Robben Island – Südafrikas bekannteste Gefängnisinsel
„Welcome. Robbeneiland. We serve with pride“ steht auf dem großen Tor, welches man durchqueren muss, um auf das Gefängnisgelände zu kommen. Ich tretet mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend ein. Zwar bin ich unendlich gespannt, auf die Insel auf der Nelson Mandela knapp 2 Jahrzehnte Gefangener war, allerdings frage ich mich auch, wie bedrückend der Besuch wohl sein wird.
Kühle Seeluft mit Schwimmwesten Einführung
Robben Island ist, wie der Name schon sagt, eine Insel. Diese liegt knapp 12 Kilometer von Kapstadt entfernt. Da wir viel zu früh am Robben Island Gate angekommen sind, haben wir uns vor der Überfahrt noch einen schnellen Café gegönnt und dem bunten Treiben zu geschaut. Häufig sieht man direkt am Pier einige Seelöwen, die zwar erbärmlich stinken, aber lustig anzusehen sind.
Das Boarding erinnert dann fast ans Fliegen. Man stellt sich eine Schlange und Tasche und ähnliches werden kontrolliert. Schusswaffen sind nämlich auf der Insel strengstens verboten! Das erste Boot war gerade abgefahren, sodass wir als erstes auf das zweite Boot konnten und einen tollen Blick hinten ergatterten. Das ist besonders schön, wenn man das unglaubliche Panorama auf Kapstadts Waterfront genießen will. Die Booten sind übrigens noch original Boote, die damals auch zwischen Insel und Festland gependelt sind, als das Gefängnis noch in Betrieb war.
Sobald die Fahrt los ging, wurde es empfindlich kühl. Fast könnte man meinen, der Wind kommt direkt aus der Antarktis. Schnell fingen alle um uns herum an zu zittern, denn viele waren für das Kapstädter Sommerwetter angezogen und nicht für so einen kalten Seewind. Dankbar zog ich meine Jacke aus der Tasche. So wohlig warm eingepackt konnte ich dann auch das nächste Spektakel genießen – eine Einführung in die Benutzung der Schwimmwesten. So etwas hatte ich noch nie gesehen!
Busrundfahrt über die Insel
Um die ankommenden Menschen auf der Insel etwas aufzuteilen, werden die Führungen aufgeteilt. Während die erste Gruppe eine Rundfahrt über die Insel macht, besichtigt die zweite währenddessen das Gefängnis von innen und umgekehrt. Wir gehörten zu der ersten Gruppe und so ging es zunächst in einen etwas älteren Bus.
Das Wetter war nur mäßig gut und schwere, graue Wolken hingen in der Luft. Ich fand das Wetter allerdings perfekt! Es hat einfach zu der Stimmung gepasst und gezeigt, wie hart das Leben auf Robben Island gewesen sein muss. Vorbei ging die Tour an den ehemaligen Aufseher Häusern, Einzelhaft Zellen und anderen Einrichtungen. Ich war absolut fasziniert von der Kargheit der Insel und der spärlichen Vegetation.
Die Insel hat auch nicht ohne Grund ihren Namen. Bereits im Hafenbecken haben uns Robben begrüßt und auch sonst hat Robben Island einiges an Flora und Fauna zu bieten. So haben wir eine kleine Pinguinkolonie entdeckt, einige Schildkröten und mein ganz besonderes Highlight, Wale, die direkt an der Küstenlinie entlang schwammen!
Neben der Tierwelt fand ich auf dem Inselgelände den Steinbruch besonders berührend. Dort mussten die Häftlinge oftmals unter harten Bedingungen schuften. Hier hat sich allerdings auch der Begriff „Each one, teach one“ gebildet. Da vor allem viele politische Häftlinge auf Robben Island gefangen gehalten worden sind, waren viele von ihnen auch dementsprechend Gebildet. Sie folgtem dem Kredo, das jeder, jedem etwas beibringen kann. So machten sie das „Beste“ aus ihrer Haft.
Rundgang mit einem ehemaligen Häftling
Nachdem die Rundfahrt beendet war, kam der wirklich berührende Teil. Viele ehemalige Häftlinge führen nun Besucher Gruppen über die Insel und geben ihre ganz persönliche Sichtweise wieder. Ich hatte mich besonders auf diesen Teil gefreut und wurde nicht enttäuscht. Nachdem wir in eine der Baracken geführt worden sind, setzte sich die gesamte Gruppe in einen großen Schlafsaal und wir lauschten den Worten unseres Führers. Ich hätte stundenlang zu hören können! So spannend erzählen können nur wenige und ich war total gefesselt durch die Erzählkunst des Mannes. Er schaffte es jede noch so dunkle Geschichte, mit einem gut platzierten Witz oder Lachen wieder aufzulockern. Eine wahnsinnig berührende Erfahrung!
So erzählte er uns nicht nur von den Haftbedingungen, sondern auch, was er sofort nach seiner Freilassung getan hat. Nachdem er und die anderen ehemaligen Häftlinge von Robben Island runter waren, schlugen sie sich bei KFC die Bäuche voll und kletterten den Tafelberg hoch. Dies hatte den einfachen Grund, dass sie jeden Tag auf diesen Berg geblickt hatten und nun von ihm auf das Gefängnis blicken wollten…
Teil der Führung war natürlich auch der Besuch von Nelson Mandelas Zelle. Was ich sehr sympathisch finde ist, das diese nicht besonders gekennzeichnet ist. Auch wenn Mr. Mandela ohne Zweifel eine herausragende Persönlichkeit ist, würde dies nur das Leider und die Zeit hinter Gittern, der anderen schmälern.
Robben Island – ein Fazit
Mich hat der Besuch von Robben Island sehr berührt. Es war eine außerordentliche Erfahrung die ich nicht missen möchte. Durch den aufziehenden Regen, den spannenden Erzählungen, der Flora und Fauna und allgemein durch die besondere Stimmung war es auch ein besonderer Tag. Noch hat man die Gelegenheit mit ehemaligen Zeitzeugen zu sprechen und ich finde man sollte diese Chance auch absolut wahrnehmen, wenn man in Kapstadt ist.
Tickets für Robben Island kann man entweder online oder direkt vor Ort kaufen. Allerdings lohnt es sich vorzubestellen, da häufig die Tickets für mehrere Tage ausgebucht sind (vor allem in der Hauptsaison). Ich habe es als sehr entspannt empfunden, die Webtickets zu kaufen und würde diesen Weg auch immer wieder empfehlen. Derzeit kostet ein Ticket 320 Rand für Erwachsene, was knapp 20€ entspricht (Stand 21.06.2016). Im Preis Inbegriffen ist die Bootsfahrt dorthin, die Bustour und die Führung. Die Überfahrt dauert jeweils knapp 1 Stunde und es lohnt sich, eine warme Jacke mitzunehmen. Leider habe ich auch schon gehört, das manche eher unmotivierte ehemalige Häftlinge hatten. Diese Erfahrung kann ich so nicht bestätigen, allerdings ist dies sicherlich auch immer Tagesform abhängig.
Mehr Informationen zu Robben Island gibt es hier http://www.robben-island.org.za/ und allgemein zu Kapstadt findest du noch mehr auf meinem Blog hier….
Hey Lynn,
vielen Dank für diese spannenden Eindrücke! Ich war ja letzten Herbst für drei Monate in Kapstadt und habe es leider nicht geschafft, Robben Island zu besuchen :o (Asche auf mein Haupt)!
Ich hätte mir bestimmt die Zeit nehmen können, aber ich habe- was du ja auch in dem Beitrag ansprichst- sehr viel Negatives gehört, von schlecht gemachten Führungen bis hin zu völlig -für nicht Muttersprachler_innen- unverständlichem Englisch der Guides. Deswegen habe ich mich zu dem Zeitpunkt dagegen entschieden…
Wenn ich deinen Bericht jetzt lese, bekomme ich schon Lust, Robben Island doch eine Chance zu geben- Man kann ja offenbar auch richtig Glück haben und der Ort ist historisch so bedeutsam, dass es eigentlich notwendig ist, sich damit auseinanderzusetzen. Bestimmt dann bei meinem nächsten Kapstadtaufenthalt ;-)
Liebe Grüße
Chrissy
Liebe Chrissy,
Zum Glück macht Kapstadt ja süchtig und es bleibt nie bei einem Besuch… :D
Ja, echt schade das so viele, so negative Erfahrungen gemacht haben. Keine Ahnung, woran diese starken Schwankungen liegen können. Aber selbst wenn die Führung nicht so gut ist, finde ich die Insel an sich sehr beeindruckend.
Liebe Grüße,
Lynn
Hey Lynn,
wow, Robben Island hört sich ja doch richtig interessant an! Wir waren damals nicht dort, weil wir auch oft gelesen haben dass es zu voll sein soll.
Aber bei dir klingt das wirklich ganz anders. Vielleicht muss ich beim nächsten Kapstadt-Besuch dann doch mal hin :-)
Liebe Grüße,
Sandra
Ja auf jeden Fall. Am besten an einem Regentag ;) und falls die Führung doof ist, kann man immer noch abschalten und die Atmosphäre in sich aufnehmen. :)
Liebe Grüße,
Lynn
Ja, es ist wirklich schade, dass sich die schlechten Bewertungen auf manchen Plattformen so halten. Wir fanden Robben Island auch sehr beeindruckend, es ist ein spannender Blick in die Geschichte des Landes, die Führungen durch die ehemaligen Häftlinge machen das sehr authentisch (und wenn es sprachlich manchmal holpert: na und? Wer von uns ist denn perfekt in einer Fremdsprache?)
Wir hatten bei unserem letzten Besuch das Glück, auf Christo Brand zu treffen, Mandelas ehemaligen Wärter. Das gab unserem Besuch noch ein wenig mehr an Gänsehautfeeling. Bericht beim Klick auf Zypresse ;-)
Das sehe ich ganz genauso wie du! Vor allem werden die ehemaligen Häftlinge die Führungen nicht mehr lange machen können, es ist also eine einmalige Chance.
Wow. Das klingt wirklich wahnsinnig spannend mit Christo Brand! Was ein Glück ☺️