[Dieser Beitrag enthält Affiliate Links] Als ich morgens im Zelt die Augen aufschlage wird mir klar, ich habe es geschafft! Die hohen Berge liegen hinter uns und ich habe es tatsächlich geschafft! Das vor mir aber tatsächlich noch eine sehr herausfordernde Etappe liegt, ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst.
Die 7.Etappe des GR221 – unser letzter Weg auf Mallorca
An diesem letzten Morgen auf dem GR221 nehmen wir uns nochmal bewusst Zeit, alles zu erleben und zu genießen. Da wir mit knapp 12 Kilometern eine leichte Etappe haben und es eigentlich nur bergab gehen kann, bummeln wir etwas beim Abbauen. Während ich die Gegend um unseren Zeltplatz erkunde, bin ich ganz aus dem Häuschen! Überall wachsen Alpenveilchen. Ich bin ja botanisch sowieso eine Niete, aber es überrascht mich sehr, diese kleinen Gesellen hier zu finden.
Als dann schließlich das Gepäck geschultert ist, machen wir uns auf den Weg. Unser Weg geht wieder mal durch wunderschöne Steineichenwälder und es liegt ein toller Duft in der Luft. Wir kommen gut voran und genießen das Bergpanorama, was sich uns bietet. An der Quelle Font de Muntanya, legen wir nochmal einen kurzen Stopp ein und ich fülle mein Wasservorrat wieder auf. Eines weiß ich jetzt schon sicher – dieses frische Wasser wird mir fehlen!
Durch das Vall d´En Marc
Nachdem wir die Berge endgültig hinter uns gelassen haben, führt uns die 7.Etappe des GR221 durch das Vall d´En Marc. Hier gibt es blühende Obstwiesen, grüne Felder und vor allem ist der Weg wahnsinnig langweilig! Wir hätte gedacht, dass unsere letzte Etappe nochmal so eine Herausforderung wird.
Mir fehlen jetzt schon die Berge und außerdem wird es wahnsinnig heiß. Wir huschen von Schatten zu Schatten, aber diese Felder mit Schatten sind rar. Es wird auch nicht besser, wenn wir in der Ferne mal wieder eine Finca mit Pool erspähen. Dadurch das sich wenig fürs Auge bietet, melden sich auch meine Fußschmerzen. Nur einen Kilometer vor unserem Ziel Pollenca, muss ich nochmal eine Pause einlegen. Völlig erschöpft sitzen wir auf einer Steinmauer und warten einfach nur ab.
Endlich am Ziel – Pollenca!
Aber all das Jammern hilft ja nicht und so raffen wir uns schließlich auf und schaffen – oh Wunder! – auch den letzten Kilometer. Plötzlich stehen wir am Refugi Pont Romá und nichts deutet daraufhin, das hier das Ende des Weges ist. Macht nichts, wir machen einfach Fotos mit der allgemeinen Infotafel über den GR221 und freuen uns!
Nun müssen wir allerdings noch ein gutes Stück weiter laufen, denn der eigentliche Kern von Pollenca liegt unterhalb des Refugis. Als wir endlich den Marktplatz erreichen, habe ich schon entschlossen, das ich Pollenca mag. Ein wirklich niedlicher Ort, mit kleinen Geschäften und vielen Restaurants. Wir haben natürlich wieder einen riesigen Hunger und setzen uns in eines der Restaurants. Nachdem unsere Bestellung aufgegeben ist, geht es ans Planen. Wo sollen wir heute Nacht schlafen?
Recht schnell ist die Idee verworfen nach Soller zurück zu fahren. Wir fanden den Orangen Express so niedlich und wären gerne am nächsten Tag damit nach Palma gefahren. Allerdings sind die Busanbindungen so schlecht, dass das wenig Sinn für uns macht. So entschließen wir uns noch bis nach Port de Pollenca zu fahren (nicht gehen, auch wenn dies der offizieller Weg ist, aber er soll einfach auch unglaublich hässlich sein…).
Port de Pollenca – die Grenzerfahrung!
Tja, was soll ich sagen? In Port de Pollenca erleben wir ein ganz anderes Mallorca. Eben waren wir noch auf der 7.Etappe des GR221 und mitten in der Natur, nun waren wir gefühlt auf dem Ballermann. Zwar ist das Publikum nicht ganz so jung gewesen und hatte keinen Sangria Eimer dabei, aber trotzdem uns absolut suspekt. Am erstaunlichsten fand ich eigentlich, wie wild sie alle das Wasser fotografiert haben, weil es ja so klar ist. Dabei musste ich die ganze Zeit daran denken, dass dies ein Hafenbecken ist und Mallorca so viele schöne andere Orte hat, wenn man nur aus seiner All-inc Hotelburg raus geht. Aber, und damit habe ich mich genug aufgeregt, Leben und Leben lassen und im Endeffekt ist so mehr Platz für uns Wanderer da.
Nach diesem kleinen Schock hatten wir die großartige Idee, zum Cap de Formentor zu wandern. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, die letzte Nacht am Leuchtturm schlafen. Was für eine dumme Idee! Vermutlich wäre es sehr windig geworden und sowieso nicht zwingend legal gewesen und es gibt einfach keinen verdammten Wanderweg da hoch! Also sind wir in brütender Hitze einige Stunden durch den Ort geirrt, nur um dann irgendwann entnervt aufzugeben. Ein Anruf im Refugi in Pollenca später und wir saßen wieder im Bus zurück. Was für eine Erleichterung!
So konnten wir dann schlussendlich den letzten Abend im Refugi Pont Romá ausklingen lassen. Tatsächlich waren wir dort auch keine Unbekannten. Unsere Freunde sind am Vortrag bereits dort vorbei gekommen und hatten von uns erzählt. Bei Brot, Tapas und Bier (von Ralf, der im selben Ort wie unsere mallorquinischen Freunde wohnt und dort eben Bier braut. Er wird wohl liebevoll Aleman Loco gennant…) haben wir die letzten Tage nochmal Revue passieren lassen.
Es war eine unglaubliche Zeit auf dem GR221 und eigentlich hätte ich nicht gedacht, das ich zu so etwas in der Lage bin. Und auch wenn manche Tage wirklich anstrengend waren, ich will diese Erfahrung nicht missen. Wir haben wunderbare Leute kennen gelernt, die herrliche Natur genießen und – und das ist das wichtigste – mal wieder so richtig abschalten können. Ich kann nur sagen, ich bin süchtig nach Mehrtageswanderungen geworden und ich freue mich schon auf die nächste!
Ein paar Fakten zur 7.Etappe des GR221
Kilometer: Von unserem Nachtlager hinter der Finca Binifaldó waren es noch knapp 12,2 Kilometer bis zu unserem Ziel.
Höhenmeter: Im Grunde ging es bei dieser Etappe nur bergab. Wir hatten bereits am Vortag den höchsten Punkt mit 695 Metern erreicht und auf ca. 600 Metern geschlafen. Bis nach Pollenca ging es dann auf 52 Meter runter.
Orientierung: Auf der 7.Etappe des GR221 findet man eine komplette Beschilderung des Weges. Zusätzlich hatten wir immer GPS, die Karte von Map.Solutions* und den Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag*. Damit hat die Navigation wunderbar funktioniert.
Übernachtung: In Pollenca gibt es zahlreiche Hotels. Wir haben uns allerdings für das Refugi Pont Romá entschieden und wurden auch nicht enttäuscht. Zwar haben wir nicht dort gegessen, aber das Essen sah nach deutlich mehr aus, als in dem Refugi in Deiá. Auch waren die Zimmer und Sanitärbereiche sehr sauber. Außerdem haben sie dort eine wahnsinnig schöne Katze, die eine echte Diva ist – sie ernährt sich nur von Leitungswasser und hauchdünnen Scheiben Schinken.
Bei der Planung der Wanderung für das nächste Jahr, pendele ich noch zwischen einem Städte-Dreieck in der Provence und der istrischen Westküste hin und her – auch den GR221 auf Malle schon ins Augenmerk gefasst.
Nehme immer lieber ein festes Quartier und ziehe von dort aus los, die Quartiere in Palma sind dafür wahrscheinlich zu teuer … allerdings sind die Hotels in der Provence noch teurer.
Manchmal schwer zu verstehen und das das mit zwei oder einem s bereitet noch Schwierigkeiten.
MfG
Th.Roth
Lieber Herr Roth,
bei Ihnen fühle ich mich immer etwas wie in der Schule. Vielleicht hätten Sie meine Deutschunterricht übernehmen sollen?
Trotzdem vielen Dank für das Kommentar. Ich bin sicher Sie finden noch eine tolle Wanderunterkunft.
Sehr schön beschrieben. Die Berichte wecken das Fernseh und machen Lust aufs Wandern.
Danke dir!!
Daran erkennen Sie aber, dass ich Ihre Beiträge richtig lese und nicht nur überfliege, was ich bei anderen mache.
2018 doch die Westküste Istrien fest eingeplant, trotzdem Mallorca nicht ganz aufgegeben, vielleicht als „Weihnachts-Flucht-Residenz“ für Ende 2018.
Wie das Wetter Weihnachten auf Malle ist, muss ich erst noch recherchieren, ist ja noch etwas Zeit.
MfG
herrrothwandertwieder