African Dream – Augenblicke in der Regenbogennation Südafrika

Cover des Buches African Dream von Linda Tutmann

Rezension African Dream – Mit Fotografien von Olya Oleinic

Gut gesagt:

“Demnach ist Kompensation nicht per se schlecht. Wenn aber die innerpsychische Gegensätze, die Auf´s und Ab´s, die Pendelbewegungen zu groß werden, kann es zu einer neurotischen Störung kommen, lernte ich in Jungs wissenschaftlichen Ausführungen, zu einem Verlust des Selbst und damit zum Verlust des Selbstwertgefühls. Ich war in Südafrika oft fast euphorisch glücklich, aber es war auch ein wackeliges Gefühl.”

Linda Tutmann, Seite 139 ff.

Darum geht’s in African Dream

Die Autorin und Journalistin Linda Tutmann nährt sich mit einer inspirierenden Neugierde, der südafrikanischen Gesellschaft. Sie stellt sich die Frage, welchen Weg hat die Regenbogennation, als ehemaliger Hoffnungsträger des gesamtem südafrikanischen Kontinents, seit dem Ende der Apartheid vor 25 Jahren eingeschlagen? Um Antworten auf ihre Frage zu finden, lässt sie sich durch Kapstadt treiben und ist offen für die zahlreichen Begegnungen, die auf sie warten.

Dabei unterhält sie sich mit Kioskbesitzern aus Kenia, macht eine Reportage über eine Bar, in der vorrangig Weiße Afrikaaner zu Besuch sind, trifft sich mit Menschen aus der Modebranche oder spricht mit Obdachlosen auf der Straße. Was dabei herausgekommen ist, versammelt sie Meisterhaft in dem kleinen Band African Dream. Sie hat mit Menschen aus jeglichen Gesellschaftsschichten gesprochen und sich aus ihrer Komfortzone getraut, erst so konnte eine differenzierte Beobachtung entstehen. Manchmal ist es nicht verkehrt eine “Insider-Outsider Rolle” einzunehmen, als jemand zu sein, der zwar irgendwie Teil der Gesellschaft ist, aber dennoch auch von draußen drauf schaut. Genauso schafft es Linda Tutmann, sich ohne zu große Emotionalität der Thematik zu nähren und dennoch ihre Menschlichkeit nicht zu verlieren. Somit ist African Dream eine gelungene Skizze und ein guter Erklärungsversuch der südafrikanischen Gesellschaft, die möglicherweise in ihrer Komplexität ihresgleichen sucht.

Gefällt weil

African Dream ein ganz erstaunliches kleines Büchlein ist. Auf 160 Seiten inklusive den wunderbaren Fotografien von Olya Oleinic, zaubert Linda Tutmann dieses wunderbare Portrait der Regenbogennation. 2016 recherchierte sie für mehrere Monate in Kapstadt und kam seitdem immer wieder, teils auch für längere Zeit. Man merkt das die Autorin die “Mother City” gut kennt und einen Blick hinter die Kulissen werfen kann. Aus diesem Grund ist African Dream gleichermaßen für Menschen interessant, die das erste Mal nach Südafrika oder in die Kapregion reisen und auch für solche, die das Land besser kennen.

Viele Beobachtungen und Erklärungen die Linda Tutmann anstellt, kann ich teilen und kenne sie aus meinem Alltag während meiner Besuche in Kapstadt. Wer nicht nur die heile Fassade dieses erstaunlichen Landes kennenlernen will, sondern sich wirklich mit der komplexen Vergangenheit der südafrikanischen Gesellschaft auseinandersetzen will, sollte African Dream unbedingt lesen.

Was ich an African Dream außerdem schätze ist, dass Linda Tutmann sich vielerlei Quellen bedient. Sie zitiert sowohl südafrikanische als auch internationale Wissenschaftler*innen, genauso wie sie aufmerksam die lokalen Medien verfolgt und wie bereits erwähnt mit einer Vielzahl von Menschen spricht, dies macht den super Mix der Reportage aus.

Alles in allem kann ich für African Dream uneingeschränkt eine Kauf- und Leseempfehlung aussprechen und würde es gerne jedem und jeder ans Herz legen. Nicht unerwähnt sollen an dieser Stelle auch nochmal die Bilder von Olya Oleinic bleiben. Ihre Fotografin drücken einen ganz besonderen Blick auf Kapstadt aus, sodass ich manchmal zweimal hinschauen musste, um die Metropole wirklich zu erkennen. Das lässt die Bilder genauso geheimnisvoll und ambivalent erscheinen, wie es Kapstadt eben nun mal selbst ist.

African Dream

African Dream
Linda Tutmann
120 Seiten | Klappenbroschur
ISBN: 978-3-95757-717-7
15€ (D) über Matthes & Seitz Berlin


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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