Der gefrorene Himmel – Richard Wagamese

Cover des Buches Der gefrorene Himmel von Richard Wagamese

Der gefrorene Himmel
Rezension

Werbung, da Rezensionsexemplar

„Wenn ich an diesen Tag zurückdenke, sehe ich auch heute noch das Glitzern der Heckwelle, die sie hinter sich ließen, die beiden wie ein V auseinanderstrebenden Linien, die ans Ufer schwappten. Ich sehe immer noch den gebeugten Rücken meines paddelnden Vaters, die zusammengesunkene Gestalt meiner Mutter im Bug, die mit dem Ruder ins Wasser wedelt. Ich sehe das Kanu, das den Leichnam meines Bruders trägt, wie es am Steinhaufen vorbei und für immer aus meinem Blick gleitet.“

„Der gefrorene Himmel“, Seite 43

Darum geht’s in „Der gefrorene Himmel“

Lange überfällig war die deutsche Übersetzung von Richard Wagameses Meisterwerk „Indian Horse“. Der kanadische Autor erzählt in seinem Roman „Der gefrorene Himmel“, so der deutsche Titel des Buches, von Saul, der zunächst mit seiner Familie in der Wildnis aufwächst, eher entwurzelt und allein in ein staatliches Heim gesteckt wird.

Saul ist Mitglied der Ojibwe, eine Gemeinschaft der First Nations in Kanada und wächst zunächst behütet durch seine Großmutter auf. Sie leben nach wie vor wie ihre Vorfahren und ziehen durch die Weiten der Landschaft. Aber auch vor ihnen macht die katastrophale Situation der First Nations im damaligen Kanada keinen Halt. Saul wird von den Behörden in eine „Residential School“ gesteckt und erlebt dort aufs übelste Missbrauch, Rassismus und andere Gräueltaten. Das Einzige was ihm am Leben hält sind Bücher und das Eishockey, wo er ein Ausnahmetalent zu sein scheint.

Dieses Talent bleibt auch anderen nicht verborgen und durch eine glückliche Fügung kann er das staatliche Heim verlassen und wird in einer liebevollen Gastfamilie aufgenommen. Zunächst scheint sich das Blatt zu wenden, als Saul allerdings anfängt Eishockey in einer weißen Mannschaft zu spielen, verliert er sich mehr und mehr selbst und beginnt seinen Schmerz und Kummer in Alkohol zu ertränken.

„Der gefrorene Himmel“ ist ein beeindruckender Roman, der über das Unrecht an den First Nations spricht. Richard Wagamese war ein begnadeter Erzähler, der mit unter Autobiographische Anteile in den Roman einfließen lässt. Er wurde 1955 im Nordwesten von Ontario geboren und wuchs ebenfalls in Heimen und bei Pflegefamilien auf. Jegliche Beziehungen zu seinen Wurzeln wurde ihm, wie so vielen anderen seiner Generation auch, verboten.

Mich hat der „Der gefrorene Himmel“ sehr beeindruckt und berührt. Es ist gut, Stimmen der First Nations zu hören und das Klischee und die Romantisierung von „Indianern“ aufzuheben. Damit komme ich aber auch schon zu meiner Kritik an dem Buch. Ich hätte mir eine Einordnung zu dem Begriff „Indiander“ gewünscht. Meiner Meinung nach ist es schwierig, ihn unreflektiert zu übersetzen und zu verwenden. Gerade, wenn der Roman so hochpolitisch und kritisch wie „Der gefrorene Himmel“ ist.

Gleichermaßen nimmt das Eishockey viel Raum in „Der gefrorene Himmel“ ein. Ich finde es sehr passend und stimmig für den Roman, möchte es trotzdem gerne an dieser Stelle erwähnen, um keine Überraschung zu erleben. Wieso der Nationalsport der Kanadier so wichtig für Saul ist, klärt sich beeindruckend im letzten Drittel des Romans auf und macht einfach nur Sinn im Gesamtwerk von Richard Wagamese.

DER GEFRORENE HIMMEL

Der gefrorene Himmel
Richard Wagaemese
Übersetzung durch Ingo Herzke

256 Seiten | ISBN: 978-3896676672     
22€ (D) über 
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Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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