Kaffee, Bananengin und Community Tourismus: Lohnt sich die Buhoma Cultural Tour in Uganda?

Batwa-Gruppe in traditioneller Kleidung tanzt und trommelt im Wald während der Buhoma Cultural Tour in Buhoma.

Ein bisschen wie am Ende der Welt kommt man sich in Buhoma vor. Der kleine ugandische Ort liegt eingeklemmt zwischen dem undurchdringlichen Dickicht des Bwindi Impenetrable Forest und der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Wie die allermeisten Besucher*innen bin auch ich hierher gekommen, um einmal Gorillas in freier Wildbahn erleben zu dürfen. Ein unvergessliches Erlebnis! Beinahe ebenso unvergesslich war jedoch die Buhoma Cultural Tour, die ich dir mit diesem Reisebericht ebenfalls sehr ans Herz legen möchte.

Buhoma gehörte lange Zeit zu einer der strukturschwächsten Orte in Uganda. Die marginalisierte indigene Bevölkerung der Batwa konnte kaum durch den Tourismus profitierten und auch der bis 2006 andauernde Bürgerkrieg, sowie bewaffnete Überfälle aus der D.R. Kongo trugen ihren Teil dazu bei. Erst durch die Etablierung des Gorilla-Tourismus und Community Touren begann sich dies zu ändern. Deshalb ist die Buhoma Cultural Tour auch mehr als Folklore, sondern ein wichtiger Faktor, um das Leben der Menschen vor Ort besser zu machen und gleichzeitig einen spannenden Einblick in das Leben dieser zu erhalten.

Zwei Frauen halten gemeinsam ein großes, rundes Geflecht mit Kaffeebohnen, umgeben von grüner Vegetation und einer Hütte mit Strohdach auf der Buhoma Cultural Tour.

Die Buhoma Cultural Tour

Was ist die Buhoma Cultural Tour?

Während die meisten Reisenden nach Buhoma kommen, um Gorillas in freier Wildbahn zu erleben, fokussiert sich diese Tour um die Menschen drumherum. Man probiert sich durch die lokalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, lernt von den indigenen Batwa und so ganz nebenbei, auch etwas über die Geschichte Ugandas.

Die Buhoma Cultural Tour oder auch Buhoma Village Tour, wird durch die lokale Community organisiert und so profitieren viele kleine Zahnräder in und außerhalb des Ortes direkt vom Tourismus. Darüber hinaus gibt die Tour insbesondere der Tradition und dem Wissen der Batwa einen Wert, die lange Zeit durch die restliche Bevölkerung Ugandas belächelt und unterdrückt wurde. Durch den Bürgerkrieg und die Marginalisierung der Batwa, wäre ihr Wissen über den Wald und das Leben in ihm beinahe verloren gegangen. Die Tour und das lebende Museum sorgen jedoch dafür, dass sie ein Einkommen haben und ihrer Lebensweise eine neue Bedeutung zugeschrieben wird.

Nebenbei ist es für mich auch wieder ein Ausdruck davon, wie beide Seiten vom Tourismus profitieren können und wie touristische Gelder direkt in lokale Organisationen und Projekte fließen.

Oft bin ich bei solchen Touren zurückhaltend, weil ich weder Armutstourismus unterstützen noch in eine voyeuristische Rolle geraten möchte. Auch das kolonial geprägte Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd darf man nicht vergessen und ein Machtgefälle bleibt in dieser Situation beinahe unauflöslich bestehen. Bei der Buhoma Cultural Tour war mein Eindruck aber grundsätzlich positiv und ich würde das Erlebnisse weiter empfehlen.

Das Buch zur Reise nach Uganda

Cover des Buches Walking With Gorillas von Dr. Gladys Kalema-Zikusoka

Dr. Gladys Kalema-Zikusoka ist nicht nur Ugandas erste Veterinärin, sondern auch Gründerin von Conservation Through Public Health. Ihr und ihrer Organisation ist es maßgeblich zu verdanken, dass sich die Beziehung zwischen Gorillas und Menschen deutlich verbessert hat und die Menschen Buhomas und in anderen Orten vom Tourismus direkt profitieren.

Zufälligerweise war ich bei ihrer Buchveröffentlichung im Mai 2023 in Entebbe und durfte sie kurz kennenlernen. Ein toller Moment!

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Highlights der Tour

Ich glaube den Tag, wo ich die Cultural Tour in Buhoma gemacht habe, den werde ich nie vergessen. Früh morgens sind meine Mama und ich aufgebrochen, um das Gorilla Trekking zu machen. Angefüllt mit den unglaublichen Eindrücken aus der Begegnungen mit den Gorillas, haben wir gleich noch für den Nachmittag die Kulturtour gebucht und kurz vor Dämmerung ging es dann noch zum Pangolin Resuce Center ↗. Dein Tag muss sicherlich nicht so voll sein und man kann auch gut und gerne drei bis vier Nächte in Buhoma verbringen, um beispielsweise noch Wandern zu gehen, bei uns hat es sich aber ganz natürlich so ergeben.

Nach einer Duschen, einem schnellen Mittagessen und einem kleinen Schläfchen wurden wir pünktlich von unserem Guide Brian und zwei bewaffnete Männer an unserer Lodge abgeholt. Die Männer dienen der Sicherheit der Gäste, auch wenn es auf uns erstmal befremdlich wirkt. Leider gab es im März 1999 einen tödlichen Überfall durch die Befreiungsarmee von Ruanda im Bwindi Impenetrable Forest. Seit diesem schrecklichen Vorfalls wird besonders auf die Sicherheit von Tourist*innen geachtet. Unser Guide hat uns darüber aufgeklärt und die zwei Ranger haben sich sehr im Hintergrund gehalten.

Zunächst sind wir durch Buhoma gelaufen, ehe es durch Felder auf die Hinterseite der Ortschaft ging, wo wir die erste von insgesamt drei Stationen angelaufen haben. Bei Elizas Coffee durften wir den gesamten Prozess der Kaffeezubereitung vom Pflücken, übers Trocknen und Rösten kennenlernen. Der frisch aufgebrühte Kaffee in Kombination mit den kleinen, süßen Bananen, war natürlich ein echtes Highlight! Beeindruckend war auch der Blick auf die Hügel des Bwindi Impenetrable Forest. Sehr genau kann man sehen, wo die Kulturlandschaft endet und der Bergregenwald beginnt.

Weiter ging es von dort aus zum Banana Brewing. An dieser Station haben wir gelernt, was man noch so alles aus Bananen herstellen kann. Dazu gehört unter anderem Bananen Bier (sehr lecker und erfrischen) und Bananenschnaps (sehr stark und weniger meins).

Die letzte Station war dann das Living Museum der Batwa. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs im Mai 2024 wurde dieses gerade renoviert, weshalb wir uns nicht alles anschauen konnten. Jedoch wurden wir herumgeführt und man hat uns gezeigt, wie die Batwa in der Vergangenheit ihre Kleidung aus der Natur hergestellt haben und wie ihre Fallen funktionieren. Auch unterschiedliche Früchte durften wir probieren. Herausfordernd wurde es dann für mich, als wir zum Tanzen aufgefordert wurden. Das ist ja immer so gar nicht meins. Insbesondere, wenn ich unerwarteterweise mit meinen 1,63 Meter auch noch den Großteil der anderen Tänzer*innen überragen.

Hände halten drei rote, ovale Früchte mit glatter Oberfläche, unscharfer Hintergrund
Mehrere Personen tanzen im Freien vor dichtem Grün, tragen bunte Kleidung, darunter ein rotes T-Shirt mit weißem Schriftzug 'Standard Chartered'.

Mein Fazit

Mir hat die Buhoma Cultural Tour überraschend gut gefallen. Wie bereits in diesem Reisebericht erwähnt, bin ich sonst solchen Touren gegenüber sehr skeptisch. Hier hat mir jedoch gut gefallen, dass alle drei Stationen sehr professionell auf Tourist*innen eingestellt waren. So gab es einen extra Bereich für die Darstellung und Verköstigung und man war nicht direkt bei den Menschen zu Hause. Auch unser Guide Brian kannte sich sehr gut aus und hat mindestens ebenso interessierte Fragen an uns gestellt, wie wir an ihn.

Ein Austausch auf Augenhöhe bleibt jedoch schwierig. Allerdings habe ich das Gefühl, dass unser Geld bei der lokalen Bevölkerung ankommt und einen Unterschied machen kann. Ich habe noch lange von der Tour gezerrt und möchte sie jedem ans Herz legen, der gerade zu Gast ist in Buhoma.

Praktische Infos zur Buhoma Cultural Tour

Wie bucht man die Tour?

Wir wurden von Brian am Ende des Gorilla Trekkings angesprochen und da wir uns auf Anhieb gut verstanden haben, haben wir die Tour bei ihm gebucht. Ansonsten kann das aber auch dein Reiseveranstalter übernehmen, oder die Lodge, wo du übernachtest. Im Voraus muss dies meines Erachtens aber nicht passieren

Dauer, Kosten und Sprache

Die Tour dauert 2 – 4 Stunden und kann im Vorfeld individuell mit dem Guide besprochen werden. Wir waren circa drei Stunden unterwegs und haben 40 USD bezahlt. Dies scheint mir auch der gängige Preis zu sein. An den einzelnen Stationen hat man die Möglichkeit Souvenirs zu erwerben. Wir haben Kaffee und Kunsthandwerk der Batwa gekauft.

Unsere Tour konnten wir bei Ride 4 a Woman per Karte bezahlen, alles andere in Bar. Es lohnt sich also definitiv Bargeld dabei zu haben.

Brian hat zwar ein wenig Deutsch gesprochen, jedoch kann das nicht für jeden Guide vorausgesetzt werden und es empfiehlt sich, ein wenig Englisch zu können.

Was sollte man mitbringen?

Da es insbesondere in den Nachmittagsstunden heiß werden oder regnen kann, empfiehlt sich entsprechende Kleidung. Dazu gehört auch ein Sonnenschutz, genügend Trinkwasser und je nach Bedarf vielleicht auch ein kleiner Snack.

Außerdem sind die Wege zum Teil unbefestigt und es lohnt sich, festes Schuhwerk und lange Hosen zu tragen. Auch ein Stock kann nicht schaden. Diese kann man sich, ebenso wie fürs Gorilla Trekking, oft in der Lodge kostenfrei ausleihen.

Deine Kamera kannst du gerne mitbringen. Jedoch solltest du vorab deinen Guide fragen, in welcher Situation du fotografieren darfst und in welcher besser nicht. Dies gebiert jedoch der Respekt von sich aus, finde ich.

Grüne Teeplantage vor bewaldetem Hügel unter blauem Himmel mit weißen Wolken, links ein kleines Gebäude. Im Hintergrund sieht man den dichten Bergregenwald des Bwindi Impenetrable Forests.

Kombinierbarkeit mit Gorilla Trekking in Bwindi

Die Tour kann man am selben Tag machen, wie das Gorilla Trekking. Solltest du jedoch mehr Zeit haben, würde ich es an zwei verschiedenen Tagen machen. Wir waren irgendwann so voll mit Eindrücken, dass der Tag wirklich sehr anstrengend war. Außerdem hatten wir das Glück, dass wir unsere zugeteilte Gorillagruppe schnell erreichen konnten. Manche Trekkings können mehrere Stunden dauern und damit ist der Tag dann auch gut gefüllt.

Übernachtung in Buhoma

In Buhoma gibt es eine Vielzahl von Übernachtungsmöglichkeiten. Auch Camping ist möglich! Ich möchte dir zwei meiner liebsten Orte vorstellen, die wohl kaum unterschiedlicher sein könnten. Vielleicht kannst du ja bei einem längeren Aufenthalt sogar bei beiden übernachten? Ich würde es sofort machen.

Mahogany Springs: Diese Lodge ist sicherlich einer der luxuriösesten Orte, an welchem ich je übernachten durfte. Von großzügigen Suites, über exzellenten Service und allen Annehmlichkeiten, die man sich so vorstellen kann. Ich könnte sofort wieder zurück und bei einer Tasse Kaffee von der Terrasse dem Treiben des Regenwaldes zuschauen. Hier… ↗ geht’s zur Website von Mahogany Springs.

Wohnzimmer mit roter Wand im Mahogany Lodge in Buhoma, Holzboden, Ecksofa mit gemusterten Kissen, zwei Holzstühle, zwei Tischlampen und Wanddekoration aus Körben und Bildern

Ride 4 a Woman: Die NGO setzt sich vor allem für Frauen ein, die ganz unterschiedlichen Herausforderungen ausgesetzt sind. Neben einer Werkstatt, dem Verkaufsraum und einem Restaurant gibt es mittlerweile auch ein paar Zimmer, wo Gäste übernachten können. Alles etwas reduzierter, dadurch aber nicht weniger schön und ebenfalls mit Blick ins Grüne. Hier schafft die eigene Übernachtung einen Sinn und vor allem Perspektive für Frauen. Besonders gut gefällt mir, dass man ein kleines bisschen das Gefühl bekommt, Anschluss zu haben und Teil der Organisation zu sein. Hier… ↗ geht’s zur Website von Ride 4 a Woman.

Zwei Frauen in grauen Poloshirts und gemusterten grünen Röcken stehen in einem mit ugandischen Kunst und Textilien dekorierten Raum mit Holzmöbeln und Strohdach.
Bett mit Moskitonetz, bunter Decke und Kissen in einem Zimmer von Ride 4 a Woman in Buhoma, offene Glastür führt zu Terrasse mit Holzgeländer und grünem Garten
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