4.Etappe des GR221: Wir treffen die Spanier

Aussicht über die Küste von Mallorca auf dem Reitweg auf der 4.Etappe des GR221

[Dieser Beitrag enthält Affiliate Links] Plötzlich ist der Pfad weg und mehr schlecht als recht stürzen wir den rutschigen Waldboden hinunter. Vor uns ist eine Gruppe Spanier und scheint auch nicht recht zu wissen, wo der Weg der 4.Etappe des GR221 verläuft. Mein Freund, der ebenfalls Spanier ist, kommt mit ihnen ins Gespräch und wir suchen eine Weile gemeinsam den Weg. Irgendwann fragt er, woher die Gruppe kommt. Lachend antworten sie: “De auqi” (“von hier”).

4.Etappe des GR221 – Wir finden neue Freunde

Erstaunlicherweise hat sich das Knie von meinem Freund nach dem Tag Erholung, wieder eingekriegt. Am nächsten Tag ist er nahezu Beschwerde frei und wir machen uns am frühen Morgen auf den Weg. Etwas schwermütig verlassen wir das Sa Fita Backpackers, es war wirklich wunderschön dort! Heute wollen wir auf jeden Fall bis in das 9 Kilometer entfernte Valldemossa gehen und dann schauen, wie weit wir noch kommen. Das eine weitere hammerharte Etappe auf uns wartet, wissen wir bis dahin noch nicht…

Die ersten Kilometer der 4.Etappe des GR221 laufen gut. Es geht stetig bergauf bis auf den Mola de Sa Comuna. Unterwegs überholen wir immer wieder eine freundliche Gruppe Spanier, die uns wiederum überholen, wenn wir rasten. Jedes Mal grüßen wir die 5 freundlich und sie grüßen ebenso nett zurück. Am höchsten Punkt des Tages (zumindest denken wir das in dem Augenblick noch), macht die einzige Frau aus dem Trupp noch ein Foto von uns. Wir entschließen uns für eine kleine Rast und genießen das Panorama. Weiter geht es durch einen kleinen Steineichenwald und immer wieder treffen wir auf Reste von alten Köhlerplätzen. Der Wald ist schön, aber dieser Teil des GR221 gehört für mich nicht zu den aufregendsten Abschnitten des Weges.

Hier ereignet sich auch oben besagte Situation. Irgendwie müssen wir vom Weg abgekommen sein und schlittern den Berg hinunter. Ein Anruf seitens der Spanier bringt Licht ins Dunkle. Zwei der 5 Warten weiter oben auf uns und gemeinsam finden wir auch wieder den richtigen Weg. Manchmal ist es wirklich erstaunlich. Eigentlich ist es so klar und doch kommt man vom beschilderten Pfad ab. Zurück findet man trotzdem immer wieder und man sieht ja, wofür solche kleinen Abenteuer gut sind.

Lynn an einem Aussichtspunkt auf der 4.Etappe des GR221

Steineichenwald auf der 4.Etappe des GR221

Bald entdecken wir auch Valldemossa und beginnen den Abstieg. Valldemossa ist sehr bekannt und soll sogar zu den meistbesuchtesten Orten in ganz Spanien gehören. Tatsächlich ist es auch recht voll und ich merke, wie sehr ich mich an die Ruhe der Berge gewöhnt habe.

Blick auf Valldemossa auf der 4.Etappe des GR221

Völkerverständigung geht durch den Magen

Als wir ein Café ansteuern sitzen dort zufällig “unsere” Spanier am Nachbartisch. Schnell kommen wir miteinander ins Gespräch. Zwar spreche ich kein Spanisch, verstehe aber viel und den Rest übersetzt mein Freund. Als dann auch noch ein krapfenähnliches Gepäck die Runde macht, eine Spezialität aus Valldemossa und sehr zu empfehlen, sind wir uns endgültig sympathisch. Spontan lädt uns die Gruppe ein, mit ihnen die Nacht im Refugi zu verbringen. Eigentlich sollten noch Freunde mit kommen, die mussten aber auf Grund von Arbeit und Krankheit absagen. Aus diesem Grund waren noch zwei Betten für uns frei. Ansonsten ist es nämlich sehr schwer, ohne vorherige Buchung einen Platz in den Wanderherbergen zu finden. Spontan sagen wir zu. Auch Núria, die bisher einzige Frau in der Gruppe, scheint sich über weibliche Unterstützung zu freuen.

Katause in Valldemossa auf der 4.Etappe des GR221

Nach einem entspannten Mittagessen machen wir uns alle gemeinsam auf. Zwar hatten mein Freund und ich nicht geplant noch die 13 Kilometer bis nach Deiá zu gehen, aber die Aussicht auf ein Bett hat uns gelockt. Natürlich geht es direkt nach Valldemossa wieder steil bergauf und ich bereite mich seelisch darauf vor, in der Mittagshitze bis auf fast 900 Höhenmeter zu wandern. In der Gruppe klappt das Laufen allerdings viel besser und unsere neuen Begleiter wissen viele Geschichten über die Gegend zu erzählen, sind sie doch waschechte Mallorquiner.

Die Höhle des Eremiten

So verlassen wir auf einem Stück die 4.Etappe des GR221 und machen uns auf die Suche nach einer Höhle. Diese wollten die 5 unbedingt anschauen und als wir da sind, verstehe ich auch warum. In dieser Höhle im Stein, hat lange Zeit ein Mann ganz alleine gelebt. Heute zeugen noch seine Bücher und andere private Gegenstände davon. Selbst eine Dusche hatte er. Diese bestand allerdings aus einem Loch in der Wand, durch welches er kriechen konnte und sich anschließend in einer Art Tropfsteinhöhle befand. Dort gab es ein kaltes Wasserrinnsal. Heute lebt dort keiner mehr, aber man kann sich die Höhle anschauen und sich fragen, welche Geschichte wohl hinter dieser skurrilen Behausung steckt?

Höhle des Eremit auf der 4.Etappe des GR221

Details in der Höhle des Eremiten auf der 4.Etappe des GR221Nachdem es wirklich weit nach oben gegangen ist, befinden wir uns plötzlich auf dem Reitweg des Erzherzogs Ludwig Salvator. Hier haben wir eine unglaubliche Aussicht über die Insel und vor lauter Staunen und fotografieren, verlieren wir fast den Anschluss an die Gruppe. Hier sehen wir auch das erste Mal so richtig den Puig Major, den höchsten Berg Mallorcas.

Anschließend geht es dann nur noch bergab. Zwar ist der Weg sehr schön, aber zum Ende hin bin ich sehr erschöpft von diesem harten Tag. Eigentlich ist Deiá die ganze Zeit in Sichtweite, aber irgendwie will und will der Ort nicht näher kommen. Selbst als wir endlich im Tal sind, müssen wir noch eine große Schleife gehen, um endlich beim Refugi zu landen. Die letzten 100 Meter schmerzen meine Füße höllisch und ich möchte mich am liebsten hinsetzen und schmollen. Bei einem Blick zurück, stelle ich allerdings auch erschrocken fest, dass wir wirklich von weit oben gekommen sind. Kein Wunder also, das ich so kaputt bin.

Reitweg auf der 4.Etappe des GR221

Schild nach Deiá auf der 4.Etappe des GR221Hungrig ins Bett

Nun mussten wir also erst die 4.Etappe des GR221 hinter uns bringen, um in den Genuss eines Refugi zu kommen. Ehe wir allerdings einchecken, sitzen wir erstmal eine gute Stunde draußen und starren vor uns hin. So erschöpft sind wir! Nur die warme Dusche lockt uns schließlich rein. Das Refugi Can Boi ist überraschend schön, nur das Essen enttäuscht gewaltig. Wie es sich an Karfreitag gehört, gibt es auch Fisch. Allerdings ein mini bisschen für jeden und auch nur eine Kelle Kartoffeln dazu. Ich bin schon entsetzt, aber die Gesichter unserer spanischen Freunde, die sicher doppelt so groß und breit sind wie ich sind, sprechen Bände. So gehen wir etwas hungrig und enttäuscht ins Bett. Und das nach so einer anstrengenden Etappe! Ob das Frühstück besser war, berichte ich dann im 5. Teil vom GR221.

Berge um Deia auf der 4.Etappe des GR221

Refugi Can Boi in Deia auf der 4.Etappe des GR221

Ein paar Fakten zur 4.Etappe des GR221

Kilometer: Bis Valldemossa sind es von Esporles aus 9,1 Kilometer. Von Valldemossa nach Deiá sind es dann nochmal 12,6 Kilometer. Im ersten Abschnitt verläuft der Weg auf guten Pfaden und Wegen und zum Teil sogar auf Asphalt. Nach Deiá runter muss man zum Teil etwas konzentrierter laufen.

Höhenmeter: Bis Valldemossa sind es 655 Meter hoch und 441 Meter runter, also insgesamt 533 Höhenmeter. Bis Deiá sind es dann nochmal 680 Meter hoch und wiederum 958 Meter runter.

Orientierung: Auf der 4.Etappe des GR221 findet man eine komplette Beschilderung bis Valldemossa anschließend muss man wieder den alt bekannten Steinmännchen folgen (oder man hat das Glück ortskundige zu treffen). Zusätzlich hatten wir immer GPS, die Karte von Map.Solutions* und den Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag*. Damit hat die Navigation wunderbar funktioniert.

Übernachtung: Das Refugi Can Boi in Deiá ist grundsätzlich empfehlenswert. Nur das mit dem Essen ist natürlich blöd, wenn man einen harten Wandertag hinter sich hatte. Zum Glück gibt es aber im Ort viele schöne Restaurants. Vielleicht war der Abend aber auch nur ein Ausrutscher, ich kann es nicht genau sagen.

Hier gehts zum ersten Teil der Serie über den GR221. In diesem erkläre ich dir, was ich eingepackt habe und wie wir nach Mallorca gekommen sind. Zur 1. Etappe des GR221 geht es hier…, die zweite Etappe findest du unter diesem Link… und die dritte hier…

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