„… wir wandern durch traditionelle Berberdörfer, ehe wir in eines zum Essen einkehren.“ Ich werde hellhörig. Habe ich vorher den Erzählungen nur halb gelauscht, bin ich nun ganz Ohr. Momo, im Riad zuständig für Touren mit den Gästen, macht gerade Vorschläge, was man in der Umgebung unternehmen könnte. Ohne lange zu zögern, buchen wir einen Tagesausflug zu einem Berberdorf in Marokko.
Zu Besuch in einem Berberdorf in Marokko – ein Traum wird wahr
Eine kleine „Völkerkunde“
Zugegebenermaßen habe ich bis jetzt immer gedacht, die Berber leben nur als Nomaden in der Wüste. Wunderbar wie falsch ich damit lag und in Klischees gedacht habe. Aber Reisen bildet ja bekanntlich und nun weiß ich, die Berber leben in Nordafrika weit verstreut. Die Tourag gehören zur Gemeinschaft der Berber, leben aber vermehrt noch als Nomaden in der Wüste. Grob kann man sagen, an der Küste Marokkos leben vorrangig Araber und je weiter man ins Landesinnere kommt, desto mehr Berber findet man dort. Vor allem im Atlas Gebirge sind deshalb die bereits erwähnten Berberdörfer zu finden.
Auf gehts zu den Berberdörfern des Hohen Atlas
Bereits am nächsten Tag finde ich mich völlig verschlafen um halb 7, am Frühstückstisch wieder. Eine gute halbe Stunde später, steht ein strahlender Momo mit je einer Wasserflasche in jeder Hand, vor uns. Die Wasserflaschen bekommen wir in die Hand gedrückt, denn er behauptet, dass er wie ein Kamel sei und nicht trinken müsse.
Die Fahrt ins Ourika Tal, von wo aus die Wanderung starten sollte, dauert ungefähr eine Stunde. Immer im Blick ist das imposant aufragende Atlasgebirge. Je näher wir ihm kommen, desto kurviger werden auch die Straßen. Serpentine um Serpentine schlängeln wir uns ins Tal. Völlig erstaunt stelle ich fest, wie grün doch alles ist.
An einer der vielen Brücken schmeißt uns der Fahrer raus und es geht los. Angenehm kühl ist die Luft so früh morgens und ich bin froh dem Staub Marrakechs entkommen zu sein. Meter um Meter geht es immer höher. Uns begegnen allerhand Menschen, die ihr Vieh zum Trinken ins Tal treiben oder auf dem Weg zum nächsten Souk, dem lokalen Markt sind.
Unter einem großen Feigenbaum machen wir unsere erste Rast. Leider sind diese noch nicht reif. Ich genieße dennoch die wunderschöne Aussicht und das Spiel der Sonne in den Blättern. Auch hier begegnen uns wieder zahlreiche Menschen, die wir mit „Salam“ grüßen.
Immer höher in die Berge
Nachdem wir unsere Raststätte verlassen, verändert sich die Vegetation. Die Berge schimmern rötlich und statt Bäumen wachsen hier Kakteen. Lachend kommen uns Kinder entgegen und wir bekommen frisch gepflückte Brombeeren gereicht. Herrlich süß schmecken diese! So Gestärkt können wir unseren Weg gut fortsetzen.
Nun passieren wir auch das erste Berberdorf. Die Häuser sind in einer sehr ursprünglichen Bauweise erbaut und auch sonst könnte man fast denken, man befinde sich in einer anderen Zeit. Aber auch nur fast! Seit knapp vier Jahren gibt es nun Strom in den Berberdörfern.
Außerdem sieht man auch immer mal wieder Neubauten zwischen den älteren Häusern. Tatsächlich kommen viele jüngere Menschen nach ihrer Ausbildung wieder zurück in ihre Heimatdörfer und heiraten dort.
Unser Weg führt uns allerdings ins höchst gelegene der Dörfer, nach Tizi n´Oucheg. Tizi bedeutet in der Sprache der Berber Pass. Auch mir kommt das Dorf schon ordentlich hoch vor und ich bin froh, als wir endlich oben ankommen, Auf unserem letzten Stück ins Berberdorf begleiten wir eine Frau, ihre Kuh und ihre neugierige Ziege. Sie und Momo scheinen sich zu kennen. Während die beiden sich angeregt unterhalten, lächeln wir uns nur immer wieder freundlich an. Wie gerne würde ich mit sprechen können.
Vorbei an dem Neubau einer Moschee, älteren Herren am Brunnen und Frauen, die Wäsche waschen, geht es schlussendlich zu einer unscheinbaren Tür. Dort klopft unser Guide an und uns öffnet das strahlendste Gesicht, welches ich je gesehen habe. Wir werden herein gebeten und sofort fühle ich mich wohl.
Tapas auf marokkanische Art
In einem größeren Raum nehmen wir Platz und erhalten neben dem obligatorischen Tee auch ein Tablett mit Brot und allerhand anderen Köstlichkeiten. Ich kann mich nicht entscheiden was besser schmeckt, die frische Butter, das Olivenöl oder doch die Kaktusfeigenmarmelade?
Ich kann mich nur schwer zurück halten, nicht alles aufzuessen, denn schließlich gibt es noch Tajine. Dafür gehen wir einmal quer durchs Berberdorf und landen in dem Guesthouse von Rachid. Seine Geschichte ist wirklich außergewöhnlich und nur zu gerne mag ich sie mit dir teilen:
„Zusammen mit Momo hat dieser Gäste in die Berge geführt. Er als Koch, Momo als Guide. Da er gar kein Englisch gesprochen hat und noch weniger Geld hatte, hat er begonnen alles in sich aufzusaugen, was er hörte und nebenbei auch noch alles zu sparen, was er konnte. So hat er in den Jahren genügend Geld zurück legen können, um sich den Traum vom eigenen Guesthouse zu erfüllen.“
Und was für ein tolles Guesthouse er gebaut hat. Die Aussicht und das Essen sind grandios und auch die Zimmer sind mit so viel Liebe hergerichtet. Das ist mir in vielen anderen Unterkünften so nicht begegnet.
Nach dem ganzen Essen kugeln wir uns (gefühlt) den Berg wieder hinunter. Momo hatte uns nicht zu viel versprochen:„Ihr werdet das Riad mit einem Lächeln betreten“ und Recht hatte er! Zurück in Marrakech konnte ich das Lächeln nicht aus dem Gesicht bekommen. Was für ein wunderschöner Tag!
Ein unvergesslicher Tag in Marokkos Atlas Gebirge geht zu Ende
Vor allem die kurzen Begegnungen mit den Menschen haben es mir angetan. Der Blickwechsel mit dem Bauern, dessen Kuh mir zu nah gekommen ist. Die verschmitzt schauende Frau in der Herberge. Der alte Mann an der Koranschule oder die kindliche Freude, als Momo und sein alter Freund sich wieder getroffen haben. Genau solche Augenblicke machen das Reisen doch aus, oder?
Habt ihr auch Interesse mit Momo in die Berge zu gehen oder euch Marrakech zeigen zu lassen? Gerne vermittel ich euch den Kontakt. Gerade in Marokko sollte man immer darauf achten, ausgebildete Guides dabei zu haben. Hier gibt es nämlich keine versteckten Kosten! Selbst den O-Saft und frische Feigen für zu Hause mussten wir an diesem Tag nicht bezahlen.
Mehr Infos zu Marrakech gibt es auch in meinem Beitrag – Wie? Wo? Was? Marrakech!
Du möchtest noch mehr Wanderungen in Marokko unternehmen? Dann lege ich dir meinen Beitrag ans Herz, wie ich den höchsten Berg Marokkos bestieg.
Hallo hallo hallo liebes Lieschen,
bald startet für mich das zweiwöchige Abenteuer Marokko. Ich habe deine Artikel mit Genuss gelesen und würde tatsächlich nach dem Kontakt von Momo, deinem kurzweiligen Reisebegleiter, fragen.
Viele Grüße, Tina
Hallo Tina,
dann wünsche ich dir erstmal ganz viel Spaß. Marokko ist ein traumhaftes Land.
Ich hatte jetzt leider lange keinen Kontakt mehr zu Momo und ich sehe gerade, das seine Seite nicht mehr aktuell ist, vielleicht hast du ja aber trotzdem Glück: http://trek-en-pays-berberes.com/
Ansonsten hat sich unser damaliger Guide, der das Toubkal Trekking mit uns gemacht hat, ebenfalls selbständig gemacht. Omar kann ich ebenfalls ohne Bedenken empfehlen. Hier seine Website: http://omar-adventures.com/
Ich hoffe es ist was für dich dabei :)
Liebe Grüße und danke für deinen Besuch,
Lynn