Rezension
Couchsurfing in Saudi-Arabien – Meine Reise durch ein Land zwischen Mittelalter und Zukunft
Werbung, da Rezensionsexemplar
… BROMPF
Couchsurfing in Saudi-Arabien – Seite 15
Die einzige Möglichkeit individuellen Ausdrucks im Arbeitsalltag eines Flughafen-Grenzbeamten ist der Moment, in dem er den Einreisestempel anbringt. Er kann ihn sanft in den Pass tupfen, kraftvoll festdrücken, federnd klopfen, lässig fallen lassen oder mit Gewalt einhämmern. Für mich gehört es zu den kleinen Freuden des Unterwegsseins, in diesem Augenblick genau hinzuschauen. Ich male mir dann aus, was diese kleine persönliche Geste über den Angestellten und sein Temperament aussagen könnte, dieser winzige Ausbruch in einem von Protokollen, Hierarchien und Regeln geprägten Arbeitsleben. Mein Gegenüber an Schalter 3, nördliches Terminal, Flughaffen Dschidda, wäre demnach lieber Schafrichter als Grenzbeamter geworden. Er schmettert den Stempel in meinen Pass, als wollte er eine Hornisse töten.
Darum geht’s in Couchsurfing in Saudi-Arabien
Endlich ist Stephan Orth wieder unterwegs und nimmt uns mit auf eine Couchsurfing Tour quer durch Saudi-Arabien. Nachdem Iran, Russland und China ein weiteres Land, das sicherlich nicht zu den klassischen Reisezielen gehört und sich obendrein erst langsam für den Tourismus öffnet.
Zum Glück bleibt das weiter oben beschrieben Erlebnisse, eines der wenigen unerfreulichen in dem Wüstenstaat. Stephan Orth trifft zahlreiche Menschen in „Couchsurfing in Saudi-Arabien“, die ihn mit ihrer Gastfreundschaft überhäufen, humorvoll sind und eine klare Vorstellung vom Weltgeschehen haben. Manche Begegnungen sind herrlich skurril, andere machen nachdenklich. Was der Autor allerdings so gut schafft, ist das Land und seine Menschen wohlwollend darzustellen, die europäische Brille abzusetzen und wenig zu bewerten.
Gemeinsam mit ihm Reisen wir „Couchsurfing in Saudi-Arabien“ durch dieses noch so unbekannte Land. Fahren tagelang durch die Wüste, sitzen am Lagerfeuer, schlendern erstaunt durch runter gekühlte Malls und stellen auch fest, wie wenig wir eigentlich über Saudi-Arabien wissen und wie sehr dieses bisschen Wissen durch Vorurteile durchzogen ist.
Sicherlich, vieles davon stimmt. Um die Frauenrechte ist es nicht gut bestellt und Stephan Orth hätte das Land sehr wahrscheinlich als weiblich gelesene Person anders erlebt oder vielleicht sogar weniger frei bereisen können. Generell sind Menschenrechte ein schwieriges Thema und Kritik am Monarchen schwer bis gar nicht zu äußern. Anderes hat mich aber auch sehr überrascht. Wo ich bisher immer Ölbohrtürme und Hightech-Städte gesehen habe, gibt es so viel Geschichte und historische Stätten!
Zum Beispiel wusste ich wenig über Felszeichnung, die denen gar nicht unähnlich sind, die ich sonst aus dem südlichen Afrika kennen. Oder ganze Städte in der Wüste, die Petra in Jordanien in nichts nachstehen.
Ich liebe es, wenn Reiseberichte überraschen und das tut „Couchsurfing in Saudi-Arabien“ definitiv. Für mich ist es vielleicht sogar das stärkste Buch bisher von Stephan Orth, denn ich war gebannt von der Lektüre und konnte es kaum beiseitelegen. Das mag nicht zuletzt auch daran liegen, dass er ebenfalls in die weltweite Corona-Pandemie geraten ist. Auch ich bin im Frühjahr 2020 in einem anderen Land gestrandet und konnte mich gerade deshalb mit den letzten Seiten des Buches besonders identifizieren, die mich sehr berührt haben.
Für „Couchsurfing in Saudi-Arabien“ kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen, ganz unabhängig davon, ob man die anderen Teile von „Couchsurfing in …“ schon kennt oder noch nicht.
Zur Rezension von „Couchsurfing im Iran“ geht es übrigens hier… [Link].
COUCHSURFING IN SAUDI-ARABIEN
Couchsurfing in Saudi-Arabien
Meine Reise durch ein Land zwischen Mittelalter und Zukunft
Stephan Orth
256 Seiten | Taschenbuch
ISBN: 978-3890295701
18€ (D) über Amazon [Affiliate Link]
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.