Hitze – Ein atemloser Roman von Raven Leilani

Hand die das Buch Hitze von Raven Leilani hält

Hitze – Raven Leilani

Werbung, da Rezensionsexemplar

Selbst wenn ich genug mentales Jiu-Jitsu gemacht habe, um mich zu überzeugen, dass ich wie ein normaler Mensch aussehe, kann der Gang ins Bad, um mich zu sammeln, gelegentlich zu einer Art Budenzauber missraten, wie es auf Führerscheinfotos oder zu lang belichteten viktorianischen Kindern vorkommt. Irgendetwas geschieht, wenn man sich in fremden Spiegeln ansieht, etwas, das immer mehr Informationen liefert, als ich brauche. In den letzten drei Jahren habe ich versucht, das Beste daraus zu machen, indem ich den Spiegeln alte Tumblr-Sprüche vorbetete, aber es half nichts.

Hitze, Seite 67

Darum gehts in Hitze

Edie ist die dreiundzwanzigjährige Hauptdarstellerin in Raven Leilanis Debütroman „Hitze“, der sich gleichzeitig verboten und absolut anziehend anfühlt. Edie lebt in Bushwick, Brooklyn, und hält sich mit einem Assistenzjob in einem Verlag über Wasser. Sie hat ihr Kunststudium abgebrochen und wechselt von Liebschaft zu Liebschaft. Immer wieder schlägt dabei ihre Einsamkeit durch die Zeilen durch, die sie mit Sex und der damit verbundene, gelegentlichen Emotionalität zu überbrücken versucht.

Über eine Dating-Plattform lernt Edie Eric kennen und beginnt eine Affäre mit ihm. Eric ist ein weißer Mann, der nicht nur doppelt so alt ist wie sie, sondern auch in einer offenen Ehe lebt. Per Zufall schliddert Edie immer mehr in das Leben von Eric hinein, lernt seine Ehefrau Rebecca kennen, freundet sich mit deren Adoptivtocher Akila an und zieht schlussendlich in das Haus des Paares.

Damit verschieben sich die Perspektiven endgültig. Akila findet ihn Edie die einzige weitere Schwarze Bezugsperson und Eric balanciert zwischen der Ehe mit seiner Frau und der Affäre mit Edie, während Edie das sich das Haus durch ihre Kunst und täglichen Streifzüge zu eigen macht.

Während Edie bei dem Ehepaar im ruhigen Vorort lebt, kommen in ihre längst vergrabene Thematiken wieder hoch, die zu ihrer Einsamkeit und ihrem Lebensstil geführt haben. Sie fällt zunächst in ein tiefes Loch, aus welchem sie, skurrilerweise, auch mit Hilfe von Rebecca wieder rausfindet.

„Hitze“ ist ein Roman, der sich nur schwer einordnen lässt. Einerseits fasziniert folgt man der Affäre von Edie und Eric und andererseits wirft sie so viel Fragen nach Grenzen, Macht, Rassismus, Alter, Solidarität und Sexismus auf. Während Edies Gefühle im Vordergrund der Erzählungen stehen, sind Charaktere wie Akila und Rebecca nicht minder interessant. Jede Frau für sich ist einsam und versucht auf unterschiedliche Art und Weise damit umzugehen. Sie alle haben ihre Rolle oder ihre Nische in der Welt noch nicht gefunden und suchen sie mal mehr und mal weniger aktiv.

Die Sprache von Raven Leilani mag bisweilen nüchtern erscheinen. Gleichzeitig schwingt in „Hitze“ auch immer ein subtiler Humor mit, der bisweilen durch schmerzhafte Ehrlichkeit und derbe Sprache unterbrochen wird. Nach der Lektüre war ich beinahe atemlos, über all das Gesagte und dem, was zwischen den Zeilen steht.

Abschließend kann ich „Hitze“ sehr empfehlen. Der Roman regt zum Nachdenken an, gibt spannende Einblicke und lässt einen garantiert atemlos und vielleicht auch ein wenig fragend zurück.

HITZE

Hitze
Raven Leilani
Übersetzung durch Sophie Zeitz
Hardcover
256 Seiten | ISBN: 978-3455012330
22€ [D] über Amazon (Affiliate Link)


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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