Die einsame Bodybuilderin – Storys von Yukiko Motoya

Cover des Buches Die einsame Bodybuilderin von Yukiko Motoya

„Die einsame Bodybuilderin“
Rezension

Werbung, da Rezensionsexemplar

„Eines Tages fiel mir auf, dass mein Gesicht immer mehr dem meines Mannes glich. Nicht dass mich jemand darauf aufmerksam gemacht hätte. Ich merkte es zufällig, als ich die Fotos auf meinem Computer sortierte. Ich verglich die von vor fünf Jahren, als wir noch nicht verheiratet waren, mit denen aus jüngerer Zeit, und plötzlich sah ich es, wenn ich auch nicht beschreiben konnte, worin genau die große Ähnlichkeit bestand.“

„Die einsame Bodybuilderin“, Seite 56

Darum geht’s in „Die einsame Bodybuilderin“

In elf faszinierenden Kurzgeschichten entführt uns die Autorin, Dramaturgin und Regisseurin Yukiko Motoya zu scheinbar ganz normalen Menschen, deren Fassade allerdings bei einem genaueren Blick hinter die Kulissen, zu bröckeln beginnen. Was dabei hervorkommt, ist das Bizarre, das Groteske, das Fantastische und vielleicht auch hinter alldem die Freiheit.

Viele der Geschichten sind sehr skurril und ich habe mich mehrmals gefragt, welche versteckte Botschaft Yukiko Motoya wohl für uns damit bereit hält. Zum Teil mag diese Frage auch dem geschuldet sein, dass sie als Japanerin natürlich anders Sozialisiert ist als ihre deutsche Leser*innenschaft.

Es sind so skurrile Geschichten, wie die Bodybuilderin, dessen Mann nicht mitbekommt, dass sie mehr und mehr an Muskelmasse aufnimmt und Spaß an dem harten Training findet. Oder die Frau, die eines Tages feststellt, dass ihr Gesicht mehr und mehr dem ihres Ehemannes ähnelt.

Yukiko Motoya verknüpft in den Kurzgeschichten in „Die einsame Bodybuilderin“ ganz alltägliche Momente, wie wir sie vielleicht so oder so ähnlich auch schon erlebt haben, um im nächsten Augenblick das Übernatürliche mitreinzubringen. Man hat beinah den Eindruck, die Autorin mag das Mystische und Geheimnisvolle.

„Die einsame Bodybuilderin“ ist dabei sehr kurzweilig und die Geschichten sind wahre Page-Turner. Da fällt es auch kaum ins Gewicht, dass die längste von ihnen rund 100-Seiten stark ist. Durch viele der elf Storys zieht sich ein ähnliches Thema. Es geht um Beziehungen, Identität und das Gefühl, allein zu sehen. Themen, die auch uns mehr und mehr beschäftigen und adressiert werden sollte. Dies macht Yukiko Motoya ganz subtil und mit einer Prise Absurdität.

In Japan scheint das Mystische in Form von Geistern und anderen Wesen mehr im Alltag verankert zu sein als bei uns. So mag es auch kaum überraschen, dass diese Elemente in „Die einsame Bodybuilderin“ immer wieder auftauchen. Ich habe mich bisweilen an die Animes erinnert gefühlt, die ich früher so gerne geschaut haben.

Alles in allem kann ich die Lektüre von „Die einsame Bodybuilderin“ sehr empfehlen. Auch wenn man sicherlich an der einen oder anderen Stelle ratlos zurückgelassen wird. Es macht einfach Spaß die Storys zu lesen und sich Gedanken zu machen, was dahinter stecken könnte. Das Buch überrascht auf jeder Seite und weiß mit Humor und bildhaften Sätzen zu überzeugen.

DIE EINSAME BODYBUILDERIN

Die einsame Bodybuilderin – Storys
Yukiko Motoya
Übersetzt durch Ursula Gräfe

240 Seiten | ISBN: 978-3351050757   
20€ (D) über 
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Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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