Die Autorin Celeste Ng hat in „Unsre verschwundenen Herzen“ ein fiktives US-Amerika geschaffen, das einem manchmal näher an der Realität ist, als es sein sollte. Seit Jahren werden asiatisch aussehende Menschen diskriminiert, verfolgt und für alles Übel angeprangert. Die Mutter des zwölfjährigen Bird ist deshalb in den Untergrund gegangen und der Junge lebt nun in einfachen Verhältnissen mit seinem Vater in einer Dienstwohnung in Harvard. Nur nicht auffallen lautet die Devise. Als dann mehr und mehr verschlüsselte Botschaften seiner Mutter im Umfeld von Bird auftauchen, macht er sich auf den Weg sie zu finden.
Unsre verschwundenen Herzen
Celest Ng
Werbung, da Rezensionsexemplar
In Geschichten kann man alles in einem Schloss finden: Reichtümer, eine Zauberin, ein Ungeheuer, das einen verschlingen will. Doch es ist der Ort, an den seine Mutter ihn geschickt hat. Straßenname und Hausnummer in ihrer Handschrift. Darauf muss er blind vertrauen.
Unsre verschwundenen Herzen, Seite 166
Darum geht’s in „Unsre verschwundenen Herzen“
Es sind Gesetze, die die „amerikanische Kultur“ bewahren und für Stabilität sorgen sollen, jedoch dazu führen, dass der zwölfjährige Bird von seiner Mutter getrennt wird und fortan bei seinem Vater aufwächst. Einst war die Familie glücklich und führte eine harmonische Beziehung. Als der Hass und die Schuldzuweisung für asiatisch aussehenden Menschen zunimmt, entscheidet sich Birds Mutter in den Untergrund zu gehen. Da sein Vater ein weißer US-Amerikaner ist, kann der Junge in der Masse untergehen und ein halbwegs normales Leben führen. In treibt allerdings die Frage um, wo seine Mutter ist und das tiefe Band der Liebe zwischen den beiden, lässt sich nicht so einfach trennen.
Als er auf Umwegen einen Brief von seiner Mutter erhält, ist für Bird klar, er muss sich auf den Weg machen und sie suchen. Immer mehr Erinnerungen aus seiner Kindheit blitzen auf und setzen sich wie ein Puzzle zusammen. Sein Weg führt ihn in Büchereien, die ein Ort des Widerstands sind und er trifft auf ein Netzwerk, welches den Status Quo so nicht hinnehmen möchte.
Zunächst hat mich „Unsre verschwundenen Herzen“ nicht so gecatched. Es ist aber ein Roman, der lange nachhallt und so seine ganz eigene Wirkung entfaltet. Auch wenn es sich bei dem Buch um Fiktion handelt, ist sie doch erschreckend nah an der Realität und weist parallelen zu Geschehnissen auf, die so oder so ähnlich weltweit passiert sind.
Die Autorin Celeste Ng hat einen berührenden Roman geschrieben, den man gut lesen kann, ohne das man Tiefgründigkeit vermissen muss. „Unsre verschwunden Herzen“ ist eine Ode an die Literatur und die Menschlichkeit, welche nicht selten Hand in Hand gehen. Sie hält uns als Gesellschaft geschickt einen Spiegel vor und spinnt die Geschichte einer Welt, die so zum Glück noch nicht die unsere ist, es aber werden kann, wenn wir nicht aufpassen.
UNSRE VERSCHWUNDENEN HERZEN
Unsre verschwundenen Herzen
Celeste Ng
Übersetzung durch Brigitte Jakobeit
Gebunden mit Schutzumschlag
400 Seiten | ISBN: 978-3423290357
25€ [D] über Amazon [Affiliate Link]
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.