Betrachtungen einer Barbarin von Asal Dardan

Cover des Buches Betrachtungen einer Barbarin von Asal Dardan

Betrachtungen einer Barbarin“
Rezension

Werbung, da Rezensionsexemplar

Ob die Menschen, die in den Talkshows und auf den Meinungsseiten so viele Ansichten über Flucht und Migration verbreiten, ohne sie jemals selbst erlebt zu haben, manchmal eine Minute innehalten? Ob sie dann darüber nachdenken, was das für eine Zäsur ist, noch keinen Zugang zur neuen, aufgenötigten Welt zu haben, während man nicht fassen kann, dass man die alte Welt wirklich loslassen muss?

„Betrachtungen einer Barbarin“, Seite 17

Darum gehts in „Betrachtungen einer Barbarin“

Wer sind Wir? Wer sind die Anderen? Wie lassen sich vermeintlichen Unterschiede überbrücken und wie können wir eine gemeinsame Sprache finden? Asal Dardan stellt in ihrem Buch „Betrachtungen einer Barbarin“ dringende Fragen an unsere Gesellschaft und zieht eine ernüchternde Bilanz. Dardan ist zwar im Iran geboren, flieht allerdings mit ihren Eltern nach Deutschland, da ist sie gerade mal ein Jahr alt. Dennoch stellt sie ernüchternd fest, dass sie nirgendwo so schnell zur Ausländerin wird, wie in dem Land, wo sie aufgewachsen ist. Wie kann das sein?

„Betrachtungen einer Barbarin“ regt zum Nachdenken an und wirft Licht auf eine Realität, vor der manche Menschen lieber die Augen verschließen wollen. Wie kann es sein, dass in einem Land mit der Historie des Nationalsozialismus, immer noch die Rettung von Geflüchteten Menschen abgelehnt wird. Aber woher kommt die subtile Ablehnung von Menschen, die als Anders konstruiert werden?

Dabei dauert es manchmal, diese Diskriminierung zu erkennen, beschreibt Dardan in einem der letzten Kapitel von „Betrachtungen einer Barbarin“. Als Minderheit ist es nicht immer leicht zu sehen, wenn Behauptungen gegen einen gerichtet werden. Manchmal beißt man sich dann auf die Zunge, schreibt sie weiter und manchmal fällt einem erst sehr viel später auf, was einem überhaupt widerfahren ist.

In „Betrachtungen einer Barbarin“ geht es aber nicht nur um Diskriminierung, Flucht und Migration, sondern auch das was darauffolgt. Die Zwischenräume die durch solch ein Vakuum geschaffen werden. Eindrücklich beschreibt Asal Dardan was für die Heimat bedeutet und wie schwer es sein kann, irgendwo zuzugehören, wo man gleichermaßen auf Ablehnung trifft.

All diese großen Fragen unserer Zeit entfalten sich anhand von Anekdoten aus der Kindheit, Jugend und den Erwachsenenjahren der Autorin. Manche erscheinen zunächst humorvoll und wenig aufgeladen, entfalten aber in den späteren Erläuterungen eine tiefe Bedeutung. An vielen Stellen hat mich „Betrachtungen einer Barbarin“ zu tiefst berührt und etwas in mir ausgelöst. Zum Teil sind es auch Betrachtungen, die Scharm in mir als weiße Deutsche auslösen und Denkprozesse in mir auslösen.

In ihrem Vergleich, der im übrigen sehr gelungen ist, zwischen den Verbrechen des Nationalsozialismus und dem, was aktuell im Mittelmeer passiert, stelle ich mir die Frage, ob unsere Kinder uns wohl fragen werden, wieso wir so wenig gemacht haben. Denn wenn Dardan schreibt, dass auch das Unterlassen ein Verbrechen ist, dann kann einen diese Aussage nicht kalt lassen.

Man könnte sicherlich noch so viel zu „Betrachtungen einer Barbarin“ schreiben und interpretieren. Im Grunde möchte ich das Buch einfach nur jedem Menschen ans Herz legen. Neben den wunderbar reflektierten Sätzen, den klugen Gedanken und wahren Aussagen, ist einfach die gewählte Sprache von Dardan wunderbar. Ich weiß nicht, ob man noch andere Worte finden kann, um die eigenen Gefühlswelt und Beobachtungen zu beschreiben, als die, die die Autorin gewählt hat.

BETRACHTUNGEN EINER BARBARIN

Betrachtungen einer Barbarin
Asal Dardan

192 Seiten | Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3455010992
22€ (D) über Amazon [Affiliate Link]


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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