Schlagwort: Rezension

Die erste Frau – Kirabos Suche nach sich selbst im Uganda der 1970er Jahre

Eine Hand hält das Buch "Die erste Frau" von Jennifer Nansubuga Makumbi gegen eine hellblaue Wand.

In “Die erste Frau” begleiten wir Kirabo auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden. Sie wächst bei ihren Großeltern im ländlichen Uganda auf, die sie während der andauernden Gewaltherrschaft von Idi Amin mit Liebe, aber auch Härte vor der Welt zu schützen versuchen. Je älter Kirabo wird, desto mehr stellt sie sich Fragen nach ihrer Herkunft, sucht nach ihren Wurzeln und emanzipiert sich gleichzeitig von ihrer Familie. Ein spannender Coming of Age Roman über Familie und Wurzeln, unterschiedlichen Feminismen und das Uganda der 1970er Jahre.

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Die Farbe meines Blutes

Eine Hand hält das Buch Die Farbe meines Blutes" gegen eine hellblaue Wand.

“Die Farbe meines Blutes” ist ein drei Generationen umfassender Roman, in dem sich die Autorin Denene Millner der Frage nach Familie, Zugehörigkeit und Heimat stellt. Sie ist selbst als Baby adoptiert worden und kennt ihre leiblichen Eltern nicht. Diese Familiengeschichte verarbeitet sie brilliant in ihrem Debütroman, der im Mai 2023 nun auch auf Deutsch erschienen ist.

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Fünf Julias – Was wäre, wenn all deine Social Media Nachrichten plötzlich öffentlich sind?

Eine Hand hält das Buch "Fünf Julias" von Matheus Souza gegen eine hellblaue Wand

Hacker dringen in die Datenbanken aller sozialen Netzwerke ein und veröffentlichen Abermillionen von E-Mails und Chatverläufen auf der eigens dafür angelegt Seite uLeaked. Mit Hochdruck wird daran gearbeitet, die Website wieder offline zu nehmen, aber bis dahin ist der Schaden schon angerichtet. Politiker*innen treten zurück, Beziehungen gehen zu Bruch und aus Freund*innen werden Feind*innen. Inmitten dieses Chaos treffen sich fünf junge Frauen, die nicht nur alle Julia heißen, sondern auch in unterschiedlichem Maße von dem Datenleck betroffen sind. Gemeinsam beschließen sie einen Roadtrip nach São Paulo zu unternehmen und ihren ganz eigenen Umgang mit dem Chaos zu finden.

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Liebe in Nordafrika – Let’s Talk About Sex, Habibi

Eine Hand hält das Buch Let's Talk About Sex, Habibi von Mohamed Amjahid gegen eine hellblaue Wand.

Mit „Let’s Talk About Sex, Habibi“ hat Mohamed Amjahid ein Sachbuch geschrieben, dass so ganz anders ist als seine vorherigen Publikationen. Der Autor nimmt uns mit zu Liebe und Begehren von Casablanca bis Kairo, räumt mit Vorurteilen, unnötiger Fetischisierung und Exotisierung auf und hält uns als weißen Westeuropäer*innen gehörig den Spiegel vor die Nase. Ein Buch das Spaß macht, überrascht und mir – ehrlich gesagt – auch mal die Schamesröte ins Gesicht getrieben hat.

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Salomés Zorn – eine Jugend zwischen Ausgrenzung und Gewalt in der niederländischen Provinz

Eine Hand hält das Buch Salomés Zorn von Simone Antangana Bekono gegen eine hellblaue Wand

Salomés Zorn ist groß. Sie hat so viel Wut in sich, dass sie manchmal keinen Ausweg mehr sieht und Dinge tut, die sie sich im nachhinein kaum erklären kann. Diese Wut bringt sie schließlich in eine Jugendstrafanstalt. Ausgerechnet der aus dem Trash TV bekannte Frits ist dort drin ihr Therapeut und sie sieht sich schnell mit den Vorurteilen eines Menschen konfrontiert, der “es-doch-nur-gut-meint”. Dennoch beginnt Salomé auf ihr bisheriges Leben zurückzublicken, einiges in Frage zu stellen und festzustellen, dass ihre Wut nichts an der Ignoranz der anderen ändern wird. Salomés Zorn ist der fesselnder Debütroman von Simone Atangana Bekono, über Jugend, Rassismus und die niederländische Gesellschaft.

Salomés Zorn

Werbung, da Rezensionsexemplar

Das Licht auf der Straße ist grell. Die Welt ist weiß, aber will zurück zu ihren Farben. Und während ich renne, flehe ich sie an, aber sie lässt nicht mit sich reden. Sie will rot und braun und grün und schwarz, denn es wird schon dunkel.
Sie will rot im Dunkel. Sie will blau und schwarz. Sie will gelb wie die Laternenpfähle. Sie will, dass es einen Laut von sich gibt. Und dass dieser Laut klar ist. Scharf geschliffen wie ein Schwert.
Sie will ihn hören, und sie will es jetzt.

Salomés Zorn, Seite 190

Salomé wächst in einem anonymen Dorf irgendwo in den Niederlanden auf. Je älter sie wird, desto mehr Beleidigungen, Ausgrenzungen und Gewalt ist sie ausgesetzt. Der Rassismus scheint beinahe allgegenwärtig zu sein. Da sind die unverhohlenen Blicke der Nachbarn und das offene Mobbing der Mitschüler*innen. Als Reaktion bringt Salomés Vater ihr bei, sich zu verteidigen und ihr Zorn wächst und wächst. Irgendwann wird er so groß, dass er sie in eine Jugendstrafanstalt bringt.

Ihr Therapeut ist dort ausgerechnet Frits, der durch eine Reality-TV-Show bekannt ist, die von fremdenfeindlichen Vorurteilen lebt. Frits ist dabei der Typ Rassist, der von sich selbst ein ganz anderes Bild hat. Er liebt Afrika, ist belesen und merkt nicht, dass er trotzdem voll von stereotypen Vorurteilen steckt. Diese Ignoranz macht Salomé zunächst wütend, bald schon aber merkt sie, dass sie mit ihrem Zorn die Ignoranz und Verachtung der anderen nicht ändern kann.

In episodenhaften, beinahe blitzlichtartigen Kapiteln, zeichnet die Autorin Simone Atangana Bekono nach und nach ein detailliertes Bild von Salomé. Der Roman setzt beinahe sofort mit Salomés Ankunft in der Jugendhaftanstalt ein und wirft so erstmal allerhand Fragen auf. Was hat zu der Strafe geführt? Was für ein Mensch ist Salomé? Wie lange muss sie dort bleiben? Ich fand diesen Romaneinstieg sehr geschickt, denn so wurden meine Annahmen immer wieder über den Haufen geworfen, wenn sich ein neues Puzzlestück von Salomés Biografie eingefügt hat. Denn schnell wird klar, Opfer und Täter sind oftmals nicht so einfach auseinander zu halten, wie es der Rechtspruch von Salomé vielleicht suggerieren mag.

Salomés Zorn ist ein berührender und spannender Roman, der uns in die Gefühlswelt einer Heranwachsenden eintauchen lässt. Besonders interessant fand ich, dass der Roman in den Niederlanden spielt. Ich habe bisher wenig zu Rassismuserfahrungen, aber auch dem Erwachsenwerden in unserem Nachbarland gelesen und fand es deshalb umso spannender. Gleichzeitig ist der Debütroman von Simone Atangana Bekono aber auch wahnsinnig spannend geschrieben und man mag ihn kaum aus der Hand legen. Fazit: Ein rundherum gelungener Roman, der auf weitere Veröffentlichungen der Autorin hoffen lässt.

Salomés Zorn

Salomés Zorn
Simone Atangana Bekono

Übersetzung durch Ira Wilhelm
Gebunden mit Schutzumschlag
246 Seiten | ISBN: 978-3406800009
24€ [D] über Amazon [Affiliate Link]


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Stöbern und Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen reist nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

Dein Taxi ist da – Priya Guns erstaunlicher Debütroman

Eine Hand hält das Buch "Dein Taxi ist da" von Priya Guns gegen eine hellblaue Wand.

Damani arbeitet in einer nicht all zu weit entfernten fiktiven Realität als Fahrerin einer RideSahre-App. Obwohl sie hart arbeitet, keine Fahrt ablehnt und extra Schichten übernimmt, reicht ihr Einkommen vorne und hinten nicht. Zusätzlich kümmert sie sich um ihre Mutter, die der Tod des Vaters vollkommen aus der Bahn geworfen hat. Als Jolene eines Tages in ihr Auto steigt, prallen mit aller Gewalt zwei Welten aufeinander. Zunächst scheint der Liebestaumel perfekt, doch dann verhält sich Jolene unverzeihlich und bringt nicht nur Damanis Leben durcheinander. “Dein Taxi ist da” ist ein Roman über prekäre Arbeitsverhältnisse, Kapitalismus, Liebe, Privilegien und Rassismus, rasant und unterhaltsam geschrieben durch Priya Guns.

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