Seitdem ich 2018 in Malawi war, beschäftigt mich das Thema Menstruation als gesellschafts-politisches Thema. Damals habe ich die Flying Girls Malawi getroffen, die mir die Augen dafür geöffnet haben, welche enormen Herausforderungen es rund um die Menstruation geben kann. Das reicht von Scham, Tabus und Schmerzen, bis hin zu Geschlechtergerechtigkeit und Gesundheit. Mein Interesse ging soweit, dass ich meine Masterarbeit zum Thema Menstruation, Bildung und Gesundheit an Schulen in Malawi geschrieben habe. Als ich nun angesprochen wurde, „Dringend rotwendig – Die menstruelle Revolution“ zu lesen und zu rezensieren, war ich sofort Feuer und Flamme.
Dringend rotwendig – Die menstruelle Revolution
Werbung, da Rezensionsexemplar
Die Last der Stigmatisierung sollte nicht länger hingenommen werden. Indem wir das Menstruationstabu als das erkennen, was es ist – eine Reihe von kulturellen Einstellungen, die der Menstruation als etwas Negatives Schändliches anhaften – können wir es entschärfen. Damit sind wir auf dem besten Weg, einen Wandel herbeizuführen, der das Tabu nicht nur entkräftet, sondern auch endgültig brechen kann.
Dringend rotwendig, Seite 42
Den Autor*innen Karen Pickering und Jane Bennett ist klar, eine menstruelle Revolution ist dringend „rotwendig“, um echte Geschlechtergleichheit herstellen zu können. Doch wie kommen sie auf diese These und warum ist die Menstruation eigentlich immer noch so tabuisiert und mit Scharm besetzt, obwohl sie ein ganz normaler biologischer Prozess ist? Dieser Frage gehen die Beiden in „Dringend rotwendig“ mit wissenschaftlichen Methoden nach.
Schon der Aufbau des Buches hat mir sehr gut gefallen. Das Buch folgt wissenschaftlichen Ansätzen und doch muss man nicht studiert oder sich bereits mit der Menstruation auseinandergesetzt haben, um „Dringend rotwendig“ zu verstehen. Zunächst legen die Autor*innen dar, wie sie an ihre Daten gekommen sind, die sie im Laufe des Buches nutzen. Im Anschluss näheren sie sich der Menstruation als rein biologisches Phänomen. Ein Kniff, den ich in meiner Masterarbeit auch angewandt habe, um darzulegen, dass die Menstruation ein völlig normaler, biologischer Prozess ist. Damit begibt man sich zunächst auf eine Diskussionsebene, der man wenig kritisches entgegensetzen kann.
Im nächsten Schritt definieren die Zwei, was überhaupt ein Tabu ist und wie sich im Konkreten das Menstruationstabu darstellt. Zu guter Letzt kommt dann der richtig spannende Teil, nämlich wie wir das Tabu überwinden können. Pickering und Bennett stellen in diesem Abschnitt einige Forderungen auf, die sich auf die Erkenntnisse aus den vorherigen Kapitel stützen. Dazu gehören Menstruationsrichtlinien am Arbeitsplatz, die Bereitstellung von Menstruationsprodukten und das Verankern von Menstruationsgesundheit in nationalen Programmen.
„Dringend rotwendig“ ist nicht nur ein wichtiges Buch, das sicherlich vielen die Augen öffnet für eine Problemlage, die im öffentlichen Diskurs viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, sondern auch noch schön illustriert und haptisch ein Genuss. Dadurch macht es noch mehr Spaß sich mit der Thematik zu beschäftigen und ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen. Die schönen Grafiken haben auch geholfen, Daten besser zu verstehen und einige düstere Aussichten etwas besser zu machen.
Alles in allem kann ich die Lektüre von „Dringend rotwendig“ sehr empfehlen. Ein spannendes Thema, welches viel mehr in unseren Fokus rücken sollte. Denn über Menstruation können wir Chancengleichheit, Gesundheit, Bildung und so viel mehr angehen und sowohl für menstruierende, als auch nicht-menstruierende fairer und besser gestalten. Du bist neugierig wie? Dann findest du die Antworten in „Dringend rotwendig“.
Karen Pickering & Jane Bennett
Dringend rotwendig – Die menstruelle Revolution
Übersetzung durch Maike Hopp
Einband mit Klappenbroschur
224 Seiten | ISBN: 978-3949537059
27€ [D] über Magas Verlag
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Stöbern und Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen reist nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.