Mit dem Rad von Dresden nach Prag – meine erste Bikepacking-Tour

Eine Radfahrerin fährt über einen Feldweg. Am Himmel ist ein Band mit schwarzen Wolken zu sehen.

[Enthält Affiliate-Links] Goldenes Oktoberlicht bricht durch die bunt gefärbten Blätter. Links von mir erstreckt sich ein Wald, rechts schlängelt sich die Moldau durchs Tal und irgendwo vor mir fährt mein Partner, mit dem ich die Bikepacking-Tour von Dresden nach Prag unternehmen. Bis zu diesem Moment, kurz vor den Toren Prags, liegen allerdings schon einige Kilometer, vor allem aber Höhenmeter hinter uns. Obwohl die rund 160 Kilometer fordernd für mich waren, habe ich nie meine gute Laune verloren und ich hoffe ich nehme dir nichts von meiner Geschichte vorweg, wenn ich schreibe, dass es mit Sicherheit nicht meine letzte Tour gewesen ist! Aber von Anfang an. Wie kommt man auf die Idee, mit dem Rad von Dresden nach Prag zu fahren?

Das Fahrradfahren und ich

Ich bin eigentlich schon immer gerne Fahrrad gefahren. Ich weiß noch, wie ich zur Einschulung ein knallrotes Rad bekommen habe. Dies war mir noch ein paar Nummern zu groß, aber ich war so stolz! Eine Zeit lang bin ich auch gerne mit dem Rennrad durch die Gegend geflitzt, ob die Rampe von der Marienburg im Umland von Hannover hinab oder bei sengender Hitze auf südfranzösischen Straßen. Dort habe ich auch der Tour de France zugejubelt und kann nun behaupten, schon mal auf der gleichen Toilette wie George Hincapie gesessen zu sein. Eine Zeit lang ist diese Begeisterung jedoch etwas eingeschlafen und erst, als mein Partner mit dem Gravelbiken angefangen hat, ist auch Stück für Stück die Freude am Fahrradfahren in mir zurückgekommen.

Im Sommer 2023 hat er mich dann endlich dazu überreden können, die ersten Ausfahren mit ihm zu unternehmen. Welch eine Freude mit dem Rad über Stock und Stein zu fahren, zu hören, wie der Wind bei längeren Abfahrten um die Ohren rauscht und aus eigener Kraft etliche Kilometer hinter sich zu bringen. Nach einer kleineren Tour in die Lüneburger Heide, hier möchte ich dir unbedingt Wildwood Camping ans Herz legen, sind wir auf die Idee gekommen, mit dem Rad von Dresden nach Prag zu fahren. Jedoch nicht auf dem Elbe-Moldau-Radweg, sondern mit dem einen oder anderen Höhenmeter, Feldwegen, stillgelegten Bahntrassen und natürlich auch, Etappen entlang der Flüsse Elbe und Moldau. Wie es mir auf meiner ersten Bikepacking-Tour ging und was wir alles erlebt haben, davon möchte ich dir in diesem Blogbeitrag erzählen.

Vorbereitungen für meine erste Bikepacking-Tour

Gepackte Räder für die Tour mit dem Rad von Dresden nach Prag in einem Zugabteil.

Wie es leider doch immer viel zu oft so ist, habe ich mir zwar vorgenommen, vorab ein wenig zu trainieren und am Ende bestand doch der größte Teil meines Training daraus, Bikepacking-Videos auf Youtube zu schauen. Allerdings habe ich den guten alten Heimtrainer für mich entdeckt, oder wie es jetzt auf ein bisschen cooler heißt, zu zwiften. Zumindest dort habe ich versucht, ein paar Höhenmeter zu machen. Das es am Ende aber doch ganz anders ist, mit den Elementen um einen herum und unterschiedlichem Straßenbelag unter sich, habe ich auf unserer Tour nur allzu schnell festgestellt.

Darüber hinaus habe ich das Glück, das mein Partner tief in der Materie drinsteckt und mich mit einem Rad, Radtaschen und ordentlich Knowhow ausstatten konnte. Vorab hat mich das Wetter sehr beschäftigt, denn Ende Oktober kann es durchaus schon mal nasskalt sein und deshalb haben wir uns auch dagegen entschieden zu campen. Nachdem die grobe Route stand, wir haben sie mit Komoot geplant, haben wir sie in Etappen aufgeteilt und passende Unterkünfte an der Strecke gesucht. Unser Kriterium war dabei vor allem, dass wir unsere Räder sicher abstellen können. Das wir dann gleich auch noch so Glück mit unseren Übernachtungsmöglichkeiten hatten, konnten wir nicht ahnen. Dazu aber später mehr.

Schon im Sommer hatte ich mir im Sale ein Set aus Trikot und Radhose gekauft, welches ich die ganze Tour auch anhatte. Für obenrum hatte ich dann noch ein langärmliges Shirt aus Merinoanteilen , meinen Vaude-Windbreaker , ein Bufftuch und eine Regenjacke dabei, die ich kein einziges Mal tragen musste! Da ich schnell Probleme mit den Handballen bekomme, fahre ich außerdem noch mit Radhandschuhe und für kältere Temperaturen hatte ich noch ein zusätzliches Paar Handschuhe dabei. Für die Beine haben Knielinge komplett ausgereicht (durch meine Größe sind es eigentlich auch eher Beinlinge), sowie dicke Socken. Für den Notfall hatte ich noch eine Regenhose und Schuhüberzieher dabei. So war ich auf viele Eventualitäten vorbereitet und meines Erachtens auch gut für die Tour gekleidet. Obligatorisch ist natürlich der Helm, der bei keiner Tour fehlen sollte.

Etappe 1 – Von Dresden Hauptbahnhof nach Tisá

48 km | 810 Höhenmeter | Rund 4 Stunden reine Fahrzeit

Unsere Gravelbike-Tour von Dresden nach Prag startete am frühen Morgen mit einer Zugfahrt von Hannover in die sächsische Landeshauptstadt. Erstmal angekommen wurden wir mit strahlendem Sonnenschein und überraschend guten Radwegen begrüßt. Zunächst ging es entspannte 20 km an der Elbe entlang. Die Berge vor uns ließen jedoch schon erahnen, was heute und in den kommenden Tagen noch auf uns zukommen sollte. Nach einem kurzen Stopp an einer Tankstelle, um nochmal Wasser zu kaufen, verließen wir dann auch den ebenerdigen, gut asphaltierten Elberadweg, um uns unseren Weg durch das Elbsandsteingebirge bis nach Tisá auf tschechischer Seite, zu bahnen.

Die kommenden 28 Kilometer waren dann eines der härtesten Sachen, die ich bisher gemacht habe. Schnell habe ich festgestellt, dass ich im Gegensatz zu den Mehrtageswanderungen, keinen Appetit habe. Während ich mir beim Wandern ausmale, was ich als nächstes Essen möchte, habe ich beim Radfahren kaum etwas runterbekommen und statt Süßem, war ich vor allem auf Salziges aus. Neu war auch die Erfahrung für mich, dass zum Ende hin meine Beine irgendwann dicht gemacht haben. Selbst als ich wollte, konnte ich nicht mehr treten.

Trotz der Anstrengung konnte ich die Kilometer genießen (vielleicht auch, weil ich bergauf einige davon langsam schieben musste…). Es ist aber auch ein tolles Gefühl zu sehen, wie viel Strecke man hinter sich gebracht hat, wie die Elbe immer kleiner wird und man selbst immer höher aufsteigt und schlussendlich auch eine Ländergrenze überquert. Den Grenzstein zwischen Deutschland und Tschechien hätten wir beinahe verpasst, dafür lag er in einem märchenhaften Wald versteckt, der uns beide fasziniert hat. Insgesamt war die erste Etappe von Dresden nach Prags sehr divers. Wir sind auf Feldern ohne jegliche Wege gefahren, über Bohlen auf stillgelegten Bahntrassen geholpert, haben auf laubbedeckten Waldwegen die Abfahrten genossen und haben zwischen Felsen unsere Räder schieben müssen.

Als dann das Ortsschild von Tisá auftauchte, war ich jedoch sehr erleichtert, lockte mich doch die Aussicht auf eine ordentliche Mahlzeit und ein warmes Bett. Wir hatten ein kleines Apartment im Country House Tisá gebucht. Ein echter Glücksgriff! Das Zimmer war nicht nur ordentlich, es gab auch eine Sauna, einen Naturteich zum Schwimmen, einen kleinen Campingplatz und ein hervorragendes Frühstück für kleines Geld. Bevor ich (mein Partner ist, was das Radfahren angeht, deutlich fitter), todmüde ins Bett gefallen bin, haben wir in der örtlichen Gaststätte mit einem leckeren, tschechischen Bier angestoßen und deftig gegessen.

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Etappe 2 – Von Tisá nach Roudnice nad Labem

61 km | 617 Höhenmeter | Rund 4 Stunden reine Fahrzeit

Etappe 2 auf unserer Radtour von Dresden nach Prag hat mit einem herzhaften Frühstück begonnen. Für 7€ haben wir nicht nur ein hervorragendes Frühstücksbuffet bekommen, sondern auch frisch zubereitetes Rührei nach unseren Wünschen. Ein perfekter Start in den Tag! Gut gestärkt konnten wir uns so auf den Weg machen. Ein wenig hatte ich Respekt vor der Tor, da mir der Tag zuvor meine Grenzen auf dem Rad aufgezeigt hat. Jedoch erwarteten uns weniger Höhenmeter, insbesondere weil wir uns im späteren Tagesverlauf entschieden an der Elbe zu bleiben und so einen höheren Berg zu umfahren.

Nach dem Frühstück war die zweite große Überraschung des Tages, dass ich beim Aufsteigen aufs Rad keinerlei Schmerzen hatte. Weder der Po tat mir weh, noch ziepte das Knie oder wiesen meine Handballen Druckstellen auf. Beim Verlassen der Unterkunft fiel jedoch sofort auf, wie kühl es war und statt Sonnenschein erwartete uns satter Nebel. Wir empfanden dieses Wetter jedoch als wunderbar atmosphärisch und irgendwie passte es hervorragend zur Landschaft.

Wie es immer auf Touren so ist, ging es am Anfang natürlich erstmal bergauf. Das bedeutet jedoch auch, dass es irgendwann wieder bergab geht und nach der ersten Anstrengung auf einem Feld mit Gegenwind, konnten wir tatsächlich einige Höhenmeter hinab sausen. Wobei sausen relativ zu sehen ist. Ich habe doch noch einiges an Respekt und vielleicht auch ein bisschen zu wenig Vertrauen in mich und meine Fertigkeiten, um mich gänzlich gehen zu lassen. So musste es dann kommen, wie es kommen musste und auf einem besonders matschigen Stück, kam ich ins Schlingern und stürzte schließlich in den schwarzen, aufgeweichten Waldboden. Zum Glück habe ich mir nicht weh getan und eine wichtige Lektion gelernt. Entgegen meines Gefühls, muss man im Matsch oder auch bei sandigen Passagen weiter treten, um gerade nicht ins Schlingern zu kommen.

Die 2. Etappe war insgesamt sehr abwechslungsreich. Nach einer Waldpassage öffnete sich die Landschaft und dank eines Aussichtsturms, konnten wir das Ganze noch besser überblicken. Von dort ging es nach Ústí nad Labem, wo wir wieder an die Elbe kamen und den Rest des Tages zwar keine Höhenmeter, aber Kilometer schrubben konnten. Dies führte auch dazu, dass ich mit über 60 Kilometern am Ende des Tages, die bisher längste Etappe in meinem Leben auf dem Tacho hatte. Bis es soweit war, durften wir aber noch eine riesige Schleuse überqueren, wurden von einem Lokführer mit einem lauten Hupen gegrüßt und sind in Theresienstadt in ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte abgetaucht. Auch wenn es dieses Mal für einen längeren Besuch nicht gereicht hat, und ich mich in Radklamotten nicht angemessen gekleidet gefühlt habe, hat der Ort mit seiner eigentümlichen Stimmung einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ich möchte mit mehr Zeit nochmal wiederkommen.

Am Ende des Tages war ich froh, heile in Roudnice nad Labem angekommen zu sein und nach einer kurzen Wartezeit unsere Unterkunft beziehen zu können. Diese war zentral gelegen, für eine Nacht absolut ausreichend und wird von netten Gastgeber*innen betrieben. Im dazugehörigen Café nebenan werden süße Leckereien und auch das Frühstück serviert. Auch hier gab es wieder die Möglichkeit unsere Räder sicher in einem separaten Raum zu verschließen. Dort wurden uns auch sofort die Steckdosen gezeigt, um unsere Räder zu laden. Allerdings bewegen wir die ja durch reine Muskelkraft und mussten dementsprechend eher uns selbst Energie zuführen.

Auf Empfehlung unseres Gastgebers (und weil es nicht so viele Alternativen gab), sind wir dann in einer Art tschechischen Pub eingekehrt. Dort wurden wir zunächst wenig freundlich begrüßt und es wurde sich über uns lustig gemacht, da wir kein Tschechisch sprachen. Zum Glück war unser Gastgeber auch dort und konnte die Situation ein wenig entschärfen. Ihm war das Ganze sichtlich peinlich und er hat sich später noch bei uns entschuldigt. Nach erneut deftiger böhmischer Küche, ein paar rudimentären Versuchen überhaupt etwas Tschechisch zu sprechen und ein paar Bieren, versöhnten sich der Wirt und wir und es wurde schlussendlich ein gemütlicher Abend bei Regen draußen und Kaminfeuerprasseln im Innenraum der Gaststube.

In meinem Komoot-Profil findest du alle drei Routenbeschreibungen für die Radtour von Dresden nach Prag

Etappe 3 – Von Roudnice nad Labem nach Prag

44 km | 263 Höhenmeter | Rund 3 Stunden reine Fahrzeit

Auf der 3. Etappe wurden wir doch tatsächlich wieder mit strahlendblauem Himmel und Sonnenschein belohnt! Wenn ich an unsere Bikepacking-Tour von Dresden nach Prag denken, kann ich nur dankbar dafür sein, dass wir so viele unterschiedliche Seiten des Herbst in Tschechien gesehen haben, ohne jedoch bis aufs Mark nass geworden zu sein. Danke an die große Wettergöttin.

Zunächst nahmen wir noch unser Frühstück im Café Dortletka ein, welches ich dir sehr empfehlen kann, sollte es dich jemals nach Roudnice nad Labem verschlagen. Als wir an unseren Tisch kamen, war dieser bereits reich gedeckt mit Joghurt, Obst, Kuchen, Brot und anderen Speisen, und kurze Zeit später kam auch noch ein frischer Kaffee und Rührei. Erneut waren wir gut gestärkt und konnten unsere Tour beginnen. Natürlich ging es im Ort erstmal wieder bergauf und ich war sofort außer Puste. Egal ob beim Wandern oder jetzt auch Radfahren, morgens brauche ich erstmal eine gute halbe Stunde, um in Fahrt zu kommen. Danach geht es dann immer, aber die ersten paar Minuten sind übel.

Wenn ich an Etappe 3 zurückdenke, fällt mir vor allem goldenes Sonnenlicht ein, dass durch Herbstlaub bricht und sich in der Moldau spiegelt. Schöner hätte die Tour nach Prag nämlich nicht enden können. Die heutige, etwas kürzere Etappe, führte uns zwar in Teilen auch über asphaltierte Straßen, die zum Glück wenig Verkehr hatten, aber größtenteils immer entlang der Moldau. Schon ein cooles Gefühl, morgens an der Elbe zu starten und gegen Mittag mit der Moldau auf einen weiteren, bekannten Fluss zu treffen, der uns schlussendlich auch noch zu unserem Ziel, Prag, führen sollte.

Der Weg an der Moldau hat wenig mit den gut ausgebauten Flussradwegen in Deutschland zu tun, sondern war durchaus wild. Über Stock und Stein, links Wälder und rechts der Fluss, ging es auf Prag zu. Je näher wird jedoch der tschechischen Hauptstadt kamen, desto breiter wurde der Weg, mehr Radfahrer*innen kamen uns entgegen und irgendwann war der Weg auch wieder asphaltiert. Rund 7 Kilometer vor unserem Ziel, mussten wir dann noch eine der kleinen, niedlichen Fähren nehmen, deren Fahrplan tatsächlich auch bei Google Maps verzeichnet ist, ehe wir endlich in Prag ankamen.

Plötzlich waren wir mitten in der Großstadt. Überall Menschen, Autos und die charakteristischen, roten Straßenbahnen. Wieder ging es bergauf, wir mussten Straßen kreuzen und irgendwie die Orientierung behalten. In einem Park verfuhren wir uns dann doch ein wenig, zum Glück, muss man allerdings sagen, denn so erstreckte sich plötzlich das schönste Panorama der Stadt vor uns. Sonnenschein, der Blick auf die vielen Brücken Prags und die vielen, historischen Gebäude der Altstadt, schöner hätte meine erste Bikepacking-Tour nicht enden können!

Aussichtspunkt in Prag, von welchem man die Moldau, einige Brücken wie die Karlsbrücke, und die Altstadt überblicken kann. Der Himmel ist blau mit vereinzelten Schäfchenwolken und die Bäume herbstlich gefärbt.

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