Es ist früh am Morgen. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen und ich kuschel mich in meine warmen Decken. Es ist diese Zeit am Tag, kurz vor Sonnenaufgang, wenn es nochmal so richtig kalt wird. Und auch wenn der Zug gemütlich durch die Karoo zuckelt, fühlt es sich doch so an, als wäre die Zeit stehen geblieben. Als wären wir in dieser Blase aus Zug und als gebe es kein Anfang und kein Ende. Dabei sind wir noch nicht mal 24 Stunden mit dem Shosholoza Meyl unterwegs und doch könnte es auch viel länger sein. Ich krabble von meinem Hochbett runter, um das Rollo hoch zu schieben. Nicht eine Minute mehr möchte ich von dieser zauberhaften Landschaft hier verpassen. Während die Sonne langsam am Horizont erscheint, ruckelt der Zug immer weiter durch dieses riesige Land. Begleitest du mich auf meiner Reise mit dem Shosholoza Meyl von Johannesburg nach Kapstadt?
Mit dem Shosholoza Meyl von Johannesburg nach Kapstadt –
Eine einmalige Gelegenheit, Südafrika nochmal ganz anders kennen zu lernen
Unsere Reise haben wir am Vortag in Johannesburg begonnen. Fast pünktlich gegen 12 Uhr hat der bunte Zug den Bahnhof verlassen. Allerdings kommen wir nicht weit. Immer wieder stoppt der Zug für längere Zeit. Ansagen gibt es nicht, aber da wir sowieso noch 27 Stunden unterwegs sein sollen, stören uns diese Stopps auch nicht. Und noch erträglicher wird es, als eine Mitarbeiterin ihren runden Lockenkopf durch die Tür unseres Abteils steckt und fragt, ob wir Kaffee haben wollen. Natürlich sagen wir dazu nicht nein. Auch wenn ich nach wie vor Probleme habe, mich an den stark gesüßten Kaffee hier in Südafrika zu gewöhnen, gut tut er trotzdem!
Die ersten Stunden verbringen wir damit, den Moloch Johannesburg zu verlassen. Zunächst fahren wir durch die Hochhausschluchten der Innenstadt, ehe sich die einfachen Hütten der Townships, mit den Häusern der Vororte abwechseln. Schön ist das wahrhaftig nicht, aber dafür interessant!
Frühstück, Mittag und Abendessen – Verpflegung on board
Zwar haben wir mit etwas Snacks vorgesorgt, aber im Großen und Ganzen haben wir uns dazu entschieden, im Zug zu essen. Tatsächlich haben wir noch nicht mal unser Abteil verlassen, da wir regelmäßig zu den Mahlzeiten gefragt worden sind, was wir essen wollen. Dies wird dann ebenfalls direkt mit der Rechnung ins Abteil gebracht. So haben wir Sandwichs, Chicken, Bacon and Eggs und Co mit der vorbeiziehenden Landschaft genoßen. Tatsächlich überträgt sich das gemütliche Schaukeln des Zuges direkt auf mich und ich kann kaum etwas anderes machen, aus dem Fenster zu starren und die Landschaft in mir aufzusaugen.
Schlafenszeit
Wenn man mit dem Shosholza Meyl von Johannesburg nach Kapstadt fährt, empfiehlt es sich, ein Abteil im Liegewagen zu buchen. Für ca. 40€ kann man so die Nacht in einem Bett verbringen und so wirklich ganz wunderbar schlafen. Nur die Bettwäsche muss man noch dazu buchen oder einen eigenen Schlafsack mit bringen. Sogar das Bett wird einem dann bezogen und liebevoll hergerichtet. Ich zumindest habe das Rattern und das monotone Zuckeln des Zuges geliebt. Da ich zusammen mit meiner Mama gereist bin, konnten wir uns ein Zweierabteil teilen und waren so für uns. Das habe ich besonders am Abend als sehr angenehm empfunden, da es ein Waschbecken gibt, an dem man sich etwas frisch machen kann.
Gegen Abend ist es auch immer schöner geworden. Die untergehende Sonne hat die Landschaft in wunderschöne orange Töne getauft und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu staunen.
Endlich in der Karoo
Früh am nächsten Morgen begann dann der wirklich spannende Teil der Reise. Über Nacht sind wir in die Halbwüste Karoo gekommen. Ich liebe solche kargen Gegenden. Sobald die Sonne aufgegangen war, wurde es auch endlich wärmer. Für mich war es die pure Freude, dass Fenster runter zu machen und den Fahrtwind, gepaart mit der Wärme der Wüste, auf meiner Haut zu spüren. Im Prinzip ist die Karoo sehr karg und doch ändert sich das Landschaftsbild gefühlt alle 10 Minuten. Je länger der Tag voranschreitet, desto grüner wird auch die Umgebung.
Plötzlich sind wir nochmals von hohen Bergen umgeben, ehe wir in die Winelands rund um Kapstadt einfahren. Dieser Anblick ist so ganz anders als die Karoo noch vor wenigen Stunden, aber auch das genieße ich in vollen Zügen. Wie wunderschön und vor allem auch wandelbar Südafrika sein kann – unglaublich!
Mit Verspätungen ist zu rechnen
Neben den vielen Stopps kurz hinter dem Bahnhof in Johannesburg, haben wir auch an diesem Morgen einiges an Zeit verloren. Aus irgendeinem Grund war die Crew nicht an dem Ort, wo eigentlich der Wechsel statt finden sollte. Das hieß für uns, eine Stunde warten. Aber was macht das schon für einen Unterschied? Bei einer Fahrzeit von 27 Stunden, macht eine weitere Stunde den Kohl auch nicht mehr fett. Leider kommen wir allerdings im dunkeln am Bahnhof in Kapstadt an. Und hier wird es tatsächlich etwas unheimlich. Entgegen unserer Erwartungen warten dort keine Taxen auf die Reisenden. Wir laufen planlos von A nach B, ehe ein älterer Herr unsere Misslage erkennt und uns anbietet, sein Taxi zu teilen. Dankbar nehmen wir dieses Angebot an. Nächstes Mal würde ich definitiv ein Taxi vorbuchen oder ein Uber rufen. Aber irgendwie habe ich mich noch nicht mal wohl gefühlt, mein Handy raus zu holen. Schade eigentlich, denn tagsüber ist der Bahnhof von Kapstadt wirklich sehr modern und man muss sich nicht fürchten.
Alles in allem ist die Reise von Johannesburg nach Kapstadt mit dem Shosholoza Meyl mehr als zu empfehlen. Man sieht deutlich mehr als wenn man nur fliegt und es ist ein kleines, feines Abenteuer für sich.
Inspiriert dazu hat mich übrigens der Artikel von Jens von Overlandtour, der noch einiges mehr an praktischen Infos zu der Reise mit dem Shosholoza Meyl bereithält.
Vielen Dank auch an meine liebste Reisebegleitung für die Bilder von mir.
Es war soooo gemütlich! Und die Zeit ist wie Flug vergangen.
Schöner Blog Beitrag.
Da kann ich dir nur zustimmen. Es war urgemütlich. :) Danke dir!
Hallo Lynn,
ein sehr schöner Artikel und schön dass ich dich zur der Reise mit dem Zug inspirieren konnte. Mir hat die Fahrt auch super gefallen und ich würde ihn wieder nehmen.
Ich wünsche dir viel Spaß in Kapstadt und genieße die Zeit.
Viele Grüße
Jens
Hallo Jens,
vielen Dank nochmal für die Inspiration ☺️
Liebe Grüße aus Kapstadt,
Lynn
Meine Frau und ich werden diese Fahrt nochmal in November machen.
Es war eine schöne Fahrt das erste mal,nur 27 personen waren im Zug.
Klasse! Ich wünsche viel Spaß. 27 Personen ist ja echt nicht viel. Mal schauen, wie voll oder leer es dieses Mal ist.