Im Einsatz für gefährdete Arten: Ein Besuch im Pangolin Rescue Center Uganda

Pangolin in einem Baum in Uganda.

Schnellen Schrittes bewegen wir uns auf dem schmalen Pfad durch eine grüne Teeplantage. Sie wurde schon länger nicht mehr bewirtschaftet und so peitschen die grünen Ästchen über unsere Beine und Arme. Die Sonne ist schon im Inbegriff unterzugehen und wir haben nicht mehr viel Zeit. Die Hügel um uns herum liegen bereits im Schatten, nur am Horizont werden die Wolken wie kleine rosa Zuckerwattebäuschchen angestrahlt. Nachdem wir eine scharfe Linkskurve vollzogen haben, sehen wir einige Männer im Feld. Sie alle tragen die hellbraunen T-Shirts der Nichtregierungsorganisation und schauen uns ebenfalls an. Erst als wir vor ihnen zum Stehen kommen, fallen mir die kleinen Tannenzapfen vor ihren Füßen auf – endlich! Lebendige Pangoline!

Die Säugetierart der Pangoline hat viele Namen. Von Schuppentier bis hin zu Tannenzapfentiere, vereint sind sie jedoch in der Tatsache, dass sie äußerst schwer in freier Wildbahn zu sehen und vom Aussterben bedroht sind. Ihnen zu begegnen ist wie ein Sechser im Lotto und doch schaffen es Wilderer*innen jedes Jahr schätzungsweise 100.000 Exemplare in Asien und Afrika illegal aus der Wildbahn zu entnehmen und sie zu verkaufen. Obwohl die Pangoline absolut harmlos sind und ihre Schuppen – du hast es vielleicht schon erraten – aus Keratin wie unsere Fingernägel bestehen, werden sie zu medizinischen Zwecken gejagt und ihr Fleisch gegessen. Ein lukratives Geschäft für Menschen, die sonst am Existenzminimum leben.

Eine aufregende Anfahrt zum Pangolin Rescue Center in Buhoma

Wir befinden uns in der Nähe von Buhoma, ein Dorf, welches vor allem fürs Gorillatrekking berühmt ist, und im äußersten Südwesten Ugandas liegt. Von hier ist es nicht mehr weit in die Demokratische Republik Kongo und eine erhöhte Präsenz des Militärs bei jeglichen touristischen Aktivitäten lässt uns dies auch nicht so schnell vergessen. Bereits die Anfahrt zum Pangolin Rescue Center Uganda  , wo wir auf den Gründer Moses und später auch auf die Schuppentiere treffen werden, ist abenteuerlich. Zwar fahren wir nur wenige hundert Meter auf der Schotterpiste, die von der Hauptstraße abgeht, aber die haben es in sich. Unser Mietwagen und wir werden ordentlich durchgeschüttelt und kurz komme ich ins Schwitzen, als vor uns schnell der Sand einer kleinen Baustelle beiseite geschaufelt wird. Während rechts von mir die Bewohner*innen des dazugehörigen Hauses ordentlich schnell schippen, wird links vor mir kurzerhand eine Bananenstaude kräftig an die Seite gezogen und ich kurble wild mit dem Lenkrad, um irgendwie durch zukommen. Geklappt! Nur beim Aussteigen im Rescue Centre merke ich, dass sich auf dem kleinen Tritt meiner Fahrer*innentür ein roter Sandhaufen türmt, den ich kurzerhand mit meinem Bein mitnehme und nun noch staubiger als zuvor schon aussehe.

Wegweiser zum Pangolin Rescue Center Uganda. Auf dem Schild liegt ein geschnitztes Schuppentier.

Wir werden herzlich durch Moses und einige andere Volunteers begrüßt und dürfen im Eingangsbereich auf einer Art Schulbank Platz nehmen. Hier wird kurz etwas zur Gründung des Pangolin Rescue Centre Uganda, was uns erwartet und wie teuer der Eintritt ist, erzählt. Moses war früher Ranger bei der Uganda Wildlife Authority (UWA) ehe er den Beruf auf Grund von gesundheitlichen Problemen an den Nagel hängen musste. Ihm geblieben ist die tiefe Liebe zum Umweltschutz und insbesondere der lokalen Flora und Fauna seiner Heimatregion. Er hat es sich zur Mission gemacht, vor allem die gefährdeten Pangoline in Uganda zu schützen und sich mittlerweile ein erfolgreiches Netzwerk aufgebaut. Immer wenn in der Region und darüber hinaus ein verletztes Tier gefunden wird, werden Moses und sein Team kontaktiert. Sie nehmen sich der Tiere an und pflegen sie so lange, bis sie wieder in die freie Wildbahn entlassen werden können. Hierfür werden dann in Zusammenarbeit mit der UWA-Schutzgebiete ausgewählt, damit die Tiere hoffentlich in Frieden und Sicherheit leben können.

Hättest du’s gewusst? Die Zunge eines Pangolins ist so lang wie sein Körper.

Nur ein ganzheitlicher Ansatz führt zum Erfolg im Kampf um den Schutz der Pangoline

Im Anschluss in diese Erzählungen bekommen wir eine Führung über das Gelände. Wieder einmal merke ich, wie wichtig nicht nur der Naturschutz, sondern auch soziale Aspekte sind. Wilderei findet oft aus der Not heraus statt. Sobald Tieren ein gewisser Wert zugesprochen wird oder es andere Einkommensquellen gibt, verlieren die illegalen Tätigkeiten ihren Reiz. Denn keine*r begibt sich gerne und freiwillig in potenziell gefährliche Situationen! So sehr auch auf Wilder*innen geschimpft wird, muss auch immer das System dahinter erkannt und benannt werden. Um also einen ganzheitlichen Naturschutz aufbauen zu können, der sowohl Mensch als auch der Natur zugutekommt, hat Moses einen sehr holistischen Ansatz. Er zieht heimische Pflanzen- und Baumarten, die er wieder in der Region ansiedelt, außerdem gibt es eine Pilzzucht der lokalen Frauengruppe, Fischteiche, einfache Unterkünfte und einen Campingplatz. Die Volunteers bekommen Wissen vermittelt und geben dieses wiederum an andere weiter. So werden sie zu Vorbildern und es findet Peer-Education statt. Ein weiteres Standbein sind natürlich Tourist*innen wie wir, die für die Tour 25$ zahlen und Souvenirs erwerben können, die ebenfalls aus der lokalen Gemeinschaft stammen.

Zwei Hände halten Termitenwaben, die die bevorzugte Speise der Pangoline sind.

Der beste Ort in Uganda, um Pangoline zu fotografieren

Zurück zu den Pangolinen. Die Tiere sind dämmerungs- bzw. nachtaktiv und morgens und abends gehen Volunteers mit ihnen spazieren. Dabei wird geschaut, wie gut sie gesunden und ob sie wieder in die freie Wildbahn entlassen werden können. Das bedeutet aber auch, dass bei deinem Besuch gerade keine Schuppentiere vor Ort sein könnten, wenn es zurzeit keine Schutzbedürftigen Tiere gibt. Die restliche Zeit des Tages verbringen sie in großzügigen Gehegen, die zu jeder Tag- und Nachtzeit von mindestens einer Person bewacht werden müssen! Verrückt, wie schützenswert diese Tiere sind, oder?

Teeplantage in der Dämmerung. In der Mitte steht ein großer Baum.

Als wir die Pangoline sehen, es sind zwei an der Zahl, trifft mich fast der Schlag! Wie niedlich können Tiere sein? Ich bin hin und weg und komme aus dem Staunen und Fotografieren kaum heraus. Kurz streifen uns die kleinen schwarzen Knopfaugen, ehe die Schuppentiere weiter munter die Erde nach essbarem durchwühlen bzw. auf einem Baum herumturnen. Ihnen so nah zu sein und Fotos machen zu können ist ein wahres Wunder und hat mich noch mehr dafür sensibilisiert, wie wichtig es ist auf die Tiere aufmerksam zu machen und deutlich zu machen, wie sehr sie unseren Schutz brauchen.

Naturschutz, welcher Hoffnung spenden

Mit diesem Erlebnis geht ein wirklich aufregender Tag zu Ende, denn am morgen haben wir Berggorillas beobachten dürfen, von denen es nur noch circa 1000 Exemplare gibt. Es ist erschreckend zu sehen, wie bestimmte Tierarten ausgerottet werden und gleichermaßen rührt es mich, wie einzelne, passionierte Menschen, ihre Energie in den Erhalt dieser Tiere stecken. Auf meinen Reisen sind mir immer wieder solche Projekte begegnet und sie sind es, die mir Hoffnung für unsere Zukunft geben. Denn so lange es Menschen gibt, die mit Pangolinen spazieren gehen, nachts an Stränden patrouillieren, um Meeresschildkröten zu schützen oder ihr Leben riskieren, um Nashörner zu bewachen, dann sollte doch alles gut werden, oder?

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