Corona in Südafrika – ein ganz persönlicher Erfahrungsbericht
Vielleicht dient dieser Beitrag nur dazu, mir mein Erlebtes von der Seele zu schreiben und so etwas Ruhe in meinen Geist zu bringen. Vielleicht ist es für dich aber ebenso interessant zu lesen, welche Auswirkungen Corona sowohl auf meine Reise, als auch in Südafrika hatte. Innerhalb von einer Woche hat sich die Welt um 180 Grad gedreht und dies hat auch keinen Halt vor Südafrika gemacht.
Corona in Südafrika – Wie alles begann
Am 11.März 2020 haben meine Mama und ich uns auf den Weg gemacht, um nach Südafrika zu reisen. Wir hatten lange auf die Reise gespart und uns sehr gefreut. Nun höre ich die einen oder anderen sagen, es sei schon damals abzusehen gewesen, dass eine normale Reise nicht möglich sei. Das mag so gewesen sein, für uns war das aber längst nicht so eindeutig.
Vielleicht etwas naiv und blauäugig dachten wir uns eher, wir entkommen dem Corona Virus mit der Reise nach Südafrika und auch in Europa würde sich schon alles beruhigen, bis wir wieder nach Hause kommen würden. Das war ein Trugschluss, wie uns allen nun mehr als bewusst ist. Aber es lässt sich nun mal nicht ändern und um eines vorweg zu nehmen, wir sind wieder wohlbehalten in Deutschland angekommen.
Sorge um die Lieben zu Hause
Bereits in den ersten Tagen konnten wir unseren Aufenthalt in Kapstadt nur bedingt genießen. Was an immer neuen Nachrichten aus Deutschland und Europa kam, ließ uns kaum entspannen. Auch wenn Freunde und Familie uns versicherten wir sollen unseren Urlaub genießen, kamen doch langsam die ersten Zweifel auf. Bis dahin war Corona in Südafrika allerdings eher ein Thema, welches zwar wahrgenommen wurde, aber noch nicht richtig im Land angekommen war.
Die Ansprache des Präsidenten
Der 15. März sollte dann allerdings alles ändern. Vorher schon hatten wir gehört, dass die Grenzen zu Namibia zu sind. Zwar war das eine große Enttäuschung für uns, denn wir wollten bis dorthin reisen, allerdings hatten wir auch unseren Frieden damit gemacht, in Südafrika zu bleiben.
Mit der Ansprache des Präsidenten Cyril Ramaphosa am Sonntagabend, änderte sich schlagartig alles. Corona war endgültig in Südafrika angekommen und mit dem State of Desaster welcher ausgerufen wurde, auch zahlreiche Regelungen, die den Alltag aller ändern sollte. Menschenansammlungen von über 100 Menschen wurde verboten, Alkohol durfte nicht mehr nach 18 Uhr verkauft und ausgeschenkt werden, Restaurants nur zu bestimmten Uhrzeiten aufhaben und es gab ein Einreiseverbot für Menschen aus High Risk Countries, zu denen eben auch Deutschland gehört. Besonders verwirrend für uns war die Aussage, dass bereits ausgestellte Visa wieder zurückgezogen werden. Waren wir nun also illegal im Land?
Wie geht es weiter?
Uns wurde klar, wir müssen das Land verlassen, denn wer weiß wie lange man noch ausreisen kann? Am Montag hielten wir also Rücksprache mit unserem Reisebüro. Diese buchten uns auf einen Flug für den 21. März um. Eher gab es keine zwei freien Plätze mit South African Airways (SAA), wo wir die Tickets gebucht hatten. Das ganze fühlte sich noch sehr surreal und nicht greifbar an.
Für uns eine gute Nachricht, in all dem Negativen. Wir hatten einen Rückflug und konnten sogar noch ein Ministück unserer geplanten Route reisen. Endlich konnte ich auch das erste Mal in unserem Urlaub entspannen, denn alle wichtigen Entscheidungen waren getroffen und ich konnte an der Situation nichts mehr ändern. Wir reisten also für die nächsten drei Nächte von Paternoster, über Lamberts Bay nach Clanwilliam und zurück nach Kapstadt.
Die Hiobsbotschaft
Am Freitagnachmittag auf einer Autobahnraststätte erreichte mich dann die Hiobsbotschaft: unser Flug für morgen wurde gecancelt. SAA hatte komplett und ohne Vorankündigung den Flugverkehr eingestellt. Langsam kroch in uns die Angst hoch. Wie sollten wir nach Hause kommen?
Zum Glück konnten wir in unserer Unterkunft, der Cactusberry Lodge, solange wie nötig bleiben. Immerhin das war sicher! Noch am selben Abend haben wir uns auf alle relevanten Listen gesetzt und mit unserem Reisebüro, sowie der Botschaft telefoniert. Zunächst hieß die Devise abwarten und auf die Rückholaktion der Bundesregierung hoffen.
Den Samstag, der Tag unseres eigentlichen Flugs, lenkten wir uns mit den Pinguinen am Boulders Beach ab. Das klappte sogar einigermaßen gut, aber nachts schlichen sich die Ängste in unser Bewusstsein und die Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen. Wie kommen wir nach Hause?
Mittlerweile hatte sich auch in Kapstadt einiges verändert. Restaurants hatten geschlossen oder boten nur Take-Away an und in den Supermärkten musste man überall Hände desinfizieren. Auch meine südafrikanischen Freund*innen bekamen langsam Angst vor dem, was möglicherweise noch kommen mag. Schon jetzt verloren viele ihren Job durch die ausbleibenden Reisenden und wirtschaftlichen Einschränkungen und ich mag mir gar nicht ausmalen, welche weiteren Konsequenzen noch kommen könnten …
Interessanterweise fand ab dem Zeitpunkt der Rede des Präsidenten kein einziges Mal mehr ein Stromausfall statt. Vorher gab es mehrmals täglich sogenannte Load Sheddings. Dafür zeigte meine App nun statt Stromausfällen die Coronafälle in Südafrika an und diese stiegen leider weiterhin.
Mit Ungewissheit zum Flughafen
In unserem Guesthouse war noch eine weitere deutsche Reisegruppe, die einen regulären Rückflug mit Lufthansa hatte. Diese baten wir, uns auf dem Laufenden zu halten. Tatsächlich hatten wir am späten Nachmittag mit ihnen Kontakt und sie erzählten uns, dass es Wartelisten für freie Plätze in den Fliegern gibt. Unsere Entscheidung war gefallen, Montag war der Tag, wo wir um jeden Preis ausreisen müssen!
Montagmorgen fuhren wir also ohne Flugticket zum Flughafen und hofften auf das Beste. Zum Glück waren wir mit die ersten in der Reihe und bekamen recht schnell am Ticketschalter Auskunft. Allerdings ohne Erfolg. Die Dame gab zwar ihr bestes, aber zu diesem Zeitpunkt durften Deutsche schon in viele Länder nicht mehr einreisen. Auch bei SAA hatten wir kein Glück. Freundlich und sehr direkt wurde uns erklärt, sie können nichts machen.
Es ging also weiter zu Lufthansa. Aber auch hier keinen Erfolg. Mit einem Ticket hätten wir wohl auf die Warteliste gekonnt, ohne ging allerdings gar nichts. Erschöpft und entmutigt wollten wir nun auf den Abflug der Maschinen nach Deutschland am Abend warten und hofften, dass wir wiedererwartend doch noch mitdürfen.
Mittlerweile klemmten sich auch mein Papa und mein Partner hinter unsere Rückreise. Nach zahlreichen Telefonaten mit dem Auswärtigen Amt (beziehungsweise der Warteschleife) und unserem Reisebüro kam der erlösende Anruf, es könne für uns ein Flug mit Qatar gebucht werden!
Es tut sich was
Zwei Stunden vor Abflug, wir standen bereits ohne Ticket in der Schlange zur Gepäckaufgabe, kam endlich eine E-Mail mit unserer Flugbestätigung. Wir konnten unserem Glück erst trauen, als wir durch das Check-In durch waren und im Flugzeug nach Doha (Katar) saßen.
Nach bangen Stunden verließen wir am 23. März um 18:50 Uhr Südafrika. Damit sollte unsere Reise allerdings noch nicht vorbei sein. Ein technischer Defekt zwang uns zur Zwischenlandung in Salalah im Oman. Dort hingen wir erneut fest, denn es musste eine neue Maschine aus Doha kommen. Das lief alles problemlos und wir wurden gut umsorgt, allerdings verpassten wir unseren Anschlussflug nach Berlin.
Zwar wurden wir fast direkt umgebucht, allerdings über London und auch erst am 25. März. Das hieß für uns eine Nacht am Flughafen von Doha, wo wir mittlerweile immerhin angekommen waren. Durch eine glückliche Fügung allerdings, versuchte ich mein Glück am Schalter von Qatar und wir konnten spontan auf einen direkt Flug nach Frankfurt umgebucht werden.
Am 25. März landeten wir schlussendlich am frühen Morgen in Frankfurt und wir machten drei Kreuze, endlich wieder zu Hause zu sein.
Wie geht es weiter mit der Corona Krise in Südafrika?
Gerade noch rechtzeitig haben wir das Land verlassen, denn seit dem 27. März 2020 gibt es nun eine Ausgangssperre für drei Wochen in Südafrika und unter anderem sind die Flughäfen geschlossen. Es gab und gibt vereinzelte Rückholflüge, allerdings hätten wir sehr wahrscheinlich keinen Platz bekommen.
Viel größer allerdings ist nun die Sorge, um die Menschen vor Ort. Viele haben bereits ihr Einkommen verloren und ich befürchte schlimmes, gerade was die Ausbreitung in den Townships angeht. Nicht nur das viele Menschen von der Hand in den Mund leben müssen, auch Tuberkulose und HIV ist nach wie vor ein großes Problem und hat viele geschwächt.
Ich hoffe und wünsche mir von ganzem Herzen, dass die Maßnahmen ihre Wirkung entfalten und der Virus aufgehalten werden kann. Mein größter Wunsch ist es, dass es glimpflich ausgehen wird. Meine Gedanken sind bei allen, die zurzeit noch im Land sind und ganz besonders meinen lieben Freund*innen vor Ort. Ich habe sowohl große Sorgen als auch große Hoffnungen. Alles muss gut werden und ich bin sicher es wird alles gut!
Wie sich das Corona Virus in Kenia ausgewirkt hat, hat Miriam sehr eindrücklich auf ihrem Blog beschrieben. Hier gibt es den Link dazu.
Ich hoffe sehr, dass Reisen weltweit bald wieder möglich sind. Falls du Inspiration für deine kommende Reise nach Südafrika brauchst, bist du hier genau richtig.
Hallo Lieschen,
Mensch, da habt Ihr beiden aber eine Abenteuerreise hinter Euch. Das muss ja einiges an Nerven gekostet haben. Das ging auch bei uns alles so schnell. Die Veränderungen waren gewaltig. Meine beiden Schwester waren Anfang März auch noch auf Madeira. Sie hatten Glück und konnten den gebuchten Flug an dem Wochenende noch nehmen. Montags darauf wurden die Flüge storniert.
Ich bin auch schon einmal wegen eines Vulkanausbruchs auf Island in Instanbul festgesessen. Das hat ein paar Tage gedauert. Nur da wurde es dann besser und hier wird es gerade schlimmer.
Schön, dass Ihr wieder zurück seid.
Liebe Grüße
Renate
Hallo liebe Renate,
vielen Dank für dein Kommentar. In der Tat, aus dem Urlaub ist ein richtiges Abenteuer geworden und es war wirklich anstrengend. Nachdem wir zu Hause angekommen sind, musste ich erstmal ordentlich Schlaf nachholen. Nun ist der Schreck aber verdaut und ich versuche mich mit der ungewohnten Situation in Deutschland vertraut zu machen.
Da hatten deine Schwestern wirklich Glück! Es ging alles so schnell…
War das der besagte Vulkan? Sicherlich auch kein schöner erzwungener Aufenthalt, oder?
Lieben Dank nochmal und pass auf dich auf!
Grüße aus Hannover,
Lynn