Pieter Hugo – 1994
Seitdem ich mich mehr mit Südafrika beschäftige, wird mir bewusst was für ein besonderes Jahr 1994 – mein Geburtsjahr – für dieses Land war. Bei den ersten demokratischen Wahlen am Ende der Apartheid, wurde Nelson Mandela als Präsident der Regenbogennation gewählt. Während im südlichen Afrika gefeiert wurde, fand im selben Jahr in Ruanda einer der schlimmsten Genozide unserer Geschichte statt. Auch der südafrikanische Fotograf Pieter Hugo wurde durch dieses Jahr geprägt. Er beendete die Schule und verließ sein zu Hause, während er die Umbrüche auf dem afrikanischen Kontinent verfolgte.
Mehrmals war er seitdem in Ruanda, um dort die Schrecken des Völkermordes zu fotografieren. Seine Reise 2014 sollte allerdings anders verlaufen. Gerade selber Vater geworden, sah Pieter Hugo plötzlich an allen Ecken Kinder und stellte sich natürlich zwangsläufig Fragen. Tragen diese Kinder die selben Bürden wie ihre Eltern? Werden Sie durch die Geschichte belastet sein?
So entstand das Fotoprojekt und auch spätere Buch von Pieter Hugo – 1994. Dieser Titel, obwohl so schlicht, verspricht schon vieles über den Inhalt des Bildbandes. Der Südafrikaner hat Kinder in Südafrika und Ruanda fotografiert. Dies natürlich wieder in seinem ganz eigenen Stil, der so markant ist für Pieter Hugo. Eigentlich keines der Kinder lächelt, fast schauen sie anklagend in die Kamera, immer sind sie aber wie für den Moment erstarrt. Was man im Hinblick auf die Geschichte darin sieht, ist dem Betrachtenden selbst überlassen.
Gefällt weil:
die Haptik des Buches unglaublich überzeugt. Gleich beim Aufmachen des Paketes ist mir der feine, rosafarbene Umschlag des Bildbandes aufgefallen. Auf subtile Art und Weise schimmert dort das Coverbild durch. Dies macht sofort neugierig. Außerdem passt dieses Spiel von Sehen und Nicht-Sehen – und natürlich auch eine gewisse Undurchsichtigkeit – unglaublich gut zu dem Stil von Pieter Hugo. Während die Bilder auf hochwertigem Papier gedruckt sind, findet man dieses zarte, rosa Papier im hinteren Teil von 1994 wieder. Unter der Überschrift ‚Giants‘ schreibt dort der in Kapstadt lebende Kultur Analytiker Ashraf Jamal über Pieter Hugo und die in seiner Arbeit thematisierten Länder Südafrika und Ruanda.
Gefällt auch, weil ich einfach ein unglaublicher Fan von Pieter Hugo bin. Nach wie vor faszinieren mich seine Fotografien sehr, auch wenn ich das Buch nun schon ein paar Mal in der Hand hatte. Es inspiriert mich jedes Mal zu neuen Gedanken, welche sich ganz automatisch beim Betrachten der Kinder entwickeln.
Pieter Hugo hat mit 1994 ein ganz besonderes Werk geschaffen, welches ein echtes Coffee Table Book ist. Man nimmt es immer mal wieder in die Hand, blättert rein und lässt sich von den Bildern faszinieren.
Pieter Hugo – 1994
Pieter Hugo, Ashraf Jamal
1994
92 Seiten | Bildband
ISBN: 978-3-7913-8273-9
45,00€ (D) über Randomhouse
Lesefieber Südafrika
Diese Rezension ist im Rahmen meiner Reihe zu südafrikanischer Literatur, aus und über das Land, erschienen. Im Sommer 2017 geht es für mich gut 2 1/2 Monate nach Südafrika. So stimme ich mich auf diese Zeit ein und meine Vorfreude wächst mit jeder Seite. Noch mehr Literatur zu Südafrika, findest du hier:
- Farbenblind von Trevor Noah
- Die Frau nebenan
- Der Löwensucher
- Frühstück mit Elefanten
- Pieter Hugo: Between the Devil and the Deep Blue Sea
- Südafrika mit 21
- 111 Orte in Kapstadt die man gesehen haben muss
- Gebrauchsanweisung für Kapstadt und Südafrika
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen widerspiegeln.