Rezension
Leute wie wir
Werbung, da Rezensionsexemplar
Hier hatte Melissa Zuflucht gesucht, nachdem das ganze Glas geborsten war und die Sphinx ihre Nase verloren hatte. Sie war allein hergekommen, mit nur einem Koffer, und eine Woche geblieben. An diesen Ort kommst du, wenn du dich verloren fühlst, wenn du nicht mehr sicher bist, wo du hingehörst. Du kehrst an den ersten Ort zurück, zum ersten Land, zu ihren Häkelgardinen und ihrem einzigartigen Essen, zu ihrer sicheren und offenen Tür. Du legst dich hin. Du isst etwas. Du hörst ihr zu. Und du weißt, dass dieses Haus nicht einstürzen wird. Dieses Haus ist solide und aus Backsteinen erbaut, und der Wolf wird nicht kommen und es umpusten.
Leute wie wir, Seite 401
Darum geht’s in Leute wie wir
Was steckt hinter der Fassade von Menschen, wenn sie die Haustür hinter sich schließen und all die Maskerade von ihnen abfällt? „Leute wie wir“ wirft einen Blick hinter die Fasse des scheinbar so schillernden Paares Melissa und Michael, die von ihrer Freundin Hazel als Schokokugel bezeichnet werden, weil sie so wunderbar zusammenpassen. Das anderes Pärchen, welches wir genauer kennenlernen sind Damian und Stephanie.
Allen vier ist gemein, dass sie den Zwängen des Alltags unterlegen sind und darüber ihre Liebe zueinander verlieren. Während die eine sich ihr extravagantes Leben als Redakteurin für ein Modemagazin zurückwünscht, möchte der andere wieder nach London ziehen, wo er sich unter seines gleichen fühlt, am Puls der Zeit.
„Leute wie wir“ ist ein ehrlicher Roman über Erwachsene Menschen, die von außen betrachtet alles im Leben haben und doch nicht glücklich sind. Mit ihrer schonungslosen und zugleich beinahe poetischen Sprache stellt Autorin Diana Evans Fragen an das Leben, die uns so oder so ähnlich sicherlich schon allen begegnen sind.
Wie behält man sich Leidenschaft in einer langen Partnerschaft? Was passiert, wenn einen eigentlich nur die Kinder zusammenhalten? Wie geht man damit um, wenn man einen anderen Menschen begehrt? Neben den Themen rund um Familie, Freundschaft und der Zerbrechlichkeit der Liebe, schafft es Diana Evans auch immer wieder geschickt Erzählstränge einzuflechten, die sich rund um Migration und Rassismus drehen sowie um Generationenbeziehungen und das sich verändernde Stadtbild von London.
Für mich ist „Leute wie wir“ ein rundum gelungener Roman, den man nicht so schnell in eine Schublade stecken kann. Der Roman ist definitiv ein Pageturner, der mit seiner Geschichte zu begeistern vermag. Scheinbar mühelos wechselt die Autorin zwischen den unterschiedlichen Charakteren hin und her und gibt uns Einblicke in ihre komplizierte Gefühlswelt. In dieser Geschichte ist keine*r schuldig, sondern jede*r hat sein Päckchen zu tragen.
All das ist eingebettet in das wunderbare London, dass sowohl schillernd als auch grausam sein kann. Besonders beeindruckt hat mich, wie Diana Evans auch immer wieder Analogien zwischen ihren Charakteren und der Stadt gezogen hat und wie bestimmte Motive immer wieder aufgetaucht sind. Bei meinem nächsten Besuch in London werde ich die Stadt sicherlich mit anderen Augen und wesentlich aufmerksamer beobachten.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für „Leute wie wir“. Den Roman kann ich nur allen ans Herz legen, die nach einem schönen Lesevergnügen suchen, welches gleichzeitigt auch noch Tiefgang hat und definitiv zu fesseln weiß.
LEUTE WIE WIR
Leute wie wir
Diana Evans
Übersetzung: Mayela Gerhardt
416 Seiten | Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3455009392
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Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.