Eine wahre Geschichte über ein besonderes Doppelleben in Japan
Mit ihrer Autobiografie „Wie man in Japan Go-Go-Girl wird“ überrascht uns die Autorin Anna Sanner mit schonungsloser Ehrlichkeit und ihrer scharfen Beobachtungsgabe. Mit jedem Kapitel wird man dabei tiefer ins pulsierende, widersprüchliche Herz Osakas gezogen. Während beim Stichwort Japan wohl eher Tempel, Kirschblüten und der Fuji vor dem inneren Auge aufziehen, nimmt uns die Autorin mit in eine ganz andere Welt. Sie öffnet die Tür zu den Nachtclubs, zu den Rollen, die wir uns selbst und die Gesellschaft uns zuweisen, und zu jenen, die man übernimmt, wenn niemand hinsieht. Ein Buch über Mut, Identität und das ständige Ausloten von Grenzen. Sowohl beruflich als auch kulturell und persönlich.
Wie man in Japan Go-go-Girl wird – Eine wahre Geschichte von Anna Sanner
Es war die Erfahrung, die mich reizte. Erfahrungen waren Begegnungen mit Menschen und Rohmaterial für Geschichte, und für diese Dinge lebte ich. Je fremder mir die Menschen waren, desto stärker war mein Verlangen, sie kennenzulernen. (…) Das Rotlichtmilieu war eine mir gänzlich unbekannte Welt, von Menschen gemacht und bevölkert, von deren Lebenswandel, Motivationen und Hintergründen ich keine Ahnung hatte. (…) Beim puren Gedanken an dieses potenzielle neue Kapitel in meinem Leben stieg mir ein Lächeln ins Gesicht.
– Wie man in Japan Go-go-Girld wird, Seite 25
Darum geht’s in Wie man in Japan Go-go-Girl wird
Anna Sanner lebt in Japan, genauer gesagt in Osaka. Tagsüber unterrichtet sie Englisch, ein recht typischer Jobs für Ausländer im Land, doch nachts betritt sie eine ganz andere Bühne. Sie arbeitet als Go-go-Girl in einem Nachtclub! Ein aufregendes wie unkonventionelles Doppelleben, das gerade aber deshalb so gut für mich zum facettenreichen Japan ↗ passt. Und wer die Autorin von ihrem ersten Roman „Wie man in Japan Ninja wird“ ↗ kennt, weiß auch, dass Anna nie abgeneigt ist von neuen Herausforderungen.
Mehr aus Zufall kommt Anna zum Job als Go-go-Girl in einem Nachtclub. Zunächst hat sie wenig Vorstellung darüber, was dort hinter verschlossenen Türen vor sich geht. Woher auch, denn dies ist sicherlich keine Position, die man leicht googeln kann. Was sie jedoch dort in ihrer Zeit erlebt hat, bietet nicht nur im sprichwörtlichen Sinne genug Stoff für einen Roman (in diesem Fall Autobiografie)!
Immer wieder stößt sie auf überraschende, bizarre oder schlicht schwierige Situationen: moralische Zwiespalte, Unsicherheiten, Vorurteile, sowohl von außen als auch innen heraus. Wie viel Freiheit erlaubt die Rolle, wie viel Selbstbestimmung ist möglich, wenn man gleichzeitig unter kulturellen Erwartungen, Scham-Tabus und sozialen Machtverhältnissen lebt? Anna reflektiert schonungslos ehrlich darüber, wie sie sich selbst sieht, wie sie gesehen wird und was sie erlebt.
Anna schreibt in „Wie man in Japan Go-go-Girl wird“ mit trockenem Humor, oft sehr direkt, und hält auch kein Blatt vor den Mund. Ihre Beobachtungen sind klar, ihre Reflexionen manchmal hart, aber nie voyeuristisch oder unfair. Menschen begegnet sie erstmal vorurteilsfrei und das schätze ich sehr. Ehrlich legt sie offen, was sie in der Zeit im Nachtclub gelernt hat und was geblieben ist: Zweifel, Ängste, aber auch Ermächtigung. Dies führt zu einem berührenden Text, der nachdenklich macht über ein Japan, welches man auf Social Media oder in Reiseberichten eher weniger zu sehen bekommt.
Noch mehr Buchempfehlungen für deine Reise nach Japan

Bist du bereit für verlassene Orte, eine echte Ninja Ausbildung, sündhaft teure Melonen und allerhand weitere Erzählungen aus dem Land im fernen Osten? Dann dürfen diese… ↗ Buchempfehlungen für deine Reise nach Japan nicht fehlen.
Als ich das Buch „Wie man in Japan Go-go-Girl wird“ las, stand ich gerade unter dem Eindruck einer 2-wöchigen Reise durch Japan. Was mir bereits in dieser kurzen Zeit aufgefallen ist, und was ich auch fast erwartet habe, ist wie widersprüchlich das Land ist. Auf der einen Seite absolute Hingabe für den Job und die Firma, akkurate Kleidung, kaum Müll und reibungslose Abläufe und auf der anderen Seite aber auch die Schattenseiten wie Einsamkeit, Glücksspiel oder Exzesse. Gerade diese Abgründe, die Reisenden oft verborgen bleiben, macht Anne mit ihrem Buch sichtbar. Gleichzeitig jedoch geht nie die Menschlichkeit verloren und für viele Charaktere kann ich so etwas wie Mitgefühl und Verständnis aufbringen.
Aus diesem Grund fand ich die Lektüre wirklich spannend und habe diesen Blick hinter die Kulissen sehr genossen. Das Buch ist aber nicht nur etwas für Menschen, die sich für Japan begeistern, sondern auch für alle, die auf der Suche nach unkonventionellen Lebensentwürfen sind und einen spannenden Reisebericht schätzen. Darüber hinaus ist das Buch sehr schön gestaltet und es gibt einige Erklärungen der Autorin, welche einem die japanische Kultur näher bringen. Das hat mir ebenfalls gut gefallen.
Anna Sanner
Wie man in Japan Go-go-Girl wird
Eine wahre Geschichte
Taschenbuch
368 Seiten | ISBN: 978-3963480324
20€ [D] über Amazon [Affiliate Link]
Erschienen am 15.09.2025 bei Reisedepeschen Verlag
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Stöbern und Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen reist nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.