Das Museum der Welt

Cover des Buches Das Museum der Welt von Christopher Kloebel

Das Museum der Welt von Christopher Kloebel – Rezension

Gut gesagt:

„Wir wissen nicht, wer wir sind. Darum lassen wir uns von den Vickys sagen, wer wir sein sollen.
Sagt Vater Fuchs, sagte Hormazd.
Ja! Wenn wir frei sein wollen, müssen wir uns daran erinnern, wer wir sind. Wir brauchen alle ein Museum. Und das hier, ich deutete auf das Museum, das hier bin ich.“

Das Museum der Welt, Seite 20

Darum gehts in Das Museum der Welt

Der Waisenjunge Bartholomäus hat ein Ehrgeiziges Ziel, er will nicht weniger als das erste Museum Indiens gründen. Da kommt es ihm nur zu Gute, dass die deutschen Brüder Schlagintweit ihn als Übersetzter mit auf ihre Expedition nehmen. Mit der Unterstützung von Alexander von Humboldt beginnt so 1854 die größte Forschungsexpedition ihrer Zeit.

Bartholomäus ist zu diesem Zeitpunkt mindestens zwölf Jahre alt und spricht nicht sehr viel weniger Sprachen. Zusammen mit den Brüdern durchquert er Indien und den Himalaja. Dabei wächst nicht nur das erste Museum Indiens stetig an, sondern auch Bartholomäus sieht sich mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert.

Gefällt weil

Das Museum der Welt so viel tiefgründiger ist, als ich es zunächst erwartet hatte. Normalerweise zitiere ich selten Empfehlungen, die auf die Buchcover gedruckt sind, aber in diesem Fall hat es Francesca Melandri sehr treffend formuliert: „Mit sprühendem Witz und auf so herzzerreißende wie tiefgründige Weise erkundet Das Museum der Welt die Ambivalenz menschlicher Beziehungen während der Kolonialzeit.“

Christopher Kloeble hat einen Roman erschaffen, der genau diese Punkte abdeckt. Was passiert, wenn man Menschen sympathisch findet, die das eigene Volk unterdrücken? Kann man diese Sympathien zu lassen oder muss ich mich solidarisch zeigen? Welchen Platz habe ich in der Welt? Dies sind Fragen, die sich Bartholomäus immer wieder stellt. Kloeble hat dies allerdings so geschickt in die Story verflochten, dass es nicht Kolonial revidierend rüberkommt, sondern die Abgründe menschlicher Beziehungen aufmacht.

Dabei nutzt der Autor von Das Museum der Welt einige geschickte Rhetorische Mittel. Dazu gehört zum Beispiel, dass Bartholomäus dem Lesenden offensichtliche Begriffe erklärt und indische Bezeichnungen meist unkommentiert lässt. Das hat mich zunächst geärgert, bis mir aufgefallen ist, wie genial dieser Zug ist! Bartholomäus Museum der Welt richtet sich an Inder*innen, die mit den Gepflogenheiten in ihrem Land vertraut sind. Ganz anders ist es bayrischen Ausdrücken oder Orte außerhalb Indiens. Die mag ich zwar als Leserin aus Deutschland kennen, den Menschen zur Zeit der Kolonialisierung waren sie jedoch unbekannt. Großartig!

Darüber hinaus ist der Roman wirklich spannend geschrieben und man fiebert mit Bartholomäus bis zu letzen Seite. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Daumen hoch.

Das Museum der Welt

Das Museum der Welt
Christopher Kloeble
528 Seiten | Gebundenes Buch
ISBN: 978-3423282185
24€ (D) über Amazon [Affiliate Link]


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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