Friday Black – 12 Storys von Nana Kwame Adjei-Brenyah

Cover des Buches Friday Black von Nana Kwame Adjei-Brenyah

Friday Black – Storys

Rezension

Gut gesagt:

“Er holte tief Luft und fuhr die Schwarzheit seiner Stimme auf einer Skala von ein bis zehn auf 1,5 herunter. (…) An jenem Morgen ging es, wie jeden Morgen, schon bei der ersten Entscheidung, die er traf, um seine Schwarzheit. (…) In der Öffentlichkeit, wo ihn die Leute sahen, war es unmöglich, seine Schwarzheit auch nur annährend auf 1,5 herunterzuschrauben. Wenn er eine Krawatte und gute Schuhe trug, immerfort lächelte, in Zimmerlautstärke sprach und die Hände eng und ruhig am Körper herabhängen ließ, konnte er seine Schwarzheit auf 4,0 verringern”

Friday Black, Seite 9

Darum gehts in Friday Black

In zwölf Kurzgeschichten nährt sich der Autor Nana Kwame Adjei-Brenyah Themen wie Alltagsrassimus in den USA, das Heranwachsen, Gewalt und Konsum. Bisweilen sind die Geschichten erschreckend realistisch oder zeichnen eine düstere Dystopie. Was ihnen gemeinsam ist, sind die Erfahrung aus denen heraus sie geschrieben worden sind. Wie fühlt es sich an in den USA jung und Schwarz zu sein? Was für Spuren hinterlassen alltägliche Ungerechtigkeiten? Diese Fragen lässt Adjei-Brenyah geschickt in Friday Black einfließen und zeigt so eine ganz eigene Sicht auf die Dinge, die am Lesenden sicherlich nicht spurlos vorbei gehen. Ein beeindruckendes Buch!

Gefällt weil

Friday Black etwas ganz besondere ist. Bisher habe ich selten ein Buch gelesen, was mich gleichermaßen so verstört und gefesselt hat. Zwar zeichnet Adjei-Brenyah düstere Dystopien, gleichermaßen ist ihnen auch eine gewisse Komik inne und die Hoffnung, das so unsere Zukunft nicht aussehen muss.

Besonderes interessant fand ich die Verknüpfung zwischen Rassismus und Konsum. Oftmals ist uns (damit meine ich die Weiße Mehrheitsgesellschaft in Europa und den USA) nicht bewusst, wer unsere Kleidung produziert, wer sie verkauft und welche Rolle wir in diesem Gebilde aus Zahnrädern einnehmen. Adjei-Brenyah hält uns alle in Friday Black einen Spiegel vor Augen und zeigt eine Realität die nicht in Ordnung ist. Auch wenn einiges stark überzeichnet daherkommt, ist es nicht weit weg von Schlagzeilen, die wir täglich in der Zeitung lesen und Emotionen, die absolut nachvollziehbar sind.

Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich nicht alles in Friday Black verstanden habe. Zu fein sind zum Teil die Nuancen, als das sie Teil meiner Lebensrealität sind und dementsprechend von mir wahrgenommen werden können. Friday Black entfaltet sicherlich je nach Leser*innen einen ganz eigenen Sog und eine ganz andere Wahrnehmung. An dieser Stelle wäre es spannend in den Austausch mit Menschen zu kommen, deren Lebensrealität eine andere ist als meine und somit auch andere (oder überhaupt) Rassismus Erfahrungen machen.

Sicherlich könnte ich noch mehr über Friday Black und die Intention hinter den Geschichten von Adjei-Brenyah philiosophieren. Ich denke aber auch, dass jede*r dieses Buch so uneingenommen und vorurteilsfrei wie möglich lesen sollte. Eines kann ich auf jeden Fall versprechen, es wird dich noch eine Weile beschäftigen. Das Buch ist unglaublich raffiniert geschrieben (man beachte alleine den Titel Friday Black mit der Analogie zu Black Friday) und entfaltet einen großen Sog.

Sicherlich ist dennoch auch eine Trigger Warnung angebracht. Im Buch werden zum Teil recht brutale Gewaltvorstellung und Rassismuserfahrungen beschrieben. Gerade auf Grund einiger sehr gelungener Kurzgeschichte in Friday Black, möchte ich trotzdem allen die Lektüre ans Herz legen, die kein Problem mit solchen Schilderungen haben.

Friday Black

Friday Black
Nana Kwame Adjei-Brenyah
Übersetzt von Thomas Gunkel

241 Seiten | Gebundenes Buch
ISBN: 978-3-328-60129-6
20€ (D) über Amazon [Affiliate Link]
Erschienen im Penguin Verlag


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

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