Wie ich fast einen Massai-Krieger heiratete

„Und das hier,“ und dabei umfasst der Massai meine Schultern „das ist meine zukünftige, dritte Frau“. Ich muss ehrlich gestehen das ich mir in diesem Augenblick nicht sicher bin, ob dies tatsächlich nur ein Scherz ist oder doch ein bisschen mehr. Aber hier stehe ich nun. Bei 30 Grad, in der brütende Hitze, mitten in einem Massai-Dorf und werde als dritte Frau eines waschechten Kriegers vorgestellt. Aber wie kam es eigentlich dazu?

Wie ich fast einen Massai-Krieger heiratete

Bei meinem Besuch in Kenia hatte ich auch die Möglichkeit ein Massai-Dorf zu besuchen. Zunächst war es mir sehr unangenehm, da die Einwohner für uns Feuer gemacht und gesungen und getanzt haben. Irgendwie hat dies Kolonialherren Assoziationen in mir geweckt und zunächst auch weniger Spaß gemacht. Nachdem nun allerdings dieser Teil vorbei war, wurde es sehr viel persönlicher. Unser Guide hat dann angefangen von seinem täglichen Leben zu erzählen und wir haben von unserem berichtet.

Wie ich fast einen Massai-Krieger heiratete

Wie ich fast einen Massai-Krieger heiratete

So kam es zum Beispiel zu der Frage, welches denn unser Lieblingsfußballverein sein? Seiner wäre ja Borrusia Dortmund. Auf unser erstauntes Nachfragen, wo er den Fußball schaue, antwortete er nur:„Oben in der Sportsbar“.  Na klar, da hätten wir ja auch selber drauf kommen können.

Das wir allerdings doch nicht so gleich sind, wie es der Fußball vermuten lässt, stellen wir am „Beschneidungsstein“ fest. Dort wird sich erstmal herzhaft in den Schritt gepackt, ehe unser Guide fortfährt zu erzählen. Nach der zeremoniellen Beschneidung gehen die jungen Krieger für eine lange Zeit in den Busch. Dort nehmen sie bisweilen Drogen ein, um sich auf eine andere, spirituelle Stufe zu bringen. Erst nach dieser Reinigung dürfen sie zurück ins Dorf.

Wie ich fast einen Massai-Krieger heiratete

„Mein Zukünftiger“ und der Beschneidungsstein

Nach diesem kleinen Exkurs haben wir noch die nahe gelegene Schule besucht. Diese wurde durch Einnahmen durch Touristen finanziert und bietet so Platz für 300 Schüler. Mir hat der Besuch sehr gut gefallen. Zum Einen war es wirklich interessant zu sehen, wie die Schülerinnen und Schüler dort unterrichtet werden und zum Anderen sieht man auch, welchen direkten Einfluss mein Geld hat ( der Besuch im Dorf war leider nicht ganz gratis).

Wie ich fast einen Massai-Krieger heiratete

Und hier kam es auch zur besagten Situation. Ich wurde einer Lehrerin als dritte Ehefrau vorgestellt. Tja, so schnell kann es gehen. Allerdings gab es doch die ein oder anderen Einwände meinerseits und so wurde nichts aus der Hochzeit. Wobei, an das gute Wetter hätte ich mich gewöhnen können…

Ich fand den Besuch im Massai-Dorf unglaublich inspirierend. All diese vielen Eindrücke aus neuen Farben, Gerüche und unglaublich spannenden Menschen. Wie lautlose Schatten wichen uns die Massai nie von der Seite und erklärten uns so viele Dinge. Ich finde es einfach faszinierend, dass sie so unglaublich viel wissen haben. Während ich in so einer Gegend keinen Tag überleben würde, haben sie einfach das passende Know-How. Andererseits sind sie genauso in der „modernen“ Welt angekommen, wie ich es bin. Jeder besitzt ein Handy und benutzt es zum Mobile Banking, deutscher Fußball ist nichts unbekanntes und hinterm Haus steht ein Jeep, um mit Touristen auf Safari zu gehen.

Wie ich fast einen Massai-Krieger heiratete

Ich kann es euch nur ans Herz legen, wenn ihr die Möglichkeit habt ein Massai-Dorf zu besuchen, tut es. Natürlich zahlt man einen kleinen Preis dafür, aber ich möchte diesen Tag und seine Erfahrungen nicht missen.

Karens Kenya Bilder 378

Außerdem kann ich nun sagen:

„Ein echter Massai-Krieger wollte mich heiraten!“

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Gast
9 Jahre zuvor

Hey Lynn,
sehr cooler Bericht! Ich hab zwar noch nicht so ganz verstanden, wie es zu dieser Situation gekommen ist, aber macht ja nichts;)
Viele Grüße=)

Gast
9 Jahre zuvor

Hallo Lynn,
coole Geschichte. Erinnert mich ein wenig an das Buch „Die weiße Massai“. Ich weiß noch, wie ich es vor Jaaaahren völlig fassungslos und ungläubig gelesen habe. Dich hat der Massai mit seinem Charme offenbar nicht rumgekriegt ;-)

Viele Grüße,
Sabine

Gast
9 Jahre zuvor

Ohje, das klingt da muss man also gut aufpassen, was? :D
Die Fotos sind auch wieder richtig schön :)

Ich habe jetzt übrigens gebucht! Es ist jetzt aber doch nicht die 54 Tage Runde geworden sondern die 28 Tage „Cape Town, Falls and Kruger Adventure“ Tour und hintendran die Madagaskar Rundreise! :D
Ich freu mich schon total! :D

Viele Grüße!

Gast
9 Jahre zuvor
Antwort auf  Lynn

erst im Oktober, bis dahin kann ich also viel Vorfreude aufbauen, das liegt auch noch ganz schön weit in der Ferne ;)

Ja, ich hab auf alle Fälle vor zu bloggen! Wenn ich was genaueres weiß melde ich mich bei dir! :)

LG!

Gast
Suzana
9 Jahre zuvor

Liebes Radieschen :)

Ich bin auf deinen Blog gestoßen da ich momentan extreme Sehnsucht nach Afrika habe – nach dem echten, ursprünglichen Afrika. Was den Kontinent betrifft war ich bisher nur in Ägypten und den Seychellen – irgendwie zählt das für mich nicht wirklich zu Afrika :D

Ich find deine Seite toll… ich mag deine lockere Art zu Schreiben und besonders die Afrika Blogs haben es mir angetan :D

Hättest du doch bloß diesen Massai geheiratet, dann könnte ich euch besuchen kommen :D

Viele liebe Grüße aus Österreich

Gast
Kimbo
7 Jahre zuvor

Welches Massai-Dorf war das denn, in dem du warst? Und wie hast du die Tour organisiert? Oder bist du einfach dorthin?

Gast

Hey Lynn,

wie lustig diese Geschichte doch irgendwie ist :-) Afrikaner haben da so ihre ganz persönliche Einstellung zu ;-) Heiratsanträge kann Frau dort wohl kaum zählen nach Reisen nach Afrika , aber ein paar Etappen wie Antrag, Hochzeit und so weiter zu überspringen, ist mal eine neue Nummer – haha.

Toller Bericht und viele Grüße aus Wiesbaden

Stefanie

Gast
6 Jahre zuvor

Haha, das Gefühl bei den Massai das kommt mir bekannt vor. Ich konnte bei meiner Kenia-Reise auch einen Einblick in das Leben der Massai bekommen und es war anfangs wirklich seltsam. Als weiße Frau ist man natürlich eine Seltenheit und sozusagen Sammlerstück. Ich erinnere mich nicht mehr, wie viele Frauen der Dorf-Vater hatte, aber es waren einige und eine weiße Frau wäre natürlich noch etwas. Zu allem übel begleitete mich eine blonde deutsche Touristin mit ihrem Freund. Bei Ihr war das noch viel schlimmer. Blond und weiß, besser geht es ja kaum :-D

Aber es ist unglaublich zu sehen, dass sich diese Kultur tapfer hält in einer sich ständig ändernden und moderner werdenden Welt. Das schließt ja auch Afrika nicht aus und Kenia gehört zu den reichsten Ländern.

Tolle Bilder die du da machen konntest. Echt super. Ich hab mich kaum getraut den Foto auszupacken, das schien mir irgendwie Falsch.

Liebe Grüße,

Nika
http://www.vintasticworld.com

Gast
6 Jahre zuvor
Antwort auf  Lynn

Ich hab mir sogar erst kürzlich eine größere Kamera gekauft, weil mich die schlechten Lichtverhältnisse und Handyfotos wahnsinnig gemacht haben. Allerdings keine Spiegelreflex, etwas kleiner ist sie dann schon meine kleine Olympus Systemkamera <3 aber ich liebe sie. In Kenia war die allerdings noch nicht dabei, das merkt man auch an den Fotos wie ich finde.

Ich habe tatsächlich ein paar Beiträge zu Kenia online. Ein bisschen was zur Reisevorbereitung, da Afrika doch immer etwas speziell ist für uns verwöhnte Europäer und meine Safari, sowie Hotel, eine Strand-Spaziergang-Führung. Leider fehlt noch der Artikel über die Massai und Wasini Island. Ich bin ja rund um Mombasa unterwegs gewesen.

Schau gerne mal rein. Ich freue mich darauf zu lesen was du denkst. Einfach über Reisen dann den Filter wählen Kenia und dann siehst du sie schon alle. Ich hab leider noch keine elegante Hauptmenü-Führung im Reisethema wie bei dir.

Liebe Grüße,
Nika

http://www.vintasticworld.com

Gast
6 Jahre zuvor

Haha, das ist ja eine witzige Geschichte. Aber vermutlich bist du nicht die erste Frau, der dieses Glück widerfährt.

Wie lange warst du denn in dem Dorf? Habt ihr denn auch dort übernachtet? Ich denke, das wäre ein besonders spannendes Erlebnis.

Gast
Cristina
1 Jahr zuvor

Liebe Lynn,

dein Artikel ist inspirierend aber macht mir auch Gedanken.

Ich bin etwas skeptisch, was die Präsentation afrikanischer Dörfer für Touristen und ihre Monetarisierung angeht.

Wie kann eine authentische Begegnung zwischen Völkern geben, wenn Geld im Spiel ist?

Ist es fair, ein stolzes Volk wie die Massai in eine Touristenattraktion zu verwandeln?

Ich persönlich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken, zur Ausbeutung eines Volkes und seiner Bräuche beizutragen. Menschen als Motiv für meine Fotos zu verwenden.
Aber würde ich den Massai einen Gefallen tun, wenn ich sie nicht besuchen würde? (50 USD kostet das, glaube ich.)

Mir ist bewusst, dass die Massai heute von den Touristen abhängig sind, um zu überleben.

Auf meiner Afrikareise hätte ich es jedoch vorgezogen, nicht an einer inszenierten Show teilnehmen zu müssen, bei der die Massai dafür bezahlt wurden, ihre Bräuche und Tänze so „authentisch“ wie möglich vorzuzeigen.

Ich hätte es vorgezogen, eine Begegnung auf gleicher Augenhöhe zu erleben.
Obwohl ich mir auch bewusst bin, dass die Massai wahrscheinlich nicht an einer Begegnung auf Augenhöhe interessiert sind. Schließlich ist es für sie nur ein Job, ihr Leben und die Bräuche ihrer Vorfahren für Geld zur Schau zu stellen.

Und wer lässt sich schon emotional auf ihren Job ein?

Sind interkulturelle Begegnungen auf gleicher Augenhöhe zwischen Menschen unterschiedlicher wirtschaftlichen Status überhaupt möglich?

Wie du siehst, habe ich viele Zweifel an der Ethik von „Menschenzoos“ wie diese. Und mir ist noch nicht ganz klar, ob ich einen Besuch empfehlen würde oder nicht.

[…] Lerne die Menschen vor Ort kennen und unterhalte dich zum Beispiel mit einem Massai […]