Tiefe Wasser zwischen uns
Ayesha Harruna Attah
Werbung, da Rezensionsexemplar
Salvador de Bahia war wie das gelbe Innere einer Blüte. Der Moment nach dem Regen, wenn die Sonne wieder mit voller Kraft schien. Jede Hautfarbe dieser Welt, an einem einzigen Ort versammelt. Während Yaya und sie in einer Dampfstraßenbahn dahinrumpelten, staunte sie, wie üppig hier alles war. Es war, als sähe, röche und schmeckte sie zum allerersten Mal. In Bahia häutete sich Husseina wie eine Schlange, ließ den Schmerz, der mit ihrem Namen verbunden war, und ihre Vergangenheit hinter sich, um Vitória willkommen zu heißen.
Tiefe Wasser zwischen uns, Seite 108
Darum geht’s in Tiefe Wasser zwischen uns
Obwohl die Sklaverei offiziell verboten ist, wird im Ghana der 1890er Jahre das Dorf der Zwillingsschwestern Hassana und Husseina überfallen und die zwei versklavt. Dieses traumatische Erlebnis ist der Beginn ihrer Geschichte. Die zwei werden voneinander getrennt und entwickeln sich in zwei völlig unterschiedliche Richtungen. Die eine bleibt an der Goldküste Ghanas und wächst zu einer rationalen und wissbegierigen jungen Frau heran. Die andere verschlägt es nach Brasilien, wo sie ein ganz anderes Leben kennenlernt und sich der Religion widmet.
Obwohl die Zwillinge durch einen Ozean getrennt sind, sind sie in ihren Träumen miteinander verbunden. Ob diese Träume ihnen helfen können, wieder zueinander zu finden? Und wie ist es wohl, wenn nach so langer Zeit sich zwei vertraute und doch fremde Seelen wieder begegnen?
Nicht nur diesen Fragen geht die Autorin Ayesha Harruna Attah in ihrem Roman „Tiefe Wasser zwischen uns“ auf den Grund. Sie beleuchtet auf anschauliche Art und Weise, was das Entwurzeln von Menschen mit ihnen macht und wie sie sich an widrige Lebensumstände anpassen können. Ganz nebenher erfährt der*die Leser*in mehr über transatlantische Zusammenhänge, die über den Dreieckshandel hinausgehen und die reiche Kultur Westafrikas.
Obwohl die Thematik des Romans viel Potenzial hat, hat er mich leider nicht ganz abgeholt. Die Erzählung wechselt zwischen Hassana und Husseina und bleibt dabei leider doch recht eintönig. Mich konnte „Tiefe Wasser zwischen uns“ nicht fesseln, obwohl ich mir viel versprochen hatte. Insbesondere das Cover und die Karten von Südamerika und Afrika lassen viel Raum zur Hoffnung, da sie sehr ansprechend gestaltet sind.
Im innenliegenden Klappentext heißt es: „Ein großer Schicksalsroman über unerschütterliche Liebe, Hoffnung, und Frauen in der Sklaverei“. Obwohl hauptsächlich Frauen vorkommen, wird auch das meines Erachtens nicht ausreichend transportiert. Die Charaktere könnten stärker gezeichnet werden und wirken beinahe blass. Ich hätte mir außerdem eine Entwicklung in der Sprache von Hassana und Husseina gewünscht. Ihre unterschiedliche Lebenswege hätten die Möglichkeit gegeben, dass sie sich auch sprachlich mehr voneinander abgrenzen.
Ich habe die Befürchtung, dass der Verlag durch das Layout falsche Erwartungen an „Tiefe Wasser zwischen uns“ geweckt hat. Soweit ich weiß, handelt es sich bei dem Buch um einen Jugendroman. Als solcher eingeordnet kann ich ihn sicherlich empfehlen. Für Erwachsene, vor allem wenn man sich bereits mit der Thematik auseinandergesetzt hat (wie zum Beispiel in Yaa Gyasis außergewöhnlichen Roman „Heimkehren“), geht „Tiefe Wasser zwischen uns“ vielleicht nicht genug in die Tiefe. Die Erzählung ist beinahe langatmig und ich habe lange gebraucht, um das Buch zu beenden. Schade, denn wie gesagt, es hätte viel Potenzial gegeben.
TIEFE WASSER ZWISCHEN UNS
Tiefe Wasser zwischen uns
Ayesha Harruna Attah
Übersetzung durch Christiane Burkhardt
Hardcover mit Schutzumschlag
304 Seiten | ISBN: 978-3453292536
20€ [D] über Amazon (Affiliate Link)
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.