Schlagwort: Rezension

Das kann uns keiner nehmen – das großartige Abenteuer einer Freundschaft

Cover des Buches Das kann uns keiner nehmen

Das kann uns keiner nehmen – Rezension

Gut gesagt:

“Bevor er sein Silberferkel bestieg, schlang er sich das Tuch locker um den Hals, beugte sich vertraulich zu mir herüber und zwinkerte mir zu: Heut Abend wolle er sich das Tuch um den Kopf wickeln, ich müsse ihm zeigen, wie ich es immer mache. Damit kämen wir wie die zwei Halunken daher, Princess Pat wäre entzückt, “und i bin dann der Windeltscharli.”
Er hielt mir die Faust hin, auf daß ich die Sache mit ihm besiegele.
“Hocherfreut”, schlug ich ihn mit meiner Faust ab und deutete eine knappe Verbeugung an, “Windelhansi.”
Wir lachten einander an, vielleicht waren wir ja jetzt Freunde.”

Das kann uns keiner nehmen, Seite 163

Darum geht’s in Das kann uns keiner nehmen

Hans hat noch eine Rechnung mit dem Kilimandscharo offen und so besteigt der zurückhaltende und weltoffene Hamburger den höchsten Berg Afrikas. Am Grund des Kraters ist er hingegen jeglicher Erwartungen allerdings nicht allein. Sein Zelt hat der Tscharli aufgestellt, ein Ur-Bayer, der so ganz anders ist als der ruhige Hans. Obwohl die beiden Charaktere so unterschiedlich sind, werden sie in der Nacht durch einen heftigen Schneesturm wider Willen zusammengeschweißt. Was darauf folgt ist eine chaotische Reise durch Sansibar, aber auch zu den dunklen Abgründen der Vergangenheit, denn jeder der beiden hat sein Päckchen zu tragen.

Gefällt weil:

Ich sofort in den Schreibsstil von Das kann uns keiner nehmen hineingekommen bin und danach den Roman nicht mehr aus der Hand legen wollte. Zugegebenermaßen hat mich Tscharli am Anfang sehr genervt, aber ebenso wie Hans seine Meinung zu dem Bayern geändert hat, haben sich auch meine Gefühle dazu entwickelt. Zweifelsohne ein geschickter Zug des Autors Matthias Politycki, dessen Raffinesse grandios ist.

Ein wenig Hans steckt wohl in uns allen drin. Er ist einer der Guten und vertritt seine Ansichten, die er für richtig hält. Dass er dabei manchmal übers Ziel hinausschlägt und gar in falschen Vorurteilen versinkt, fällt nicht nur dem aufmerksameren Leser*innen auf, sondern auch dem sich stetig reflektierenden Hans. So werden scheinbar ganz nebenbei große Themen wie Rassismus und Entwicklungszusammenarbeit dargestellt, dekonstruiert oder ad absurdum geführt. Wir alle sind Menschen die Fehler machen und Hans und Tscharli sind davor nicht gefreit, das macht den Roman so nahbar und gut.

Was beide ausmacht ist, dass sie noch eine Rechnung mit dem Leben offen haben. Genau das strahlt der Roman auch aus, bei all der Fehlbarkeit und Menschlichkeit, spürt man die Lust am Leben. All das ist eingerahmt in das ostafrikanische Land Tansania, welches mit dem Kilimandscharo und Sansibar zwei gewaltige, wie unterschiedliche Kulissen liefert.

Was besonders begeistert, und das macht sicherlich den Stil von Politycki aus, ist das er für solch einen gewaltigen Roman nur knapp an die 300 Seiten benötigt. Dabei sind die Romanfiguren und Erlebnisse so lebendig, dass sie einen fast aus dem Buch heraus anspringen. Hier ist ein wahrer Meister am Werk und es ist eine Freude Das kann uns keiner nehmen zu lesen.

Was man nicht von Das kann uns keiner nehmen erwarten sollte ist ein Abenteuerroman über die Besteigung des Kilimandscharos. Ich muss zugeben das ich dies ein wenig erwartet habe, dabei löst sich die Situation am Berg nach nur wenigen Seiten. Nachdem ich dies verdaut hatte ging es aber ganz schnell, dass ich zurück in den Takt des Romans fand. Mehr als ein Abenteuerroman ist es nämlich ein Abschiedsroman, sei es von der Liebe oder dem Leben.

Einen Wehrmutstropfen muss ich dennoch aussprechen, zu oft wurde mir plakativ der Satz “Das ist Afrika” oder “So ist das in Afrika” wiederholt. Das finde ich tatsächlich unnötig und festigt nur Stereotype über einen Kontinent, der alles andere als homogen ist und Singularität beweist.

Das kann uns keiner nehmen

Das kann uns keiner nehmen
Matthias Politycki
304 Seiten | Gebundenes Buch
ISBN: 978-3455009248
22€ (D) über Amazon [Affiliate Link]


Disclaimer: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Dafür erstmal ein herzliches Dankeschön. Wie immer gilt aber, das Geschriebene spiegelt meine eigene Meinung wieder. Sollte mir etwas nicht gefallen, sage ich das auch. Ansonsten suche ich mir selber aus, welches Buch ich rezensieren möchte. Das heißt du wirst auf Lieschenradieschen nur authentische Leseberichte finden, die meinen eigenen Interessen entsprechen.

Alle, außer mir – ein bewegender Roman über den italienischen Kolonialismus bis hin zur Gegenwart

Cover des Buches Alle, außer mir von Francesca Melandri

Alle, außer mir – Rezension

Gut gesagt:

„Man sagt, wenn ein Mensch stirbt, ist es, als würde eine ganze Bibliothek in Flammen aufgehen. Ich weiß nun, dass ich nur wenige der geheimen Bücher meines Vaters gelesen habe, bevor das Feuer sie verschlang, und wahrscheinlich auch nicht die wichtigsten. Es gibt noch mehr davon, sehr viele, die ich nicht einmal in der Hand gehalten habe, deren Titel auf dem Buchrücken ich nicht gelesen habe.“

Alle, außer mir, Seite 592
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Rezension Mit Burka und Bikini

Hand die das Buch Mit Burka und Bikini hält

Mit Burka und Bikini – Manchmal bedeutet Liebe dorthin zurückzukehren, woher du kommst

Gut gesagt:

“Ich hatte nicht erwartet, dass ihr Urteil auf meine Wahrheit so blitzartig und automatisch ausfallen würde. Doch sosehr mir die Worte auch die Tränen in die Augen schießen ließen, so war ich doch froh, es ausgesprochen zu haben. Ich hatte meine Wahrheit gesagt. Meine Mutter hatte mit der ihren geantwortet. Wahrheit bedeutet, sich selbst treu zu sein, und das waren wir beide gewesen. Das wusste ich.”

Mit Burka und Bikini, Seite 312
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Mit DuMont zu den spannendsten Reisezielen in Deutschland und Europa

Cover des DuMont Bildbandes 52 kleine & große eskapaden - ab nach draußen! Wochenenden in Deutschland

Mit 52 kleine & große Eskapaden – Wochenende in Deutschland und Die entspannten Städte in Eruopa hat der DuMont zwei Titel herausgebracht, die zu Ausflügen nach Deutschland und Europa locken. Da durch Corona größere, internationale Reisen voraussichtlich erstmal nicht machbar sind, lohnt sich ein Blick in diese zwei wunderschönen Titel.

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Barracoon – Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven

Hand die das Buch Barracoon hält

Barracoon – Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven
Rezension

Gut gesagt:

“So viele Worte vom Verkäufer, aber kein einziges Wort von den Verkauften. Von den Königen und Kapitänen, deren Worte Schiffe bewegten. Aber kein einziges Wort von der Fracht. Die Gedanken des “schwarzen Elfenbeins”, “Währung Afrikas”, hatten keinen Marktwert. Afrikas Abgesandte in die Neue Welt kamen und arbeiteten und starben und hinterließen ihre Spuren, aber keinen schriftlich festgehaltenen Gedanken. Von all den Millionen, die von Afrika nach Amerika transportier wurden, ist nur noch ein einziger Mann am Leben. Er heißt Cudjo Lewis und lebt zum gegenwärtigen Zeitpunkt in Plateau, Alabama, einem Vorort von Mobile. Dies ist die Geschichte dieses Mannes.”

Barracoon, Seite 36
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How to shit in the woods (Wie man im Wald sch…) – der etwas andere Ratgeber

Cover des Buches How to shit in the woods

How to shit in the woods (Wie man im Wald sch…) – Rezension

Gut gesagt:

“(…) dann gibt es noch andere drängende Fragen. Etwa, was macht man und frau bei einer tagelangen Kanutour? Wie kann sich der Campingreisende diskret erleichtern? Wie bitteschön baut man sich einen anständigen Thron in Mutter Natur? Und wie kann frau im Stehen pinkeln und so quasi ihren Mann stehen? (…) Müssen kann auf Reisen hier und da schon mal zu einem, na ja, sagen wir, drängenden Problem werden. Dieses Buch nimmt sich des Themas ganz ohne Berührungsängste an. Bei allem Humor, der sich zwischen die Blätter drängt, handelt es sich bei den folgenden Seiten durchaus um einen ernst gemeinten Ratgeber. Ein “Muss” für alle Reisenden getreu dem Motto” Vorbereitet sein, wann und wo die Natur ruft.””

How to shit in the woods, Seite 8
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