Vom Fliegen

Seit jeher war es der Wunsch der Menschheit, fliegen zu können. Heute sind wir in der glücklichen Position, diesem Wunsch näher zu sein, als viele vor uns. Nie war es so erschwinglich und es gab so viele verschiedene Routen. Aus diesem Grund gehört das Reisen und das Fliegen mittlerweile fest zusammen. Und deshalb handelt dieser Text auch Vom Fliegen.

Mein allererster Flug war sehr aufregend, so aufregend, dass ich mein Frühstück leider nicht bei mir behalten konnte und Teile davon im Auto meiner Tante gelandet sind. Sie hat es mir mittlerweile verziehen und fliegen finde ich längst nicht mehr so aufregend. Allerdings ist es immer noch spannend. Auto, Bus und Bahn sind Verkehrsmittel die ich beinahe täglich nutze, es ist also nicht mehr wirklich aufregend mit ihnen zu fahren, ganz anders ist das Fliegen.

Die “Exklusivität” des Fliegens

Iphone 208

Man muss an vielen Dinge denken: “Habe ich meinen Pass dabei? Ist mein Koffer nicht so schwer?” usw. Auch wird man natürlich ganz anders behandelt. Es gibt Sicherheitspersonal, Stewardessen und Stewards und allerhand andere Mitarbeiter an Flughäfen. Irgendwie ist man als (Flug)Gast ja auch wirklich besonders. Nach den Sichherheitskontrollen darf sich keiner mehr ohne gültiges Ticket im Wartebereich aufhalten, es gibt Priority Boarding für die, die es sich leisten können und sogar kostenlose Zeitschriften, zum mit nehmen. Mittlerweile ist der Flughafen auch ein Garant für freies WLAN.

Willkommen in der Zeitblase

Nikon Kenya 158

Sobald die Check-In Schalter geöffnet sind, machen sich alle auf den Weg, um ins Innere des Flugzeugs zu gelangen und die “Zeitblase” zu betreten. Ich nenne das Flugzeug ganz bewusst so, weil auf Langestreckenflügen meist etwas ganz komisches mit der Zeit passiert. Jeder der schon 8 Stunden und mehr in einem Flugzeug verbracht hat, kennt es bestimmt. Während des Fluges scheint die Zeit still zu stehen. Zum Einen weil man das Gefühl hat man würde nieeeeeee ankommen und im Rückblick verging die Zeit irgendwie “wie im Fluge”. Zum Anderen weil sie ja irgendwie wirklich stehen bleibt.

Kanada 2010 327

Während Freunde, Familie, Fremde und sowieso alle anderen außerhalb des Flugzeuges irgendeiner Tätigkeit nach geht, ist man selbst zum Warten bestimmt. Natürlich vertreibt man sich die Zeit mit Filmen schauen, lesen, schlafen oder essen, aber irgendwie wartet man ja doch. Auch gibt es dort oben ja keine richtige Zeit. Von Osten nach Westen, oder umgekehrt, überfliegt man die eine oder andere Zeitzone. Damit keine Verwirrung aufkommt rechnet man zwar mit der Uhrzeit am Start- oder Landeort, aber irgendwie gibt es ja doch keine einheitliche Zeit da oben. Wenn der Flug dann vorbei ist, werden alle Menschen, mittlerweile zur Zweckgemeinschaft zusammen gewachsen, aus der Maschine geworfen. Manchmal finde ich es sehr ernüchternd, plötzlich wieder in der hellen und hektischen Welt zu sein und sehne mich nach dem dunklen Inneren des Flugzeugs. Das hält aber auch nur so lange an, bis meine Abenteuerlust geweckt ist.

Vogelperspektive

Neben diesem “Zeitblasen” -Gefühl kann fliegen aber auch unheimlich schön sein. Von oben wirkt die Welt so anders. Anders als anders kann ich das auch gar nicht in Worte fassen. Dieser Moment, wenn man keine Lebewesen oder Bauwerke mehr erkennen kann, sondern nur noch die Struktur der Erde in seiner reinsten Form erkennt, ist magisch.
Nie werde ich die Eisschollen um Grönland vergessen, meinen ersten Sonnenaufgang in Afrika und den Nil, der sich so blau durch die Wüste schlängelt.

Kanada 2010 010

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Allerdings erhitzt das Fliegen auch die Gemüter. Zurecht prangern viele die Flugzeuge als Umweltverschmutzer Nummer 1 an und ich selber muss mir auch an die Nase packen, trage ich doch mit meinen Flügen dazu bei. Ich denke man muss sich tatsächlich Gedanken machen, wie häufig man das in Kauf nehmen will oder nicht. Aber ich reise einfach viel zu gerne, um komplett drauf zu verzichten. Es gibt zu viele Gegenden auf dieser Erde, die ich noch sehen möchte. Und es ist nun mal fast unmöglich nach Patagonien ohne Flugzeug, zu erreichen.

Iphone 215

Ebenfalls scheiden sich die Geister am Flugzeugessen und der ewigen Frage:”Schmeckt Tomatensaft so hoch in der Luft wirklich besser?” Ich weiß es nicht. Ich mag auf dem Boden keinen und ich glaube auch nicht, das ich ihn in ein paar tausend Metern Höhe plötzlich lecker finde. Im Gegensatz zum Essen an Board. Das ist zum Teil überraschend (gut). Wobei ich nicht verstehe, wie man auf einem 12 Stunden Flug, Sauerkraut und Würstchen reichen kann… So oder so ist das Essen aber immer eine willkommene Ablenkung in der “Zeitblase”.

“Hier spricht ihr Kapitän”

Zu guter Letzt kann fliegen aber auch Angst machen. Verständlich da ein Flugzeug so hoch technisiert ist und zumindest ich nicht viel davon verstehe. Auch wenn man fast Mantra artig sich einredet, dass mehr Menschen im Straßenverkehr sterben als bei Abstürzen, bleibt doch ein mulmiges Gefühl. Ich bin weit davon entfernt Flugangst zu haben (und fliege eigentlich recht gerne), aber ein bisschen nervös werde ich doch immer, wenn es Turbulenzen gibt. Hilfreich ist es dann, wenn man so kompetente Piloten hat, wie meinen Held von Southafrican Airways. Der hat nämlich ganz simpel vor Abflug erklärt, dass es über Zentralafrika immer etwas Turbulenzen geben würde. Als ich dann nachts aufgewacht bin, geweckt von einem wackelnden Flugzeug, wusste ich sofort, was los ist und musste mir keine Sorgen machen. So etwas finde ich klasse!

Sommerferien 2011 056

 Nachdem ich nun so viel übers Fliegen zu sagen hatte, bin ich auf eure Meinung gespannt. Notwendiges Übel oder fliegt ihr gerne? Vielleicht habt ihr ja auch die eine oder andere spannende Geschichte rund ums Fliegen, die ihr mit mir teilen mögt? Ich freue mich über eure Kommentare.

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2 Kommentare
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Gast
9 Jahre zuvor

Diese Gedanken zum Fliegen hätte von mir sein können.:D

Dieses Gefühl kurz hinter dem Check-In, das von einem Grummeln im Magen kurz vor dem Start abgelöst wird und bald darauf in eine Mischung aus Furcht und Neugier auf das Flugzeugessen wechselt, ist einfach einmalig. :)

Ich liebe es – wobei das eventuell auch daran liegen könnte, dass es immer wieder das Flugzeug ist das uns an die weit entfernten und tollen neuen Orte auf der Welt bringt. :)