Die letzten Strahlen eines Sterns
Amanda Lee Koe
Werbung, da Rezensionsexemplar
Das hier war ihre Welt, nicht die dort unten. Jeden Morgen summte Leni ihre Tonleiter, spürte das kitzelnde Murmeln ihrer eigenen Stimme in den Ohren, an den Wangen. Das Leben ist kurz, brummte sie, die Kunst ist lang. Bis die Tonleitern und Worte nur noch Luft waren, die durch den Kehlkopf vibrierte, und kein Zweifel mehr bestand, nur das eine klare Ziel: Ars longa – sie war für nichts anderes verantwortlich als dafür, den bestmöglichen Film zu machen – vita brevis.
Die letzten Strahlen eines Sterns, Seite 141
Darum gehts in die letzten Strahlen eines Sterns
Zufällig treffen sich die drei Schauspielerinnen Marlene Dietrich, Leni Riefenstahl und Anna May Wong auf einer Party in Berlin der 1920er Jahre. Festgehalten wird diese einmalige Begegnungen durch den Fotografen Alfred Eisenstaedt. Rund 100 Jahre später inspiriert dieses Foto die Autorin Amanda Lee Koe zu ihrem herausragenden Roman “Die letzten Strahlen eines Sterns”.
Mit Neugierde widmet sich die Lee Koe diesen drei unterschiedlichen Frauen, die sich so zufällig begegnet sind und deren Lebenswege sich auf die eine, wie andere Art immer mal wieder kreuzen sollen. So aufregend wie das 20. Jahrhundert, ist auch das Leben von Dietrich, Riefenstahl und May Wong. Alle drei sind Kinder ihrer Zeit und sehen sich mit Diskriminierung aber auch der Frage nach Schuld konfrontiert. Sie erleben den Krieg, verzweifeln, lachen, verschließen die Augen, arbeiten hart, lieben und trauen. All das in den unterschiedlichsten Kulissen von Berlin nach Los Angeles, von den Bayrischen Alpen nach Paris.
“Die letzten Strahlen eines Sterns” ist ein ganz bezaubernder und fesselnder Roman, den ich so noch nie gelesen haben. Während mir Riefenstahl und Dietrich ein Begriff waren und ich ein wenig über die beiden Frauen wusste, war es mein erster Berühungspunkt mit May Wong, die eine nicht weniger interessante Biografie hat. Geschickt webt Lee Koe die drei Lebensgeschichten zusammen und erzählt darüber hinaus auch immer wieder Episodenartig vom Leben derer Menschen, die die drei ganz zufällig berühren. Diese Nebengeschichten erinnern beinahe an Kurzgeschichten und helfen nicht selten dabei, die historischen Begebenheiten besser einzuordnen und/ oder andere Lebensrealitäten im bisweilen schillernden Leben der Schauspielerinnen zu zeigen.
Das nicht alles gold ist, was glänzt und sich ein Blick hinter die Fassaden lohnt, wird im Roman ebenfalls deutlich. Die schillernde Zeit der drei hält, aus unterschiedlichen Gründen, nicht ewig an und mit zunehmenden Alter haben wir es mit Frauen zu tun, die durch ihr Leben gezeichnet, verbittert und enttäuscht sind.
Die Lektüre von “Die letzten Strahlen eines Sterns” ist absolut fesselnd und mich hat das Buch so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Von mir gibt es eine absolute Kauf- und Leseempfehlung für diesen besonderen Roman, der mit viel Neugierde und einer Portion Fantasie, ein helles Schlaglicht auf diese drei spannenden und unterschiedlichen Persönlichkeiten legt. Fiktion und Fakten sind hier miteinander verwoben und schaffen eine fantastische Welt, die es so oder so ähnlich gegeben haben muss. Nach jeder Seite will man mehr, mehr wissen, mehr spüren, mehr sehen.
DIE LETZTEN STRAHLEN EINES STERNS
Die letzten Strahlen eines Sterns
Amanda Lee Koe
Übersetzung durch Zoë Beck
Gebunden mit Schutzumschlag
472 Seiten | ISBN: 978-3959881531
28€ [D] über Amazon (Affiliate Link)
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.