Der Löwensucher – Rezension

Titelbild des Buches Der Löwensucher

Der Löwensucher

„Was auch immer jenseits der Seen und Wälder ihrer grünen Welt lag, war für sie dunkel wie die Nacht. Sie hatte nie eine Landkarte studiert, bis es an der Zeit war, für immer fortzugehen. Von da an fuhr sie unablässig wie eine Blinde mit den Fingerkuppen über etwas, das sie sich überhaupt nicht vorstellen konnte. Dieses Unbekannte pulsierte in ihr wie ein zweiter Herzschlag. Ihr Dorf, auf der Karte nicht größer als ein Stecknadelkopf, lag näher an den Grenzen zu Polen und Lettland, als sie je geahnt hatte, ja ihr ganzes Land war nichts weiter als ein kleiner Holzspan in einer tosenden Welt. Es gab Salzmeere und Wüstenkönigreiche. Sie konnte sich nur an die Namen und die Farben auf der Landkarte halten, an sonst nichts.“

Darum geht´s in „Der Löwensucher“

„Es gibt zwei Arten von Leuten auf der Welt. Die Dummen und die Klugen. Und was bist du? Zu welchen gehörst du?“, immer wieder stellt Isaacs Mutter ihm diese Frage. Und Isaac macht sich auf die Suche. Auf die Suche nach seinem Platz im Leben und dem bisschen Erfolg, welches ihn von allen anderen unterscheidet. Gitelle ist eine starke jüdische Frau, die zwischen den Weltkriegen nach Südafrika auswandert. Sie erzieht ihre Kinder in dem Glauben, alles im Leben erreichen zu können, wenn sie es nur wollen. Und so arbeitet Isaac hart. Hart, um sich den Traum von einem anderen Leben zu erfüllen und seine Mutter stolz zu machen. Doch kurz vor dem zweiten Weltkrieg trifft er eine schicksalhafte Entscheidung, die das Leben aller in der Familie nachhaltig verändert.

Gefällt weil:

„Der Löwensucher“ unglaublich an Fahrt aufnimmt und das von Anfang an. Der Autor Kenneth Bonert schafft es von der ersten bis zur letzten Seite, eine unglaubliche Spannung aufrecht zuhalten. Der Lesende begleitet Isaac beim Erwachsen werden. Und dabei sind es nicht nur seine eigene Ansprüche, die ihm dabei im Weg stehen. Vielmehr sind es die widrigen Umstände zwischen Rassenunruhen, Diskriminierung von Jüdinnen und Juden und die Wahl, das Richtige zu machen. 

Gefällt auch: weil der Roman immer wieder unerwartete Wendungen aufnimmt. Neben Isaacs Geschichte erfährt man auch nach und nach, warum Vater und Mutter so schwer gezeichnet sind (und das kann man ganz wörtlich nehmen) und wie Südafrika im Zuge der Apartheid aussah. Neben einem spannenden Familienroman liefert „Der Löwensucher“ auch ganz nebenbei noch ein Stück Geschichte, welches sich ganz von alleine einprägt. 

Bonert hat ein tolles Gespür dafür, Situationen und Personen darzustellen. Beim Lesen lief vor meinem geistigen Auge ein ständiger Film ab, wie ich mir „Der Löwensucher“ vorzustellen habe. Ich kann dieses Buch nur jedem wärmstens ans Herz legen, der sich für Südafrika, aber auch Flüchtlingsgeschichten und einen super Page-Turner interessiert.

Der Löwensucher

Kenneth Bonert
Der Löwensucher
800 Seiten | Taschenbuch
ISBN: 978-3257243697
14€ (D) über Amazon*

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