Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah – Die Suche nach dem eigenen Glück

Eine Hand hält das Buch "Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah" gegen eine hellblaue Wand.

Der neue Roman der Beststeller Autorin Cho Nam-Joo behandelt das Leben gewöhnlicher Menschen, die in prekären Verhältnissen in einem Stadtviertel in Seoul leben. Mani, die Hauptprotagonistin in „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“, ist dreißig, unverheiratet, arbeitslos und lebt noch bei ihren Eltern. Sie ist konfrontiert mit dem Druck, welcher einer Frau in dieser Lebenssituation von der Gesellschaft entgegenschlägt, und der familiären Hoffnung auf ein kleines bisschen Glück, durch den gewinnbringenden Verkauf ihres kleinen Hauses.

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah von Cho Nam-Joo

Selbst wenn beide Male, als ich zur Wahl gegangen war, mein Kandidat gewählt worden wäre, hätte dies in meinem unbedeutenden Leben vermutlich keinen großen Unterschied gemacht, aber andererseits, wer weiß, gerade weil mein Leben so unbedeutend war, vielleicht ja doch. Das Leben nimmt manchmal Wendungen, wenn man am wenigsten damit rechnet. Scheinbar belanglose Dinge führen, ohne dass man es bemerkt, zu unerwarteten Verknüpfungen.

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah, Seite 144

Darum geht’s in Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah

„Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“ ist für mich der erste Roman der Erfolgsautorin von „Kim Jiyoung, geboren 1982“. Seit einiger Zeit lese ich gerne Romane, die in Japan, Hongkong oder eben Südkorea spielen und so kam der neue Roman von Cho Nam-Joo wie gerufen, um meiner neu aufgeflammten Begeisterung für diese Länder gerecht zu werden.

Die Hauptfigur Mani, eine Frau Anfang 30, wird von den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen in ihrem Alter und ihrer Lebenssituation erdrückt. Ihr Jobverlust verstärkt ihre Unsicherheiten, und sie findet sich in einem unstrukturierten Alltag wieder, der von der Enge des elterlichen Hauses und den Erinnerungen an eine schwierige Kindheit in einem heruntergekommenen Viertel Seouls geprägt ist.

Schon als kleines Mädchen träumte Mani davon, Turnerin zu werden, doch die Realität und die Hindernisse des Lebens machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Als erwachsene Frau sind ihre Träume immer noch unerfüllt, und die bevorstehende Sanierung ihres Viertels wirft neue Probleme und Ängste auf.

Die Familie lebt am Rande der Armut, und die Nachricht von der Sanierung des Viertels verspricht sowohl Chancen als auch Unsicherheit. Als ein potenzieller Käufer für ihr Haus auftaucht, stehen sie vor einer moralischen Zerreißprobe. Sollen sie die Wahrheit sagen und riskieren, dass der Deal platzt, oder sollen sie schweigen und die Chance auf ein besseres Leben ergreifen? Diese Entscheidung wird ihr Schicksal und ihre Werte auf eine harte Probe stellen.

In Cho Nam-Joos einfühlsamer Darstellung spiegelt sich die zerrissene Realität vieler Frauen wider, die mit den Erwartungen der Gesellschaft und den eigenen Träumen kämpfen. „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“ ist nicht nur ein Roman über eine einzelne Frau, sondern auch ein eindringliches Porträt einer Gesellschaft im Wandel und der unerschütterlichen Hoffnung auf ein besseres Leben. Denn hat nicht jede*r eine Portion Glück verdient?

Cho Nam-Joos Roman „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“ ist für mich ein fesselndes Werk, das sich einfühlsam mit den Herausforderungen und Träumen einer Frau in Südkorea auseinandersetzt. Ich könnte mir vorstellen, dass die Erzählung noch interessanter ist, wenn man sich mit Gentrifizierung in Seoul und gesellschaftliche Erwartungen an koreanische Frauen besser auskennt. Umgekehrt ist es erschreckend zu sehen, welchem sozialen Druck Frauen weltweit ausgesetzt sind, denn es lassen sich durchaus Parallelen zu Deutschland ziehen. Diesen Druck mit Urbanisierung und Bevölkerungsdruck zu verknüpfen, ist ein interessanter Ansatz und hat den Roman für mich so fesselnd gemacht.

Cho Nam-Joo
Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah

Übersetzung durch Jan Henrik Dirks
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag
288 Seiten | ISBN: 978-3462005837
23€ [D] über Amazon [Affiliate Link]


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Autor zum Stöbern und Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen reist nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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