Wir müssen über Rassismus sprechen – Was es bedeutet in unserer Gesellschaft Weiss zu sein
Gut gesagt:
Die Richtung der Machtausübung zwischen Weißen und Menschen of Color ist das Produkt der Geschichte, die über Generationen tradiert und ideologisch gerechtfertigt wurde. Rassismus unterscheidet sich von individuellen Rassevorurteilen und Diskriminierung durch die historische Akkumulation und den fortwährenden Einsatz institutioneller Macht, um Vorurteile zu bestärken und diskriminierendes Verhalten mit weitreichenden Auswirkungen systematisch durchzusetzen.
Wir müssen über Rassismus sprechen, Seite 53
Darum geht’s in Wir müssen über Rassismus sprechen
Robin DiAngelo ist Soziologin und hat maßgeblich den Begriff der White Fragility, also der Weißen Fragilität geprägt. Dies ist das Phänomen, dass Weiße Menschen nicht über Rassismus sprechen wollen oder dessen Existenz gar leugnen. In Wir müssen über Rassismus sprechen legt Robin DiAngelo dar, was dieser Begriff genau bedeutet und woher die tiefen Struktur und die Institutionalisierung des Rassismus in unserer Gesellschaft kommen.
Zwar wurde das Buch mit Hinblick auf die USA geschrieben, es funktioniert aber gleichermaßen für Deutschland und Europa. Weiß zu sein bedeutet bestimmte Privilegien zu haben und Vorteile daraus in unserer Gesellschaft zu sehen. Wieso ein „Wir“ und „Die“ bewusst über die Jahrhunderte konstruiert worden ist und wieso Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Aussehens strukturell benachteiligt werden, dafür versucht Robin DiAngelo eine Antwort zu finden. Ein oftmals erschreckendes Buch, welches sich bewusst an ein Weißes Publikum richtet, dass sich oftmals viel zu spät mit den eigenen Privilegien auseinandergesetzt hat. Was können wir tun, um dieses System zu durchbrechen? Wie funktioniert Rassismus kritisches handeln, ohne in die Falle der Farbenblindheit zu tappen? Auch darauf gibt Wir müssen über Rassismus sprechen antworten und Denkanstöße.
Gefällt weil:
In Hinsicht auf aktuelle Debatten rund um die Black Lives Matter Bewegung, die neuen Wind durch den gewaltvollen Tod durch Georg Floyd erhalten hat, könnte Wir müssen über Rassismus sprechen nicht aktueller sein. Viele von uns haben am Blackout Tuesday ein schwarzes Quadrat auf Instagram gepostet, um auf den unbegreiflichen Tod und die vage Idee des dahinter verborgenen Rassismus aufmerksam zu machen, aber was kommt danach? Wohin mit dem Erschrecken und der Erkenntnis, dass auch unser System voll mit strukturellem, institutionellem und Alltags Rassismus ist?
Wir müssen über Rassismus sprechen lege ich allen ans Herz, die sich mit der Thematik von Rassismus und was unser Weißes Privileg ist, auseinandersetzen wollen. Die Feststellung, das wir tiefer in rassistischen Strukturen stecken, als man vielleicht denkt, tut weh. Gleichermaßen sollte dies der erste Anstoß sein, tiefer in das Thema einzutauchen. Warum wird das „Andere“ bewusst als schlecht konstruiert? Warum tauchen in den Medien, der Politik, der Wissenschaft und anderen Bereichen vorrangig nur Weiße Menschen auf? Was sind Strukturen, die diesen Status begünstigen?
Wir müssen über Rassismus sprechen liefert einige Erklärungen und sicherlich noch mehr Denkanstöße, um sich weiter mit der eigenen Position in unserer Gesellschaft zu beschäftigen. Auch wenn man nicht aus einem Wissenschaftlichen Kontext kommt, ist das Buch von Robin DiAngelo dennoch gut verständlich und mit vielen Beispielen (meist aus den USA) gespickt.
Ich bin überrascht wie gut das Buch auch auf den Deutschen Kontext passt und wie oft man sich selbst ertapp fühlt, beziehungsweise Strukturen und Muster erkennt, die wir hier ebenso haben. Es gibt allerdings eine Stelle, an der ich der Autorin vehement Widersprechen muss. Im Vorwort zur deutschen Ausgabe schlägt sie vor, People of Color einfach mit Migrant*innen zu übersetzen. Dies funktionier für mich nicht, sind beides doch absolut unterschiedliche Kontexte. Natürlich machen beide Gruppen Rassismus- und Diskriminerungserfahrungen, dennoch sind die Hintergründe andere und durch eine bloße Gleichsetzung wird man diesen nicht gerecht.
Wir müssen über Rassismus sprechen
Wir müssen über Rassismus sprechen
Was es bedeutet, in unserer Gesellschaft Weiss zu sein
Robin DiAngelo
Übersetzt durch Ulrike Bischoff
224 Seiten | Gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3455008135
25€ (D) über Amazon [Affiliate Link]
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.
Uff, noch eins für meine Antirassismus-Liste. Danke für diese Inspiration, die so wichtig ist. Danke, dass du dich damit auseinandersetzt und das auch öffentlich kundtust! <3
Sehr, sehr gern! :) Danke dir für dein Feedback.
Liebe Grüße,
Lynn