“Die glücklichsten Menschen der Welt” handelt von vier ehemaligen Studienkollegen, die in Nigeria ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen haben und über Umstände wieder zueinander finden. Zugegeben kein einfacher Roman, der uns allerdings viel über das Land, den Kolonialismus und ja, auch irgendwie Männerfreundschaften lehren kann. Nach über 30 Jahren hat Literaturnobelpreisträge Wole Soyinka wieder einen Roman rausgebracht, der Leser*innen mit beinahe 650 Seiten und fordert und zumindest mich auch ein wenig ratlos stehengelassen hat.
Die glücklichsten Menschen der Welt
Wole Soyinka
Werbung, da Rezensionsexemplar
Mitten im Redefluss hielt Pitan-Payne abrupt inne, die Stirn in schwere Falten gelegt; alle Frivolität war verflogen, denn Kighare Menka hatte sich einer Sprache bedient, die sie seit Jahren nicht mehr benutzt hatten. Sie war für äußerste Notfälle reserviert, ein internes SOS, nur jener “Viererbande” bekannt, die es während der Studentenzeit als Geheimcode ausgeheckt hatte. Ohne auch nur eine höfliche Entschuldigung zu murmeln, stand Duyole auf und entfernte sich so weit wie möglich von dem Mann, den er noch eben so subtil bearbeitet hatte, damit er seine Lust auf brisante Interna befriedigte.
Die glücklichsten Menschen der Welt, Seite 154
Darum gehts in Die glücklichsten Menschen der Welt
Die glücklichsten Menschen der Welt sollen in Nigeria leben. So ganz kann man das nicht glauben, wenn man in den Roman des Nobelpreisträgers für Literatur Wole Soyinka eintaucht. Er nimmt seine Leser*innenschaft mit in ein Nigeria, welches auf Grund bevorstehender Präsidentschaftswahlen völlig aus dem Häuschen ist. Es passieren skurrile, illegale, kuriose und auch unheimliche Dinge, die die zwei Studienkollegen Dr. Menka und Pitan-Payne zusammenbringen.
Unter dubiosen Umständen bieten gerissene Geschäftsmänner, aus Krankenhäusern gestohlene Körperteile, dem Chirurgen Dr. Menka an. Obwohl ein großes Geschäft dahinter steckt, geht dies über seinen ethischen und moralischen Kompass hinaus und er teilt das furchtbare Geheimnis mit seinem Freund aus Studienzeiten Pitan-Payne. Dieser ist gerade im Inbegriff, einen wichtigen Posten bei den Vereinten Nationen als Energieberater anzunehmen. Jemand versucht es allerdings mit allen Mitteln zu verhindern, dass er die Stelle annimmt. Die beiden Freunde geraten in einen Strudel aus Machtverhältnissen und können kaum sagen, wer ihre eigentlichen Feinde sind.
So weit zum Inhalt von “Die glücklichsten Menschen der Welt”. Obwohl ich den gesamten Roman gelesen habe, fällt es mir doch schwer, die Thematik in Worte zu fassen. Zu viel passiert zwischen den Zeilen, Soyinka springt von Person zu Person und Erzählstrang zu Erzählstrang. Dabei nicht den Überblick zu verlieren und die langen, detaillierten Sätze zu verstehen, ist nicht einfach. Das Buch ist sicherlich keine geeignete Lektüre, wenn man abends nur ein paar Seiten lesen will. Meine Empfehlung für “Die glücklichsten Menschen der Welt” ist es, sich Zeit für den Roman zu nehmen und so voll in der Geschichte aufzugehen.
Darüber hinaus darf man nicht erwarten, dass großartig viele Frauen im Roman vorkommen. Viel mehr stecken Männer in den Hauptrollen und Frauen tauchen allenfalls als Reinigungskräfte oder Ehepartnerinnen auf. Insgesamt viel es mir vielleicht auch deshalb als junge Frau so schwer, den Roman in all seinen Facetten zu verstehen. Ich denke das er gut ist, aber ich einfach nicht ganz dahinter gekommen bin. Es ist auch denkbar, dass mir Kenntnisse über die nigerianische Gesellschaft fehlen, die die Lektüre erst zu einem Genuss machen würden. An der super Übersetzung Inge Uffelmann kann es jedoch nicht liegen.
DIE GLÜCKLICHSTEN MENSCHEN DER WELT
Die glücklichsten Menschen der Welt
Wole Soyinka
Übersetzung durch Inge Uffelmann
Gebunden mit Schutzumschlag
656 Seiten | ISBN: 978-3896677280
24€ [D] über Amazon (Affiliate Link)
Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.