Das Versprechen – Ein Roman über Schuld und Sühne in Südafrika

Hand die das Buch "Das Versprechen" von Damon Galgut in den Händen hält

Das Versprechen
Damon Galgut

Werbung, da Rezensionsexemplar

Verstehst du, sagt er, die Leute nehmen nicht immer, was man ihnen gibt. Nicht jede Chance ist auch eine Gelegenheit. Manchmal ist eine Chance eine reine Zeitverschwendung, weiter nichts.
Ja, sagt sie. Aber versprochen ist versprochen.

Das Versprechen, Seite 199

Darum geht’s in Das Versprechen

Versprochen ist versprochen – ist das immer so einfach? Nein, schreit es einem auf jeder der 366 Seiten aus Damon Galguts „Das Versprechen“ entgegen. Der Inhalt ist relativ schnell erzählt und doch lässt dies keinen Rückschluss auf die Komplexität des Romans zurück.

Die Geschwister Amor, Astrid und Anton treffen sich auf der Farm ihrer Familie, in der Nähe von Pretoria wieder. Der Anlass ist kein schöner, denn ihre Mutter ist an Krebs verstorben.  Kurz vor ihrem Tod hat sie dem Vater der drei Geschwister das Versprechen abgerungen, ihrer Schwarzen Haushälterin Salome ein Haus als Dank für ihre Hilfe, zu schenken. Zeuge dieses Versprechens zwischen den Eheleuten ist einzig die kleine Amor, die von diesem Tag dafür kämpft, dass das Versprechen eingelöst wird. Dies gestaltet sich zunächst nicht einfach, da zum Zeitpunkt des Todes noch die perfide Apartheid-Politik herrscht und Schwarzen kein Grundbesitzt gestattet ist. Aber auch mit dem Ende der Apartheid wird es nicht einfacher und die Familie entzweit sich mehr und mehr.

Ja Sir, antwortete Lexington, und einen Augenblick lang stimmen die beiden völlig überein, Südafrika bereitet ihnen beide große Sorgen, wenn auch aus verschiedenen Gründen.

Das Versprechen, Seite 88

Mir hat „Das Versprechen“ sehr gut gefallen. Es ist ein Roman, der nicht nur zum Nachdenken anregt sondern mich beinahe atemlos zurückgelassen hat. Dies liegt zum einen am Inhalt, zum anderen aber auch am Schreibstil. Es gibt keine Satzzeichen, die wörtliche Rede markieren und der Erzählstil wechselt Sprunghaft, genauso wie die Protagonist*innen. Bisweilen wirkt das Geschrieben wie ein Drehbuch oder der*die Leser*in wird direkt angesprochen. Das muss man mögen, für mich hat es allerdings perfekt zum Roman gepasst.

Die Apartheid war einmal, wir sterben jetzt Seite an Seite, in trauter Nähe. Nur das Zusammenleben müssen wir noch üben.

Das Versprechen, Seite 127

Ich war schon mehrfach in Südafrika und habe mich mit den dortigen Herausforderungen der Gesellschaft beschäftigt. Viele angesprochene Themen habe ich wieder erkannt und gerade die Tristesse des „Velds“, wo die Farm angesiedelt ist, war treffend beschrieben. Zwar gibt es wenige historische Einordnungen, wer dies sucht muss vielleicht doch ein anderes Buch lesen, aber zwischen den Zeilen sprechen immer wieder die Veränderungen von der Apartheid zur demokratischen Republik und wie sich dadurch Land und Gesellschaft verändern. Dies aus der Sicht von weißen Farmer*innen zu erleben, ist interessant.

Hier kommen wir allerdings auch schon an der Kritik zu dem Roman, die ich in Teilen nachvollziehen kann. Ein weißer südafrikanischer Mann, schreibt über die Gefühlswelt von weißen Menschen in Südafrika. So weit so gut, dennoch kommt die Stimme von zum Beispiel Salome nicht vor. Dies wird von einigen Seiten kritisiert. Ich glaube das dem Autor die Kritik bewusst ist, denn am Ende des Romans findet Amor eine Notiz von Anton die besagt, dass es für ihn unmöglich ist, (…) für jemanden anderen zu sprechen als für sich selbst (Seite 347).

Darüber hinaus wird auch die Thematik aufgegriffen, inwiefern weiße Südafrikaner*innen ihre Schuld durch Geld begleichen können. Hier könnte man dem Autor „White Guilt“ vorwerfen, ich lese es allerdings anders. Am Ende kommt es hier vielleicht auch auf der*die Rezipient*in an, wie „Das Versprechen“ aufgegriffen wird. So oder so finde ich es sehr gut, dass durch den Roman genau solche Diskussionen angestoßen werden.

Noch ein paar Worte zur Übersetzung. Ich finde es sehr gelungen, dass Thomas Mohr einige klassische, südafrikanische Ausdrücke wie „shame“ oder „Ag“ nicht übersetzt hat. Dies tut dem Roman gut. Weitausweniger gut finde ich, dass „race“ ins Deutsche übersetzt worden ist. Der Begriff hat im Deutschen einfach eine andere Bedeutung und lässt sich in meinen Augen nicht 1:1 übersetzen. Hier hätte ich mir von Luchterhand zumindest eine Einordnung oder andere Begriffe gewünscht.

„Das Versprechen“ weiß zu polarisieren und regt zum Diskutieren an, das was ein Roman leisten sollte. Vieles steht meines Erachtens zwischen den Zeilen und man muss es aushalten können, dass die Charaktere nicht unbedingt sympathisch sind. Trotzdem möchte ich eine große Empfehlung für den Roman aussprechen. Ich habe lange nicht mehr so intensiv und gebannt an einem Stück gelesen, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

DAS VERSPRECHEN

Das Versprechen
Damon Galgut
Übersetzung durch Thomas Mohr
Hardcover mit Schutzumschlag
368 Seiten | ISBN: 978-3630877075
24€ [D] über Amazon (Affiliate Link)


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Schaue alle Kommentare an