Bakhita – Der berührende Weg einer Versklavten zur Heiligen

Hand mit Cover des Buches Bakhita

„Bakhita“
Rezension

Werbung, da Rezensionsexemplar

(…) es ist die ruhige Musik eines friedlichen Dorfes, das seine Felder bestellt, das Bild eines verlorenen Paradieses, das sie bewahren wird, um sich zu überzeugen, dass es existiert hat. Von dort kommt sie, vom Ort der Unschuld, der Güte und der Ruhe. Das ist es, was sie will. Aus einem gerechten Leben kommen. Wie jedes Leben vor dem Wissen um das Böse.

Bakhita, Seite 16

Darum geht’s in „Bakhita“

Den wahren Namen von Bakhita werden wir nie erfahren, denn mit ihrer Entführung aus ihrem Heimatdorf und die Versklavung durch zahlreiche Herren, verliert das junge Mädchen über die Zeit zahlreiche Erinnerungen an ihre Heimat.

Mit gerade einmal sieben Jahren muss sie durch den Sudan marschieren, hin zu den großen Sklavenstädten wie El Obeid und Khartum. Hier wird sie verkauft, misshandelt, herabgewürdigt und jeglicher Menschlichkeit beraubt. Sie sieht andere Versklavten kommen und gehen und wird Zeugin von den schlimmsten Taten, die sich Menschen untereinander antun.

Als sich ihr die Chance bietet nach Italien zu gehen, ergreift sie diese und wird das erste Mal seit langer Zeit wieder Herrin ihres Schicksals. Aber auch in Italien endet ihre Odyssee nicht. Zwar wird hier weniger körperliche Gewalt angewandt, dennoch steht sie in einem klaren Machtverhältnisse zu ihren Herrschaften und erfährt auf Grund ihres Aussehens die Ausgrenzung als „die Andere“.

Als Bakhita schlussendlich in einem Kloster aufgenommen wird, soll sich ihr Leben ein weiteres Mal ändern und sie verspricht ihr Leben Gott und der Kirche.

Als Madre Gioseffa Magherita Fortunata Bakhita wurde sie am 1. Oktober 2000 heiliggesprochen. Da war sie bereits 53 Jahre tot und zur Schutzheiligen des Sudans erklärt.

„Bakhita“ ist kein klassisches Slave Narrative, erinnert doch aber in Anklängen an dieses Genre. Ein ganzes Leben zeichnet die Autorin Véronique Olmi nach und spart auch nicht an grausamen Details aus dem Leben von Bakhita. Es zeichnet sich das Bild einer Frau, die sowohl körperlich und seelisch schwer gezeichnet ist. Es gibt kaum ein Happy End in „Bakhita“, da sie selbst als Nonne nicht zur Ruhe kommt und ihre Lebensgeschichte und ihre vermeintliche „Andersartigkeit“ immer wieder zur Schau gestellt und zu Propagandazwecken genutzt wird.

Die Lektüre von „Bakhita“ ist nicht nur ein interessantes Buch, weil es die Entmenschlichung von Versklavten umkehrt, sondern auch einen Blick auf eine historisch höchst bedeutsame Zeit wirft. All das betrachtet der*die Leser*in durch Bakhitas Blick auf die Welt und bestimmte Geschehnisse stehen zwar nicht im Mittelpunkt der Erzählung, sind aber dennoch bedeutend für das Leben von Bakhita.

„Bakhita“ ist sicherlich keine leichte Kost und manchmal kann man noch nicht mal ansatzweise Begreifen, wie ein Mensch so viel Leid zugefügt werden und wie dieser Mensch das aushalten kann. Dennoch halte ich die Lektüre des Buches für absolut notwendig, denn nur durch solche Bücher und Erzählungen wird Geschichte lebendig, greifbar und vielleicht auch verständlicher. Hinter den Zahlen in unseren Büchern stecken echte Menschen und Bakhita ist einer davon.

BAKHITA

Bakhita
Véronique Olmi

Übersetzt durch Claudia Steinitz
416 Seiten | Taschenbuch
ISBN: 978-3455010992  
14€ (D) über Amazon [Affiliate Link]


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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