Als die Stadt in Flammen stand – Ein Jugendroman über zwei ungleiche Charaktere

EIne Hand, die das Buch "Als die Stadt in Flammen stand" gegen eine schwarze Wand hält.

Als die Stadt in Flammen stand
Kimberly Jones & Gilly Segal

Werbung, da Rezensionsexemplar

Ich schluckte schwer und nickte. “Campbell.”
Lena blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an.
“Du hast mich Becky genannt, aber ich heiße Campbell.”
“Wie die Suppe?” Ihr Ton ist scharf, aber einer ihrer Mundwinkel wandert nach oben. Es ist zwar nicht mal annährend ein richtiges Lächeln, aber es ist da.
“Ja”, antworte ich. “Wie die Suppe.”
“Und da sagen alle, Schwarze hätten dämliche Namen.” Sie schüttelt den Kopf. “Okay Campbell Soup. Bist du bereit dich darauszuwagen?”

Als die Stadt in Flammen stand, Seite 71

Darum gehts in Als die Stadt in Flammen stand

Per Zufall landen die beiden ungleichen Charaktere Lena und Campbell in einer verzwickten Situation. Die eine der beiden kleidet sich gerne modisch, hat einen angesagten Freund der Musikproduziert und einen Plan für ihre Laufbahn. Die andere hingegen möchte nur ihr Abschlussjahr hinter sich bringen und sehnt die Zeit zurück, als sie noch bei ihrer Mutter gelebt hat und auf eine Schule mit vielen Freund*innen gegangen ist.

Am Abend eines Footballmatches geraten die beiden in eine Auseinandersetzung der Zuschauer*innen, welche bald schon hochkocht. Als sich Schüsse lösen flüchtet sich Lena in den kleinen, stinkenden Kiosk, wo Campbell gerade Dienst schiebt. Für beide beginnt hier eine abenteuerliche und emotionale Flucht durch eine Stadt, in der die Auseinandersetzungen mehr und mehr zum Flächenbrand werden. Die beiden Mädchen sind dabei keineswegs Spielbälle höherer Kräfte sondern ermächtigen sich ihrer eigenen Fähigkeiten und helfen sich gegenseitig, diese Schicksalsträchtige Nacht zu überleben.

“Als die Stadt in Flammen stand” ist ein atemloser Jugendroman, den man gut an einem Nachmittag lesen kann. Interessant sind die hierbei sich abwechselnden Perspektiven von Lena und Campbell, die natürlich durch ihre jeweilige Sozialisation geprägt sind und die Situation zum Teil ganz unterschiedlich bewerten. Diese Erzählmethode ist ein interessanter Kniff, um die unterschiedlichen Lebensrealitäten von weißen und Schwarzen US-Amerikaner*innen zu verdeutlichen. Die beiden stehen so sinnbildlich für eine gespaltene Gesellschaft, der es manchmal nicht leicht fällt sich in einander hineinzuversetzen und einen Schritt aufeinander zu zugehen.

Das Thema Rassismus zieht sich durch das Buch, allerdings bin ich nicht sicher, inwiefern Jugendliche diesen zwischen den Zeilen erkennen können. Insbesondere da “Als die Stadt in Flammen stand” auf den US-Amerikanischen Kontext zugeschrieben ist. Nichtsdestotrotz bin ich sicher, dass der Roman zu unterhalten weiß und sicherlich den einen oder anderen Denkanstoß gibt. Das lange unklar ist welche Hautfarbe Lena und Campbell haben, finde ich eine interessante Überlegung, die auch immer wieder die eigenen Stereotypen herausfordert.

Alles in allem ist “Als die Stadt in Flammen stand” ein spannender Pageturner, der sowohl etwas für Jugendliche ist als auch interessierte Erwachsene. Sprachlich muss man sich natürlich ein wenig auf Jugendsprache einstellen, aber dies macht natürlich auch den Reiz des Buches aus. Besonders interessant fand ich die Beschreibung, wie schnell sich Konflikte in einer Stadt ausbreiten können und eskalieren. Oftmals sitze ich vor dem Bildschirm und frage mich, wie es zu Massenunruhen und Plünderungen in den USA kommen kann. “Als die Stadt in Flammen stand” gibt zumindest in Teilen eine Antwort darauf.

ALS DIE STADT IN FLAMMEN STAND

Als die Stadt in Flammen stand
Kimberly Jones & Gilly Segal
Übersetzung durch Doris Attwod
Softcover
272 Seiten | ISBN: 978-3570314630
10€ [D] über Amazon (Affiliate Link)


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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