Wir müssen über Geld sprechen
Frauen, Finanzen und Freiheit
Otegha Uwagba
Werbung, da Rezensionsexemplar
Bildung, Bildung, Bildung. Das sollte doch der große Gleichmacher sein, oder? Doch wenn wir sehen, dass unsere Freunde so früh im Erwachsenenalter einen Vorteil haben, der unsere Leben auf ganz andere Bahnen bringt, wird der Trugschluss der Leistungsgesellschaft deutlich: Der Multiplikatoreneffekt von Klasse und Privilegien nimmt im Laufe des Lebens eher zu als ab, da der Reichtum von Generation zu Generation weitergegeben wird – oder eben nicht.
Wir müssen über Geld sprechen, Seite 295
Darum gehts in Wir müssen über Geld sprechen
In ihrem Buch „Wir müssen über Geld sprechen“ macht die Autorin Otegha Uwagba eindringlich am Beispiel ihrer eigenen Biografie deutlich, wie Geld, Klasse und Herkunft zusammenhängen und wie uns das alle betrifft. Gerade als Frauen sind wir von dem Thema Geld nochmals mehr betroffen, da wir strukturellen Unterdrückungsmechanismen ausgesetzt sind, die unter anderem zu geringeren Löhnen bei gleicher Leistung wie bei unseren männlichen Kollegen, führen.
Otegha Uwagba ist die Tochter nigerianischer Einwander*innen und erfährt am eigenen Leib, dass es eben nicht reicht, sich „nur“ hochzuarbeiten. Trotz viel Fleiß und Verzicht stellt sie irgendwann fest, dass sie mit ihren Freund*innen nicht mithalten kann. Der Hintergrund davon ist so simpel wie erschreckend. Uwagba fehlt es an Kapital. Zum einen finanziell, aber zum anderen auch sozial. Ihre Freund*innen können sich nicht nur auf die Unterstützung ihrer Eltern verlassen sondern verfügen auch über weitreichende Netzwerke und das Wissen, wie man sich in unterschiedlichen Kontexten bewegt. Der Spruch „Geld kommt zu Geld“, bewahrheitet sich an dieser Stelle.
Anhand von unterschiedlichen Anekdoten aus ihrer Kindheit, Schulzeit und dem Eintritt in das Arbeitsleben macht die Autorin in „Wir müssen über Geld sprechen“ deutlich, wie sie immer mehr geben musste als andere und inwiefern dies auf ihre Herkunft, Klasse und auch ihr Geschlecht zurückzuführen ist. Sicherlich betrifft dieses Buch nicht jeden im gleichen Umfang, dennoch bin ich sicher, dass es beinahe jeden zum Nachdenken anregen kann. Ich für meinen Teil habe mich oft in den Feststellungen und Erzählungen von Otegha Uwagba wiedererkannt und bin ins Nachdenken über meine eigene finanzielle Situation gekommen.
Oftmals sind wir viel zu hart zu uns selbst und vergessen, wie viel Einfluss äußere Umstände darauf haben. Umstände, die wir gar nicht zwingend ändern können. Sobald wir begreifen inwiefern unsere eigene Herkunft und unser sozialer Stand unser Leben beeinflussen hilft uns das, (finanzielle) Probleme gezielter anzugehen und sie zu bekämpfen.
„Wir müssen über Geld sprechen“ ist dabei nicht nur ein reines Sachbuch oder ein Ratgeber, sondern auch die spannende Biografie einer Frau, die mehr und mehr über sich und die Gesellschaft lernt und uns als Lesende daran teilhaben lässt. Ich kann die Lektüre nur empfehlen, wenn man selbst mehr über den eigenen Umgang mit Geld lernen möchte und verstehen will, wie sehr wir durch unsere Eltern und unsere Sozialisation dahingehend geprägt sind.
WIR MÜSSEN ÜBER GELD SPRECHEN
Wir müssen über Geld sprechen
Otegha Uwagba
Übersetzung durch Yezenia León Mezu
Hardcover mit Schutzumschlag
352 Seiten | ISBN: 978-3455013252
22€ [D] über Amazon (Affiliate Link)
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.