopf. Allerdings gehört die Nahrungsaufnahmen zu den Dingen, die wir jeden Tag machen müssen. Deshalb wird man beim Reisen auch dazu gezwungen, alleine zu essen. Irgendwann sieht man die Blicke aber gar nicht mehr und freut sich viel mehr an den Dingen, die man gerade macht. Deshalb gehe ich gerne auch zu Hause alleine Essen oder schaue mir einen Film an, wenn keiner meiner Freunde mit kommen will.
5. Kommunikation mit Fremden
Ein nächster Punkt des alleine Reisen: Man muss früher oder später mit anderen Sprechen. Und auch davon habe ich wieder daheim profitiert. Ich muss zugeben, dass ich früher nicht gerne mit Menschen gesprochen habe. Irgendwie hatte ich immer etwas Angst… Heute ist das allerdings weg. Ich rede unglaublich gerne mit anderen, um mehr über sie zu erfahren. Außerdem bringt es auch mich weiter. Warum sollte ich zum Beispiel lange rum suchen, wenn ich einfach nach dem Weg frage? Auch in neuen Gruppenkonstellationen fühle ich mich nun viel wohler. Reden hilft halt immer und bringt einen weiter.
6. Fremdsprachen
Allerdings gehören zum Thema Kommunikation auch irgendwie Grundkenntnisse anderer Fremdsprachen, wenn man sich nicht mit Händen oder Füßen unterhalten will. Durch das Reisen ist mein Englisch auf jeden Fall deutlich besser geworden und ich kann auf zahlreichen Sprachen Hallo/Tschüss und Danke sagen. Dies ist auch immer ein nettes Gesprächsthema und wer weiß wann ich mal gefragt werde, was Hallo auf Swahili bedeutet? *
7. Augen zu und durch
Tja, irgendwie wird man auch resistenter gegenüber Dingen, die man früher vielleicht nicht getan hätte. Hätte mir jemand vor fünf Jahren erklärt, ich würde Würmer essen und kurze Zeit nachdem ich einen Braunbären gesehen habe, in den Wald auf Klo gehen, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Aber was soll man machen? Manchmal ruft eben die Natur, oder man will andere nicht beleidigen. Dann heißt es nur „Augen zu und durch“ und irgendwann wird man merken, so schlimm war das doch gar nicht.
8. Wertschätzung ( im Großen, wie im Kleinen)
Seitdem ich in Kenia war und wirklich schlimme Armut gesehen habe, bin ich immer etwas empfindlich, was Kritik gegenüber unserem Staat angeht. Natürlich bin ich längst nicht mit allem zufrieden, aber dies soll auch keine politische Diskussion werden. Ich meine nur, dass wir im Großen und Ganzen wirklich zufrieden sein können. Uns wird Geld gezahlt, wenn wir keins haben oder nicht mehr arbeiten könne. Es gibt gute Bildungseinrichtungen und Arbeitsschutzgesetze. Erzähl das mal einem Mann, der 12 Stunden am Tag arbeitet und das an 7 Tagen die Woche für umgerechnet 70€ ( und dann noch nicht mal in eine Rentenversicherung einzahlen kann).
Aber auch im Kleinen lernt man vielen Dinge schätzen. Eine tägliche Dusche ist nachdem unterwegs sein ein wahrer Luxus. Und dann auch noch ein eigenes Klo, kuschelige Handtücher und eine Bettdecke statt des Schlafsacks? Himmlisch…
* es ist übrigens Jambo.
Hey Lynn,
wie sagt man „Hallo“ auf Swahili? Und Tschüss? Und Danke und Bitte? Ja und Nein wären noch wichtig… Und natürlich „Prost“. Damit dürfte man doch schon mal ein bisschen voran kommen;)
Grüße=)
Huhu Lisa,
Also „Hallo“ ist „Jambo, „Tschüss“ ist „Kwa heri“ ( also eigentlich Auf Wiedersehen, aber Tschüss weiß ich nicht… :D). „Danke“ ist „Asante“ und „Bitte“ „Tafahdali“ ( oder so.. :D). „Ndiyo“ und „Hapana“ sind Ja und Nein. Nur „Prost“ weiß ich nicht :D Aber das Tusker schmeckt gut… Das überwindet dann auch jede Sprachbarrieren.
Grüße :)
Ohje ich stimme dir so zu! Man lernt wirklich vieles mehr zu schätzen – und das Umfeld daheim wundert sich dann wieso man sich über solche Kleinigkeiten freut ;-)
LG
Mel
Ja! Das stimmt :D Für die allermeisten sind Handtücher normal, aber wenn man länger mit diesen ekeligen Reisehandtüchern unterwegs war, sind das wahre Schätzchen :D
Liebe Grüße und Danke fürs vorbeischauen :)
Hallo Lynn,
deine Seite ist echt klasse und ich stimme Dir voll und ganz zu. Was mich betrifft habe ich aber noch etwas anderes auf meinen Reisen gelernt, was mir sehr wichtig ist. Ich habe gelernt, Vorurteile gegenüber Fremden zu überwinden. Andere Völker andere Sitten. Man sollte sie so akzeptieren wie sie sind und nicht meinen, sie müssten noch etwas von uns lernen, nur weil sie anders handeln als wir. Auch zurück in Deutschland habe ich ein besseres Verhältnis zu Ausländern gewonnen, da ich dort ja selbst einer war.
Gruß Rudi
Super Ergänzung!!Da habe ich echt einen total wichtigen Punkt vergessen.
Danke.
Liebe Grüße,
Lynn