Ein erhabenes Königreich

Cover des Buches Ein erhabenes Königreich von Yaa Gyasi

Ein erhabenes Königreich
Rezension

Werbung, da Rezensionsexemplar

Ich riss eine Blume aus der Wiese und zerrieb die Blütenblätter zwischen den Fingern, verschmierte gelbes Pigment, dann hielt ich Anne die Farbe hin, als wäre es ein Geschenk. „Ich glaube, wir bestehen aus Sternenstaub, und Gott hat die Sterne erschaffen“, sagte ich. Ich pustete, und gelber Staub flog auf, in die Luft, in Annes Haar, und sie sah mich an, als wäre ich verrückt, und sie sah mich.

Ein erhabenes Königreich, Seite 223

Darum geht’s in Ein erhabenes Königreich

Als plötzlich Giftys Mutter bei ihr auftaucht und statt Wärme und Geborgenheit zu verteilen, die Geister der Vergangenheit weckt, wird in Giftys Leben einiges durcheinander geworfen. In dem ihre Mutter sich einfach ins Bett legt und nichts mehr reagiert, kommen tief schlummernde Erinnerungen wieder auf, die schmerzhafter kaum sein könnten. Da ist einerseits der Vater, der die Familie verlässt, um wieder nach Ghana zurückzukehren und andererseits der Tod des Bruders, der sich damals schleichend ankündigte. Wo früher die Religion die Familie zusammenhielt, flüchtet Gifty sich nun in ihre Arbeit als Neurowissenschaftlerin, um dem Mystischen mit Rationalität zu begegnen.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Giftys Mutter ins Bett flüchtet. Das letzte Mal ging Gifty noch zur Schule und wurde die Sommerferien über nach Ghana geschickt, eine Heimat, die sie kaum kannte. Dort trifft sie auch wieder auf ihren Vater, der sich zunehmend dem Leben seiner Familie in den USA entzieht und mit ganzem Herzen in Ghana lebt.

All diese Erlebnisse machen aus Gifty eine rational denkenden und in sich verschlossene Erwachsene. Es fällt ihr schwer ehrliche Beziehungen einzugehen und wenn ihr jemand zu nahe kommt, macht sie erstmal zu. Dabei merkt sie erst spät, dass es Menschen gibt, die an ihr interessiert sind, ihr helfen wollen und eine Stütze sein könnten.

Die ghanaisch-US-amerikanische Autorin Yaa Gyasi hat bereits in ihrem ersten Roman Homegoing (dt. Heimkehren) bewiesen, wie geschickt sie Erzählstränge über mehrere Generationen und Kontinente hinweg verknüpfen kann und auch in „Ein erhabenes Königreich“ ist ihr selbiges erneut ausgesprochen gut gelungen. Dabei verknüpft sie geschickt Rassismus und andere „-ismen“ mit der Geschichte, ohne den Zeigefinger zu erheben. Oftmals habe ich erst im Nachgang gemerkt, was für kluge Gedanken und Hinweise ich gerade gelesen habe.

Was mich besonders fasziniert hat, waren die unterschiedlichen Emotionen der Charaktere und wie gut sie durch die Zeilen nachvollziehbar waren. Da ist einerseits der Vater mit seiner Sehnsucht nach der Heimat, da ist die Mutter, die mithilfe der Religion den Schwierigkeiten in einem weißen Amerika begegnet und die Kinder, die, wie alle Kinder, zwischen der Loyalität zu ihren Eltern und der Kritik an ihnen gefangen sind.

„Ein erhabenes Königreich“ hat mir nicht nur aus diesen genannten Aspekten besonders gut gefallen sondern es ist auch sehr gut geschrieben. Die Seiten sind nur so zwischen meinen Fingern geschmolzen und ich mochte den Roman kaum aus der Hand legen. Zum Teil sind die Wörter und Sätze so schön, dass man sie aufschreiben und sich an die Wand pinnen möchte. Wer wie ich, lange auf eine Neuerscheinung auf Deutsch von Yaa Gyasi gewartet hat, wird sicherlich nicht enttäuscht werden.

EIN ERHABENES KÖNIGREICH

Ein erhabenes Königreich
Yaa Gyasi
Übersetzung durch Anette Grube
Hardcover
314 Seiten | ISBN: 978-3832181321 
22€ [D] über Amazon (Affiliate-Link)


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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