Eine Stadt am Ende der Welt, wo die Wüste direkt aufs Meer trifft, Bartolomeu Diaz 1488 sein Kreuz aufstellte und Leberwurstsandwichs keine Seltenheit sind. Keine Frage, Lüderitz ist eine Stadt der Gegensätze.
Ein etwas älterer Herr schlurft aus dem Essensraum unseres B&Bs. Seine weißen Haare wehen ins Gesicht. Von draußen geht ein Wind, der direkt vom Atlantik kommt. Als wir ihm entgegen kommen bleibt er stehen und richtet das Wort an uns:
„I´m the piano tuner. I´m from Windhoek und just for a few days here in Lüderitz“
Nachdem dies gesagt ist, geht er weiter und wir bleiben verdattert zurück. Kann es sein das wir gerade den einzigen Klavierstimmer Namibias getroffen haben?
Schon die Anfahrt nach Lüderitz ist spektakulär. Eine schnurgerade Straße führt über 100km in den Ort. Anfangs wird man zum Teil noch durch die wilden Pferde von Aus begleitet, am Ende sind es Sanddünen, die drohen die Straße zu verschlingen. Es wird erzählt, Autos seien schon ganz ohne Lack aus den Dünen wieder herausgekommen. Ob das stimmt? Keine Ahnung! Aber für ganz abwegig halte ich es nicht.
Fahrt über die Lüderitzhalbinsel – Willkommen auf dem Mond
Der erste Nachmittag bietet sich hervorragend für eine Fahrt über die Halbinsel an. Der Zustand der Straße ist in Ordnung und mit einem Geländewagen kein Problem zu befahren. Die Schilder sind eindeutig und bald stehen wir am Leuchtturm. Seit 2022 haben neue Pächter das kleine Bistro übernommen und es gibt dort leckere (Fisch-)Spezialitäten, je nach Verfügbarkeit, und Getränke. Bei unserem Besuch hat der Wind den Himmel nahezu leer gefegt und man muss sich ordentlich dagegenstemmen, um voran zu kommen. Stundenlang könnte ich dort nach Muscheln suchen und die Wellen beobachten.
Mit dem Katamaran zu den Pinguinen von Lüderitz
Am nächsten Morgen erwartet uns eine neue Überraschung. Während wir unseren Bacon&Egg genießen, kommt plötzlich der Besitzer des B&Bs, Christo, und möchte ein Lied für uns spielen. War es vorher schon skurril, mit den deutschen Shantys aus dem Radio, wird es nun noch skurriler. An dem frisch gestimmten Klavier beginnt Christo eine wahre Ballade zu schmettern. Wir blicken der weilen fasziniert von ihm, zum Ozean und wieder zurück.
Heute nähren wir uns der Halbinsel per Katamaran. Noch ist es im Hafen von Lüderitz ganz ruhig, aber sobald wir um Shark Island herum kommen, wird es windig und die Wellen immer höher. Ich bin zwar Laie, aber die waren mindestens 4-5 Meter hoch (also mindestens. Vielleicht auch 8 Meter). Wir kreuzen eine Seehundkolonie und plötzlich tauchen auch die Schwanzflossen von Delfinen auf. Sie springen flink um unser Boot und sind immer dann weg, wenn man die Kamera gezückt hat.
An einer kleinen Insel machen wir halt. Dort hat sich eine Kolonie von Pinguinen niedergelassen und wir beobachten die Tiere eine Weile. Alte Ruinen sind zeugen von dem vor Jahrzehnten statt gefundene Guano Abbau, der die Pinguine fast ausgerottet hat. Heute Leben auf dieser Insel keine Menschen mehr und sie darf nur äußerst selten betreten werden. Dafür tummeln sich dort neben Pinguinen auch Flamingos und unzählige, andere Wasservögel. Noch einen heißen Tee getrunken und zurück geht es ans Festland.
Eine Geisterstadt mitten in der Wüste – Fotograf*innenparadies Kolmanskop
Die Bootstour ist nämlich genauso abgestimmt, dass man die 11 Uhr Führung in Kolmanskop mit machen kann. Auch hier sind die Spuren der Diamanten allgegenwärtig. Schon auf der Fahrt nach Lüderitz sieht man links und rechts lauter Schilder, die darauf hinweisen, das dort Diamantsperrgebiet ist und die Geisterstadt Kolmanskop liegt sogar direkt im Sperrgebiet. Deshalb darf man auch nur im Rahmen bestimmter Zeiten die Stadt besuchen.
„Kommta ma, das musst du sehen!“ Unser Guide hat einen herzzerreißenden Akzent. Er führt uns durch die Stadt, ehe wir Zeit haben, die Häuser selbst zu erkunden. Es ist einfach unglaublich, was die Deutschen vor knapp 100 Jahren aus dem Boden gestampft haben. Ich möchte nichts glorifizieren, denn man muss sich fragen, auf wessen Kosten sie all das erbaut haben. Aber ich komme nicht umhin es faszinierend zu finden, das es eine Eisfabrik gab. Dort hielt jeden Morgen die Straßenbahn und hat neben Wasser und Limonade für die Bewohner auch einen Eisblock aufgeladen, die sie dann direkt vor der Tür abgeliefert hat.
Noch faszinierender finde ich allerdings nun die Häuser, die nach und nach von der Wüste verschlungen werden. Es scheint fast, als würden durch den Sand die Farben noch intensiver leuchten. Dafür werden unsere Worte geschluckt und sobald man alleine in einem Raum steht, könnte man auch alleine in ganz Kolmanskop sein.
Lüderitz hat das Potenzial zur Lieblingsstadt
„I love Lüderitz. It´s like the end of the world. There is just one road in and the same road out.“
Das erklärt uns am Abend unser Taxifahrer. Und Recht hat er! Lüderitz fühlt sich wirklich wie das Ende der Welt an und ist eine Stadt der Gegensätze. Noch am Nachmittag habe ich im „Garden Café“ ein Leberwurstsandwich gegessen, während eine Landschildkröte um meine Beine gestrichen ist [Update 2022: Mittlerweile hat das Café leider geschlossen]. Nun werden wir von einem Taxifahrer aus Jo´burg gefahren der am Ende kein Geld von uns haben will und nur sagt:„It´s a gift.“ Wir fragen uns, was ist seine Geschichte?
Ehe wir den Ort wieder verlassen, fahren wir noch ein letztes Mal durch die Stadt durch. Vorbei an alten, bunten Häusern, die deutsche Schriftzüge tragen. Es ist Sonntag und die Leute haben sich schick für die Kirche gemacht. Und hier bekommt man auch einen Eindruck davon, dass Lüderitz eine ganz andere, namibische Seele hat.
Unterkommen: Kairos Cottage B&B Christo ist wirklich der netteste Gastgeber, den man sich vorstellen kann. Fragt ruhig nach dem Seeview Zimmer, da kommt man sich vor wie auf einem Schiff. Das B&B liegt auf der Halbinsel Shark&Island. Wer sich für Geschichte interessiert, sei ein Spaziergang über den Campingplatz empfohlen, wo die deutschen damals ein Konzentrationslager erbaut hatten.
Unbedingt machen: Wenn ihr ein gutes Auto habt, sei euch die Buchtenrundfahrt ans Herz gelegt. Zum Pflichtprogramm gehören eine Bootsfahrt und natürlich Kolmanskop. In Lüderitz kann man sich tagsüber frei bewegen und den Stadtkern erkunden. Samstag uns Sonntags sind da allerdings die Bürgersteige buchstäblich hoch geklappt. Schöne Souvenirs kann man im Desert Deli kaufen. Hier gibts auch guten Kaffee und die Möglichkeit, Lunch zu essen.
Essen: Lüderitz ist vor allem bekannt für seine Austern und allgemein frischen Fisch. Gut Essen kann man den im Penguin Restaurant, im Portuguese Fishermans oder bei Essenzeit, direkt an der Waterfront.
Toller Bericht mit atemberaubenden Fotos!!!
Danke dir!
Als wär man dabei gewesen. :)
Freut mich :)
Hach wie toll. Schöner Bericht, tolle Bilder – krasse Sehnsucht!
Lüderitz steht bei mir schon lange gaaanz weit oben auf der Todo-List und Kolmanskop sowieso.
Auf Lüderitz bin ich eigentlich wegen der Speedchallenge aufmerksam geworden. Dort werden jedes Jahr neue Rekorde im Kite- und Windsurfen aufgestellt. Aber deswegen will ich nicht hin.
Die Badewanne ist der Hammer! :)
Liebe Grüße,
Marc
Hey Marc,
stimmt! Uns wurde auch erzählt, das dort regelmäßig Rekorde aufgestellt werden. Bei dem Wind dort, kann ich mir das auch gut vorstellen.
Kolmanskop ist wirklich ein Fotografenparadies. Du hättest bestimmt deinen Spaß :)
Liebe Grüße,
Lynn
Wunderschöne Photos, absolut spannender Bericht… Ich entdecke mit Freude diesen Blog!
Das freut mich total! :)
Liebe Grüße,
Lynn
Schöner Bericht – das musste mal gesagt werden! :)
Danke dir!! :)
Toller Bericht und interessante Fotos. Insbesondere das Haus, mit der Wüste im Wohnzimmer ist echt beeindruckend!
Liebe Grüße aus Hong Kong,
Kaja
Hallo Katja,
vielen lieben Dank! Kolmanskop fand ich auch ganz besonders beeindruckend und würde am liebsten sofort wieder dahin reisen.
Liebe Grüße,
Lynn
Hey Lynn,
was für großartige Bilder! Ich habe es leider bei meiner Namibiareise nicht bis nach Lüderitz und Keetmanskoop geschafft, aber es sieht auf jeden Fall super lohnenswert aus!
Das Gefühl der Gegensätze kenne ich jedoch auch, ich habe es in vielen anderen Ecken Namibias erlebt.
Sehr schöner Beitrag, freu mich schon mehr zu lesen :)
Liebe Grüße
Chrissy
Hey Chrissy,
Vielen Dank für dein Kommentar :)
Ich glaube Namibia ist wirklich das Land der Gegensätze, sei es von der Landschaft her oder von der Kultur. Aber genau das macht es auch so faszinierend.
Liebe Grüße,
Lynn
Hallo,
Ich lebe in Luederitz seit 10 Jahren, nachdem ich eine 5jaehrige Weltumsegelung gemacht habe.
Danke fuer Deinen schoenen Bericht und die super Fotos
Hallo liebe Doris,
dein Kommentar freut mich sehr!
Ganz liebe Grüße nach Lüderitz. Ich hoffe dort bald nochmal vorbeizukommen.
Liebe Grüße
Lynn
Hallo, Doris, ich suche Dich auf der halben Welt. Bitte schreibe mich an oder über facebook
Dann hoffe ich mal, dass es die richtige Doris ist und wünsche viel Glück!
So schöne Bilder! Ich war schon lange nicht mehr reisen. Dieser Blog inspiriert mich wieder öfters mal zu Reisen, wo die Zeit noch da ist und die Gesundheit noch mit macht.
Liebe Grüße Alisa
Liebe Alisa,
das freut mich :)
Liebe Grüße,
Lynn