Der Schattenkönig – die vergessenen Frauen des äthiopischen Kriegs

Cover des Buches Der Schattenkönig von Maaza Mengiste

Der Schattenkönig – Maaza Mengiste

Werbung, da Rezensionsexemplar

Und sie weiß, dass dieses Mädchen und sie nach dieser Nacht nie wieder über ihre gemeinsame dumme Hoffnung sprechen und sich dafür schämen werden, weil diese Hoffnung nun bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen in der Mitte einer verlorenen Straße liegt. Und sie weiß auch, diese Niederlage wird sie und Aster aneinander binden in einem Pakt, der so stark ist, dass kein Mann ihn je wird brechen können.

Der Schattenkönig, Seite 129

Darum geht’s in der Schattenkönig

Maaza Menigste schreibt im Nachwort zu „Der Schattenkönig“, dass die Geschichte des Kriegs immer eine männliche war, obwohl dies für Äthiopien und für andere Auseinandersetzung nicht der Wahrheit entspricht. „Frauen waren immer da, wir sind auch jetzt da.“

„Der Schattenkönig“ ist die Erzählung von Frauen wir Hirut, Aster, der Köchin und Fifi. Jede versucht auf ihre Art die Welt zusammenzuhalten, die vor ihnen zusammenbricht. In dem Roman begeben wir uns in das Äthiopien der 1930er Jahre. Im zweiten Äthiopienkrieg fällt Mussolini 1935 in Äthiopien ein und trifft auf unerwarteten Widerstand, der nicht zuletzt von zahlreichen unerschrockenen Frauen und dem Schattenkönig ausgeht. Zwar ist Haile Selassie ins Exil nach Großbritannien geflüchtet und doch gehen Gerüchte um, dass der Kaiser selbst, begleitet durch zwei unerschrockene Leibwächterinnen, den Widerstand anführt.

Es ist beinahe unmöglich „Der Schattenkönig“ mit wenigen Worten zusammenzufassen, zu vielschichtig sind dabei die unterschiedlichen Erzählebenen. Es ist die Geschichte von Hirut, die als Waisenkind von Aster und Kidane aufgenommen wird und dort in einen Konflikt aus Trauer und Macht gerät. Es ist auch die Geschichte von Ettore, der Gefangen ist zwischen seinem Pflichtgefühl der italienischen Armee gegenüber und dem zunehmenden Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber des aufkommenden Faschismus und den Gräueltaten in Äthiopien. Und es ist schlussendlich auch der Versuch der Autorin, sich in die Gedanken des Kaisers Haile Selassie zu begeben.

All dies macht den „Der Schattenkönig“ zu einem beeindruckenden Roman, der den Krieg und all die damit einhergehenden Implikationen, vielschichtig abbildet. Das Lesen ist dadurch nicht immer einfach, aber eine Herausforderung, der man sich stellen sollte, um mehr über die äthiopische Historie und die vielen Individuen zu erfahren, die sonst oftmals in der Geschichtserzählung untergehen.

Immer wieder baut Maaza Mengiste wunderbare Sätze ein, die mich zum Verweilen und Nachdenken angeregt haben und immer mal wieder in meinem Kopf herumspuken. Allein deshalb ist „Der Schattenkönig“ eine höchst empfehlenswerte Lektüre, die nach ein wenig Gewöhnungszeit, ein wahrer Genuss werden kann.

DER SCHATTENKÖNIG

Der Schattenkönig
Maaze Mengiste
Übersetzung durch Brigitte Jakobeit und Patricia Klobusiczky
Hardcover
576 Seiten | ISBN: 978-3423282925
25€ [D] über Amazon (Affiliate Link)


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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