Das verkannte Juwel – Ith

Tee im Ith

Campingwochenende im Ith

Was Ith? Noch nie davon gehört? Ich muss ehrlich gestehen, ich bis vor kurzem auch nicht. Dabei ist dieser Mittelgebirgszug nur etwa 40 Kilometer von meiner Heimatstadt Hannover entfernt und ein wunderschönes Naherholungsgebiet. Nicht nur weil es der längste Klippenzug Norddeutschlands ist und charmante, kleine Dörfer beherbergt, sondern auch wegen eines geheimnisvollen Wasserbaums (dazu mehr) und seiner ruhigen Lage. Denn während gefühlt die Massen im Harz unterwegs sind (den ich im übrigen nicht missen möchte..), begegnet man auf Wanderungen im Ith kaum anderen Menschen.

“Immer links”

“Und wenn ihr euch verlauft oder zurück zum Campingplatz wollt, haltet euch immer links, immer links, immer links.”

Während Michael, der Herbergsvater im Naturfreundehaus Lauenstein, dies zu uns sagt, dreht er sich demonstrativ im Kreis. Soeben haben wir ihn nach schönen Wanderwegen in der Umgebung gefragt. Schwuppdiwup lag vor uns eine Wanderkarte des Iths ausgebreitet und Michael begann uns einen schönen Pfad einzuzeichnen.

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Gewappnet mit Wanderkarte, festem Schuhwerk und etwas Proviant machen wir uns auf den Weg. Unser Ziel – Adam und Eva. Dabei handelt es sich nicht um ein etwas spirituell angehauchtes Plätzchen, sondern um Felsformationen von denen eine entfernt an eine schwangere Frau erinnert.

Das Wandern ist des Lieschens Lust

Viele Gebiet im Ith unterstehen dem Naturschutz und das merkt man auch! Schon am Waldesrand sehen wir ein Meer aus Wildblüten und der Wald empfängt uns mit einer angenehmen, kühlen Luft. Hier darf der Wald noch Wald sein: umgestürzte Bäume, zum Teil enge Pfade und unglaubliche Felder aus Bärlauch. Der Geruch der Pflanze ist unser ständiger Begleiter und ich kann mich gar nicht satt sehen an dem von weißen Blüten bedeckten Boden.

Ith

Ein besonderes Highlight des Iths sind die vielen Felsformationen. Diese locken zahlreich Kletterer an. Aber auch für Wanderer sind sie ein lohnendes Ziel. Völlig überraschend erscheinen die zum Teil 30 Meter hohen Klippen und lassen einen staunen – so etwas erwatet man einfach nicht im sonst eher so flachen Norddeutschland.

Ith

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Der Ruf des Uhus

Nach dem anstrengenden Wandertag gönnen wir uns ein kaltes Alster. Außerdem überkommt mich eine kindliche Freude, als Michael nochmal den Kiosk für uns öffnet. Plötzlich fühle ich mich wieder 11 Jahre alt, als man all sein Geld zusammengekratzt hat, um dann Stunden zu überlegen, wie man möglichst viele Süßigkeiten für seine Münzen bekommt.

Nachdem wir uns noch eine heiße Mahlzeit gekocht haben, geht es auch langsam ins Bett. Draußen in der Natur zu sein macht eben müde! Ich kuschel mich zufrieden in meinen Schlafsack und bin gespannt, was der morgige Tag so bringen mag.

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Allerdings ist es nicht weit her mit dem Schlaf. Von irgendwo her schreit eine Frau und das ziemlich penetrant. Benommen öffne ich die Augen und höre genauer hin. So ein Quatsch! Das Uhu – Uhu aus dem Wald ist ziemlich eindeutig keine schreiende Frau. Ich Stadtkind… Vorsichtig wage ich einen Blick aus dem Zelt. Trotz strahlendem Vollmondlicht, der jede Taschenlampe überflüssig macht, kann ich nichts erkennen.

Der Wasserbaum

Beim Auschecken vom Campingplatz empfiehlt uns Michael noch den Wasserbaum:“Das ist etwas ganz einmaliges!” Und Recht hat er. So etwas habe ich wirklich noch nie gesehen. Wie ein Geysir spritzt hier das Wasser aus einem Baumstumpf. Wir stehen vor einem Rätsel, ist dies nun natürlich oder durch Menschenhand gemacht? Eine Tafel klärt uns auf: Der Wasserbau ist nichts anderes als ein Überlaufrohr. Für das nahe gelegene Sägewerk in Ockensen wurde ein stetiger Fluss an Wasser benötigt. Um nicht jedes Mal in den Stausee blicken zu müssen (was mit einem Fußweg verbunden gewesen wäre), wurde diese Fontäne durch Überdruck erzeugt. Aha! Wieder was gelernt.

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So schaut der Wasserbaum aus.

Neben Kuriositäten wie der Wasserbaum und der tollen Natur, gibt es auch viele schöne Dörfer im Ith. Beim Fahren auf den durch Bäume gesäumten Landstraßen, habe ich mich fast zurück nach Südfrankreich versetzt gefühlt. Urlaubsfeeling pur! 

Vor allem ans Herz legen möchte ich dir die Mosterei in Ockensen. Auf einem alten Bauernhof hat hier mittlerweile ein gemütliches Café eröffnet, in dem es selbstgemachten Kuchen und natürlich auch allerlei Apfelsaftsorten gibt. Im angegliederten Hofladen kann man jede einzelne probieren und geht garantiert nicht ohne einen Kanister nach Hause.

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Nach einem langen Wandertag darf es auch ruhig mal deftig sein – Strammer Max im Hofcafé

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Ein toller Kurzurlaub!

Obwohl wir nur eine Nacht dort waren, habe ich mich danach wie nach einem Urlaub gefühlt. Ich konnte lange nicht mehr so gut entspannen und genießen. Und dabei war der Aufenthalt auch noch super günstig. Sehr empfehlen kann ich dir das Naturfreundehaus Lauenstein. Natürlich gibt es dort auch nicht nur Camping Gelegenheiten, sondern auch sehr kleine, niedliche Ferienhäuser für den kleinen Geldbeutel. Direkt hinter dem Haus gibt es tolle Wanderwege und für Kinder ist die Umgebung ideal zum Spielen und Entdecken.

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Als etwas Ausbau würdig habe ich die Wegbeschreibung empfunden. Am zweiten Tag haben wir uns leider etwas verlaufen, weil die Schilder zum Teil sehr versteckt oder gar nicht vorhanden waren. Auch hat die Karte nicht immer weiter helfen kann. Erstaunlicherweise hat aber Michaels Rat, immer links zu gehen, nicht versagt. Also, immer schön links halten!

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4 Kommentare
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Gast
Uwe Siedentopf
7 Jahre zuvor

Da will ich auch hin!!!
Dein Beitrag macht echt Laune auf den Ith.

Gast
7 Jahre zuvor

Hallo Lieschenradieschen

ich war auch noch nie am Ith, obwohl ich auch gar nicht so weit von Hannover entfernt wohne. Irgendwie vermutet man in der Gegend nichts Spannendes. Aber offenbar lohnt es sich doch. Klingt gut, dass der Ith nicht so überlaufen ist wie der Harz :).

P.S. Den Campingbecher gibt es in meiner Familie auch – vor 20 Jahren gekauft!

Viele Grüße,
Heike