Unterwegs in Albanien

Cover des Buches Unterwegs in Albanien

Unterwegs in Albanien – Meine Reise durch ein unbekanntes Land
Rezension

Gut gesagt:

In den vier Monaten, in denen Aida und ich für dieses Buch unterwegs waren, hielt das Auto (mit einer einzigen Ausnahme) immer durch und trug uns in die entlegensten Winkel Albaniens – mit Hin- und Rückreise über 10 000 Kilometer weit. Es parkte unter Palmen und am Strand, in Tiefgaragen und abgelegenen Bergdörfern, neben bröckelnden Ziegelsteinbauten und in vornehmen Diplomatenvierteln. Die meiste Zeit war die Dachluke offen, denn in keinem Land Europas scheint die Sonne öfter und länger als hier, nämlich bis zu 300 Tage im Jahr.

Unterwegs in Albanien, Seite 15

Darum geht’s in Unterwegs in Albanien:

Die Autorin Franziska Tschinderle recherchiert schon seit vielen Jahren vor allem in Südosteuropa und hatte immer wieder Berührungspunkte mit dem Unbekannten Land Albanien. Neugierig durch vorherige Reportagen beschließt sie gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Aida, die auch bald eine gute Freundin wird, quer durch Albanien zu reisen und das Land mit all seinen Facetten abbilden.

Albanien war Jahrzehnte lang von der Außenwelt isoliert und hat sich fernab von anderen Einflüssen entwickelt. Unter der sozialistischen Diktatur von Envar Hoxha waren jegliche Religionen verboten und es herrschte eine Kultur des gegenseitigen Misstrauens. Und doch findet man im heutigen Albanien eine Toleranz der Religionen, die nahezu beispiellos ist, eine ungemeine Gastfreundlichkeit und wahre Naturschätze. Kontrastriert wird das Ganze allerdings durch die Korruption der Polizei, eine Hohe Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit. Albanien ist ein Land der Gegensätze, welches mehr Aufmerksamkeit verdient. Gott sei Dank ist Tschinderles Buch Unterwegs in Albanien entstanden.

Gefällt weil:

Ich schon länger den Wunsch habe, Albanien zu bereisen. Ganz genau konnte ich das allerdings nie begründen, war es doch eher eine unbestimmte Sehnsucht nach diesem Land, die durch einen Zufall entfacht worden ist.

Vor einigen Jahren streifte ich durch die Reiseführerabteilung einer Buchhandlung. Als ich vor dem Abschnitt zu Europa stehen blieb, wollte ich mir den Reiseführer über ein Land raussuchen, über welches ich am wenigsten wusste. Die Wahl fiel auf Albanien. Bereits beim ersten Blättern war ich begeistert von den Aufnahmen der Natur, der unterschiedlichen historischen Einflüsse und die beschriebene Gastfreundlichkeit der Menschen. Seitdem lässt mich der Gedanke nicht mehr los, einmal Albanien zu bereisen. Befeuert wurde dieser Gedanke nun durch die Lektüre von Unterwegs in Albanien.

Beim Lesen des Buches hatte ich so viele AHA-Momente. Im Nachgang schäme ich mich fast ein bisschen, so wenig über Albanien gewusst zu haben. Mir war nicht bekannt, wie isoliert dieses Land noch bis in die 1980er von der Außenwelt beinahe isoliert war. Genauso wenig wusste ich darüber, wie viele Jüdinnen und Juden im Zuge des Holocausts in Albanien aufgenommen und versteckt worden sind. Eine Bewegung, die mit keinem anderen Land vergleichbar ist und dessen Beschreibung mich sehr berührt hat.

Unterwegs in Albanien ist für mich ein äußerst gelungener Roman, der ein Bild von Albanien zeichnet, ohne zu bewerten. Franziska Tschinderle gelingt es auf berührende Art und Weise die Bewohner:innen darzustellen und sie mit ihren Nöten, Sorgen und all den Freuden im Leben zu portraitieren. Über die Menschen setzt sich nach und nach ein ganzheitliches Bild von Albanien zusammen, welches nichts beschönigt aber gleichermaßen auch nicht dramatisiert.

Tschinderle trifft alle möglichen Menschen, die so ganz unterschiedlich in ihrer Altersstruktur, dem sozioökonomischen Hintergrund und ihrer Ansichten zu Albanien sind. Bei der Lektüre von Unterwegs in Albanien wird so schnell deutlich, dass das Land genauso vielseitig ist, wie seine Bevölkerung.

Ich kann das Buch nur allen wärmstens ans Herz legen, die nach Albanien reisen wollen, das Land bereits kennen oder sich allgemein für die bewegte Geschichte des Balkans interessieren.

Übrigens, ich war zwar noch nie in Albanien, dafür aber im Nachbarland Nordmazedonien. Was ich dort spannendes erlebt habe, habe ich hier… (Link) für euch aufgeschrieben.

UNTERWEGS IN ALBANIEN

Unterwegs in Albanien
Meine Reise durch ein unbekanntes Land
Franziska Tschinderle

280 Seiten | Taschenbuch
ISBN: 978-3770166350
16,95€ (D) über Amazon [Affiliate Link]


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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2 Kommentare
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Gast
3 Jahre zuvor

Danke für die Empfehlung, kommt gleich auf meine Wunschliste!

Ich war tatsächlich schon mal in Albanien, wenn auch nur für ein paar Tage. Aber die Faszination und der Wunsch, das Land und die Gesellschaft näher kennenzulernen, ist geblieben.

Und die Geschichte, wie die Albaner fast alle Juden ihres Landes retteten, ist wirklich faszinierend. Ich habe selbst jemanden getroffen, deren Eltern die jüdischen Nachbarn versteckt haben, und sie sagte einfach nur: „Wer hätte das nicht gemacht?“, wie wenn es das natürlichste von der Welt gewesen wäre.
Am Ende dieser Rezension erzähle ich diese Geschichte: https://andreas-moser.blog/2020/09/27/kollaboration/