Jenseits von Afrika – Rezension
[Werbung, da kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag]
Gut gesagt:
„Auf dem schmalen Grat, der wie eine meilenlange, geräuschlose Achterbahn über die vier Gipfel führte, verlief ein Wildwechsel. Als ich einmal mein Lager in den Bergen aufgeschlagen hatte, kletterte ich eines Morgens zu diesem Pfad hinauf und folgte ihm, und da fand ich frische Spuren und Losungen einer Herde von Elanantilopen. Die großen, anmutige, friedlichen Tiere hatten gewiss bei Sonnenaufgang den Gipfel besucht und waren dann in einer langen Reihe, eins hinter dem andern, auf dem Pfad gewandert, sie waren heraufgekommen, um zu beiden Seiten auf das Land hinabzuschauen – aus welchem Grund sonst?“
Darum gehts in Jenseits von Afrika
„Ich hatte eine Farm in Afrika am Fuß der Ngong-Berge“, wer kennt den berühmten Anfangssatz von Tania Blixens Jenseits von Afrika nicht? In ihrem mal fiktiven, meist aber auf der Wahrheit beruhenden Buch beschreibt Karen Blixen (im deutschsprachigen Raum bezeichnete sie sich als Tania und im englischen als Isak Dinesen) die 17 Jahre, die sie auf einer Kaffeefarm in Kenia gelebt hat.
Ihre Geschichten sind feine Beobachtungen aus dem Alltag. Sie ist eine scharfe Beobachterin mit der Gabe, Menschen zu sehen, wie sie sind. Als Lesende nehmen wir Teil an ihren Sorgen um ausbleibenden Regen, den glücklichen Stunden, wenn Freunde zu Besuch kommen und dem alltäglichen Leben auf der Farm. All das wird gepaart mit Zitaten und Analogien aus der Literatur und dem Theater. So entsteht ein feinfühliger Roman aus dem kolonialen Kenia des 20.Jahrhunderts.
Gefällt weil:
ich schon selber die Farm von Karen Blixen besuchen durfte und so ein genaues Bild beim Lesen von Jenseits von Afrika vor Augen hatte. Aber auch so hätte es die Autorin sicherlich geschafft, dass ich mir ihre Geschichten bildlich vorstellen kann. Nicht selten war ich gerührt von ihren Erzählungen, da ich genau weiß, wie sich ihre Sehnsucht nach den Weiten Kenias anfühlt.
Karen Blixen war eine kluge Frau und eine scharfe Beobachterin für die Menschen und Tiere in ihrer Umgebung. Allerdings war sie auch ein Kind ihrer Zeit und das macht die Ausgabe von Jenseits von Afrika aus dem Manesse Verlag, so wertvoll. Nicht selten muss man bei einigen Zeilen schlucken, denn so würden die allermeisten heute nicht mehr reden oder denken. Umso schöner sind deshalb die Anmerkungen im hinteren Teil des Buches, die genau darauf nochmal ein Auge werfen.
Hier komme ich leider aber auch zu meinem einzigen Kritikpunkt. Das Blixens Texte nicht an unsere Zeit angepasst worden sind, finde ich richtig und wichtig. Es ist unabdingbar zu verstehen, wie die Menschen damals gedacht haben, auch um zu erkennen, wie weit Karen für ihre Zeit war. Umgekehrt ist es für mich absolut unverständlich, warum im Klappentext dann „Eingeborene Ostafrikas“ und „Ureinwohner Kenias“ stehen muss. Hätte nicht genauso (lokale) Bevölkerung gereicht? Die Begriffe „Eingeborene“ und „Ureinwohner“ sind sehr koloniale Begrifflichkeiten, welche bestimmte Bilder im Kopf wecken. Mehr zu diesem Thema, gibt es in diesem Beitrag.
Abgesehen davon finde ich die Ausgabe von Jenseits von Afrika sehr gelungen. Der Einband ist wirklich schön und auch das etwas andere Format wirklich praktisch. Auf den über 600 Seiten bin ich praktisch mit Denys – ihrem Geliebten – über die Weiten der Savanne geflogen, habe Kaffee geerntet, zusammen mit den Kikuyu diskutiert und mit Berkeley Cole gelacht.
Jenseits von Afrika
Jenseits von Afrika
Tania Blixen
Übersetzung von Gisela Perlet
Nachwort von Ulrike Draesner
688 Seiten | Gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-7175-2438-0
25,00€ (D) über Amazon*
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.
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