Umweg nach Hause – Rezension

Cover von dem Buch Umweg nach Hause

Umweg nach Hause – Rezension

Gut gesagt:

“Fünf nach halb acht am Abreisetag und es verspricht ein wundervoller Tag zu werden. Die herbstliche Kühle der Nacht weicht schon, als die Sonne über den Bäumen auf der anderen Seite der Weide hervorkommt, und es ist strahlend blauer Himmel. Ideales Reisewetter. Unter Trevs wachsamen Blicken aus dem Fenster, mit Elsa neben sich, belade ich den Van, der vor unserer Reise extra nochmal durchgecheckt wurde, und hake alles gewissenhaft auf der Packliste ab – Hosen, Campingkocher, Kühltasche, Taschenlampe, Feuchttücher, Strohhalme, Feuchtigkeitscreme, Enalapril, Digoxin, Protandim, Beatmungsgerät, viskoelastische Kissen, Deo, Ibuprofen, Wundsalbe, Wattestäbchen, Akne-Pads, Elektrorasierer, Wollsocken, Auqasocken, Regenjacke, Skijacke, Badehose, Winterstiefel, Flipflops, Wasser in Flaschen, Versicherungskarten, medizinische Akten. Oh ja, wir sind vorbereitet – so gut hätten Shackleton und Scott mal vorbereitet sein sollen.”

“Umweg nach Hause” ist eines dieser Bücher, die einen genauso zum Lachen, wie zum Weinen bringen.

Das Leben meint es nicht gut mit Ben. Durch einen Schicksalsschlag hat er alles verloren, seine Familie, den Lebenswillen und sowieso sein ganzes Geld. Als letzter Akt des Widerstandes belegt er einen Crashkurs in “häuslicher Pfleger”. Nachdem er diesen absolviert hat, sucht er sich einen Job und landet bei Trevor. Trevor ist ein zynischer Jugendlicher, der unheilbar krank ist. Was zunächst für Ben nur eine Möglichkeit ist, um Geld zu verdienen, entwickelt sich bald in eine ganz andere Richtung. Trev wird für ihn mehr und mehr zum Freund. Als Ben herausfindet, dass Trevs Vater ihn kurz nach der Diagnose im Stich gelassen hat, steht für ihn fest, dieser Mann muss ausfindig gemacht werden.

So machen sich das ungleiche Freundespaar auf den Weg. Ein Roadtrip sondergleichen, quer durch die USA, nimmt seinen Lauf. Natürlich geht nichts dabei gut und lange alleine bleiben die beiden auch nicht.

Gefällt weil:

Die Geschichte so nach Klassiker klingt. “Armer behinderter Mensch hat keinen Lebenswillen mehr, trifft auf einen nicht behinderten Menschen, dem es auch nicht so gut geht und beide finden ihren Lebenswillen wieder”. Dabei ist das Buch doch ganz anders. Es zeigt das jeder Mensch seine Probleme hat. Es zeigt auch, dass man keinen nach seiner “äußeren Hülle” bewerten darf. Jeder der Mitreisenden auf diesem Roadtrip, inklusive Ben und Trev, haben ihre Macken. Dennoch können sie einander helfen und sich eine Stütze sein. Da ist zum Beispiel Dot, die kein Blatt vor den Mund nimmt und sowieso rotzfrech ist. Doch kann sie Trev auf eine Art und Weise erreichen, wie es vorher keiner konnte (die gute alte Liebe ist da wohl nicht ganz unbeteiligt, aber ich will nicht zu viel verraten…).

Gefällt außerdem, weil “Umweg nach Hause” eine klasse Unterhaltung bietet. Autor Jonathan Evison hat einen lockeren Schreibstil, in den man sich sofort rein finden kann. Die Kapitel haben die perfekte Länge, das man noch eins lesen will und noch eins und noch eins. Die Leseratten unter uns werden dieses Phänomen kennen.

Kleiner Wermutstropfen:

Ist in diesem Sinne kein Wermutstropfen, aber ich will es trotzdem erwähnt haben. Ich habe mir das Buch bestellt, weil ich dachte es geht um einen Roadtrip. Das tut es natürlich auch, nur dachte ich, dass es viel schneller los geht. Im nachhinein ist es so genau richtig, denn die Charaktere haben fast die Hälfte des Buches Zeit, sich vorzustellen und zu entwickeln. Dennoch habe ich mich immer gefragt, “wann es denn nun endlich los geht”. Dem Lesevergnügen tut das natürlich gar keine Abbruch, ich will nur keine falschen Erwartungen wecken.

Umweg nach Hause

Jonathan Evison
Umweg nach Hause
384 | Taschenbuch
ISBN 978-3-7341-0266-0
9,99€ (D) Hier bestellen*
blanvalet – mehr Infos hier…


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das geschriebene spiegelt meine eigenen Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meine eigenen Interessen wiederspiegeln.

 

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