Cyril Pennington ist das, was man im englischen eine „People Person“ bezeichnet. Er mischt sich gerne unter Menschen, ist ein Freigeist und ein wahrer Lebemann. Was er hingegen nicht hinbekommt und auch nicht wirklich möchte, ist der Kontakt zu seinen fünf Kindern, die er mit vier unterschiedlichen Frauen gezeugt hat, aufrecht halten und pflegen. Als ein tragsicher Unfall das Leben einer seiner Töchter erschüttert, rücken die Kinder unerwartet zusammen und lernen sich besser kennen.
People Person
Candice Carty-Williams
Werbung, da Rezensionsexemplar
„So läuft es nun mal in diesem Leben, Dimple.“ Danny zuckt mit den Achseln. „Guten Leuten passieren böse Sachen und umgekehrt. Und die Sache ist, ich hätte Jerome ja nicht helfen müssen. Ich hätt Nein sagen können. Hätt den Typ gleich freilassen können. Hab ich aber nicht. Stattdessen hab ich Saltos von der Klippe runter gemacht.“
People Person, Seite 364
Darum geht’s in „People Person“
Nikisha, Danny, Dimple, Lizzie und Prynce teilen eigentlich nicht mehr miteinander, als das sie den gleichen abwesenden Vater haben. Cyril Pennington, der Erzeuger der fünf, ist das, was im englischen eine „People Person“ bezeichnet. Am ehesten lässt sich das wohl mit Lebemann übersetzen. Recht schnell hat er die vier unterschiedlichen Mütter der Halbgeschwister verlassen und sich aus dem Leben der Kinder zurückgezogen. In unregelmäßigen Abständen taucht er wieder auf, etwa um sich Geld zu borgen oder aus ominösen Gründen seine Kinder zusammenzubringen.
Eines dieser Zusammentreffen sorgt dafür, dass Dimpel sich nach Jahren bei ihrer älteren Schwester Nikisha meldet. Sie sagte ihr damals, falls sie in Not ist, sei sie als älteste Schwester für sie da. Nun steckt Dimpel wirklich ganz schön tief in der Patsche und meldet sich bei Nikisha. Wer hätte schon ahnen können, dass sie gleich die drei weiteren Geschwister mitbringt und alle fünf nun näher rücken müssen, als sie es sich vermutlich hätten erträumen können. Das führt nicht nur zu viel Reibereien, denn Familie sucht man sich schließlich nicht aus, sondern auch dazu, dass die fünf Kinder der „People Person“ Cyril Pennington zusammenrücken und sich Stück für Stück kennen- und lieben lernen.
„People Person“ wurde zurecht kritisiert, dass der Roman sehr konstruiert wirkt. Das ist er in der Tat auch und lässt damit wenig Spielraum für Überraschungen. Das lässt sich aber umso besser aushalten, weil die Autorin Candice Carty-Williams damit eine Agenda verfolgt. Ich habe den Eindruck, dass es nicht ihr Anspruch war, einen völlig überraschenden Roman zu schreiben, sondern viel mehr unterschiedlichen Figuren Raum zu geben, gesellschaftsrelevante Themen anzusprechen und zu verhandeln und ja, irgendwo auch einfach ein gutes Gefühl zu hinterlassen. Denn Familie ist nicht einfach und man sucht sie sich nicht aus, dass zeigt „People Person“ sehr eindrücklich, aber wenn es passt und man sich drauf einlässt, kann sie einem auch viel Liebe und neue Perspektiven aufzeigen.
Die Autorin schreibt mit „People Person“ gegen Vorurteile an und schafft es ebenfalls wie in ihrem Erfolgsroman „Queenie“, neue Sichtweisen aufzudecken und zum Hinterfragen anregen. Kommt „People Person“ also an „Queenie“ ran? Nein, ich finde nicht. „Queenie“ hat in mir eine Vielzahl von Gefühlen angeregt, bis hin zu tiefer Trauer, die ich so in ihrem neuen Roman nicht erlebt habe. Bleibt die Frage, ob das wirklich schlimm ist? „People Person“ war nichtsdestotrotz ein vielschichtiger Roman, mit mal mehr und mal weniger sympathischen Protagonist*innen, welchen ich gerne gelesen haben. Aus diesem Grund kann ich eine Leseempfehlung definitiv aussprechen und bin gespannt, was wir in der Zukunft noch von Candice Carty-Williams erwarten dürfen!
PEOPLE PERSON
People Person
Candice Carty-Williams
Übersetzung durch Henriette Zeltner-Shane
Hardcover
430 Seiten | ISBN: 978-3351051105
24€ [D] über Amazon [Affiliate Link]
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.